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Historical Weihnachtsband 1990

Titel: Historical Weihnachtsband 1990 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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stand, hatte er einer Trennung zugestimmt.
    Doch dann hatte sie entdeckt, daß sie ein Kind erwartete. Nachdem sein Sohn auf der Welt war, wollte Daniel diesen nicht mehr verlieren. Deshalb hatte er sich geweigert, Millicent ziehen zu lassen, falls sie ihm Matthew nicht überließ. In diesem lieblosen, jämmerlichen Zustand hatten sie miteinander weitergelebt. Dann war sie gestorben. Das Land, das sie so sehr gehaßt hatte, hatte sie getötet. Er, Daniel, hatte sie umgebracht mit seiner Weigerung, sie freizugeben.
    Er hatte sich versucht einzureden, daß nur Millicent das Panhandle gehaßt hätte, doch das stimmte nicht. Dieses Land war rauh und hart, ungeeignet für das zarte Wesen einer Frau. Viele Frauen hatte er schon klagen hören: über die Einsamkeit, die Entbehrungen, das Wetter und die flache, eintönige Landschaft. Eines Nachmittags, etwa eine Woche nachdem Melinda auf die Ranch gekommen war, hatte er ein Gespräch zwischen ihr und Lula Moore in der Küche belauscht. Darin hatte sie die Vorzüge von East Texas gepriesen und Lula von ihrem Traum erzählt, genug Geld zu sparen, um dorthin zurückzukehren. Melinda haßte die Gegend, wie jede andere Frau auch. Wie Millicent.
    Aber nicht nur das Land trug Schuld daran, daß seine Liebe zu Millicent erlosch. Sie war ihm mit ihrer Schwäche, ihrer Schwermut und ihren ständigen Klagen auf die Nerven gegangen. Weder für ihn noch für die Ranch hatte sie sich interessiert, sondern nur für Kleider, Frisuren und Geschwätz. Es hatte den Anschein, als wüßte sie nichts Vernünftiges mit sich anzufangen.
    Natürlich wurden von Frauen solche Wesenszüge erwartet. Daniel erinnerte sich, wie reizend mädchenhaft er ihr Geplapper gefunden hatte, bevor sie verheiratet waren, und wie nachgiebig er gelächelt hatte, wenn sie einen hübschen Flunsch gezogen und ihn gebeten hatte, nicht von Geschäften und „solchen Männerangelegenheiten" zu sprechen. Zu jener Zeit hatte er nur zu gern den Glanz ihrer blonden Locken und die Zartheit ihrer Haut und die samtige Schönheit ihrer Augen gepriesen. Es hatte ihn glücklich gemacht, wenn er sie vor den albernen kleinen Dingen beschützen konnte, vor denen sie sich geängstigt hatte.
    Dieser Charme hatte sich allerdings rasch in Ärger verwandelt, wenn sie während eines Gewitters unter den Bettdecken gekauert oder ihn entsetzt angesehen hatte, wenn er sie aufgefordert hatte, mit ihm über die Ranch zu reiten oder mit den
    „rauhen, wilden Männern" die Mahlzeiten einzunehmen. Ihre mädchenhafte Schüchternheit hatte sich im Ehebett als Kühle und Abscheu entpuppt. Zu Anfang war er sich wie ein Unhold vorgekommen, weil er ihren zarten, jugendlichen Körper begehrte, doch das Verlangen war bald großer Gleichgültigkeit gewichen.
    Daniels eigenwilliges Herz sagte ihm immer wieder, daß Melinda Ballard anders war.
    Noch niemanden hatte er härter arbeiten sehen, und das ohne zu klagen. Ihm fiel ein, wie sie wenige Abende zuvor zusammen mit ihm und den Cowboys tatkräftig das Feuer bekämpft hatte, indem sie Wasser pumpte, bis ihre Hände wund und voller Blasen waren. Und er entsann sich, mit welcher Leidenschaft sie seinen Kuß erwidert hatte. Sie war nicht wie Millicent. Wenn er die Liebe zuließ, würde sie vielleicht nicht in Bitterkeit und Hoffnungslosigkeit umschlagen. Vielleicht würde diese Liebe bestehen bleiben.
    Sobald er Melinda mit seiner früheren Frau verglich, überfiel ihn jedoch wieder das vertraute schlechte Gewissen. Es war nicht Millicents Schuld gewesen, daß sie seine Erwartungen nicht hatte erfüllen können. Aber es war sein Fehler gewesen, sie in diese Einöde zu bringen, ihr zu viele Lasten auf die Schultern zu laden, zu viel zu wollen. Mit seiner Selbstsucht hatte er sie umgebracht. Diese Tatsache sollte er nicht vergessen und konnte er auch nicht mit irgendwelchen Erklärungen aus der Welt schaffen. Schließlich könnte es noch einmal geschehen. Was würde er tun, wenn er sich in Melinda verliebte, sie heiratete und dann feststellen mußte, daß ihre Liebe genauso schwand wie die andere?
    Das durfte Daniel nicht zulassen. Noch einmal ertrug er eine solche Enttäuschung nicht. Furcht, Zweifel und Schuldgefühle mischten sich in seinem Inneren und verwandelten sich irgendwie in Wut. . . Wut auf ihn selbst, auf Melinda, auf die Welt.
    Daniel zwang sich, Melinda mit höflicher Gleichgültigkeit anzusehen, als er ihr antwortete. „Ja, Mrs. Ballard?"
    „Bis Weihnachten sind es nur noch zwei Wochen", mahnte sie

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