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Historical Weihnachtsband 1990

Titel: Historical Weihnachtsband 1990 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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Melinda gesagt, er wollte sich um Schreibarbeiten kümmern. Da würde es eigenartig wirken, wenn er nun das Haus verließ.
    Daniel lenkte seine Schritte zum Arbeitszimmer. Im Vorbeigehen warf er einen Blick in das Wohnzimmer. Er ging vorbei, blieb dann stehen und ging zur Tür zurück. Noch einmal schaute er hinein. Seine Augen hatten ihn nicht getäuscht. Da stand ein großer Tumbleweed auf seinem Tisch inmitten des Raums. Schnüre mit Popcorn und Kranbeeren sowie leuchtend bunte Papierketten waren darumgewunden. Schleifen in verschiedenen Farben, aus unterschiedlichen Materialien und von unterschiedlicher Größe zierten die dürren, zarten Zweige. Am höchsten Punkt war ein selbstgefertigter Engel aus Filz angebracht. Melinda hatte aus einem Tumbleweed einen Christbaum gemacht.
    „Das ist nicht zu fassen."
    Melinda, die Daniel gefolgt war und ein wenig argwöhnisch auf seine Reaktion auf den Christbaum gewartet hatte, stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Er schien nicht wütend.
    MacKenzie hörte Melindas Seufzer und fuhr herum. „Ein Tumbleweed."
    Melinda zuckte die Schultern. „Es ist kein Baum."
    Seine Lippen zuckten verräterisch, doch er unterdrückte das Lächeln. „Sie sind wirklich eine entschlossene Frau."
    „Das hat man schon öfter behauptet", bestätigte Melinda.
    „Ach, verflixt." Er ging davon, wobei er sich mit dem Hut auf den Schenkel schlug.
    Nachdem er ein Stück den Gang entlanggegangen war, schaute er sich noch einmal zu ihr um. Eigentlich müßte er nun wütend auf sie sein. Er müßte ihr klarmachen, was er davon hielt, daß sie seine Autorität mißachtete.
    Doch er spürte keinerlei Zorn oder Ärger. Statt dessen fühlte er sich wieder so eigenartig, als wollte er gleichzeitig lachen und weinen, wie zuvor in der Küche, als ihm der Duft der Plätzchen in die Nase gestiegen war. Mit einem Seufzer wandte er sich ab und ging zur Küchentür. Melinda hörte die Worte kaum, die er im Fortgehen vor sich hinmurmelte. „Genausogut kann ich auch aufgeben und einen Baum besorgen."
    Mit langen Schritten eilte er zur Tür hinaus. Melinda schaute ihm nach und begann zu lächeln.
    Erst nach Einbruch der Dunkelheit kam Daniel MacKenzie zurück. Das Abendessen war bereits vorüber, und Melinda kehrte eben den Boden, nachdem sie das Geschirr gespült hatte. Da öffnete Daniel die Küchentür und kam mit einer kurzen, mageren Zederzypresse auf der Schulter herein.
    „Was tun Sie denn noch hier?" knurrte er. „Gehen Sie denn nie nach Hause?"
    Melinda lächelte liebenswürdig. „Ich bin gleich fertig. Ich habe Ihnen etwas vom Abendessen aufgehoben." Sie deutete auf einen Teller auf der Anrichte, der mit einer Serviette zugedeckt war.
    „Sie arbeiten zuviel. Was ist aus Wills Mädchen geworden, das Ihnen sonst immer geholfen hat?" wollte er wissen.
    „Oh, das war eine Willkommensgeste von Mrs. Moore. Ich durfte Opal nicht ausnutzen", erklärte Melinda.
    Daniel verzog das Gesicht. „Das hat nichts mit Ausnutzung zu tun. Ich bezahle das Mädchen. Für Geld wird es wahrscheinlich ganz gern arbeiten."
    Nicht sicher, ob sie ihn richtig verstanden hatte, starrte Melinda ihn an. „Sie meinen, Sie wollen Opal einstellen? Damit sie mir hilft?"
    „Das habe ich gesagt, nicht wahr?"
    „Nun, ja, aber . . ." Melinda verstummte. Sie hatte nicht die Absicht, sich dagegen zu wehren, daß ihr jemand beim Putzen half. Das große Haus sauberzuhalten und für so viele Männer zu kochen war anstrengende Arbeit, und meistens war sie ein wenig im Rückstand. Sie lächelte. „Also gut. Vielen Dank."
    Ihr Dank schien Daniel in Verlegenheit zu bringen. „Wo wollen Sie dieses Ding da hinhaben?" fragte er deshalb.
    „Bringen Sie es am besten ins Wohnzimmer." Er hatte bereits zwei Bretter kreuzförmig an das untere Ende des Stamms genagelt, damit der Baum Stand hatte.
    Melinda fiel die Christbaumverkleidung in einer ihrer Truhen ein. Bei dem unten breiteren Tumbleweed hatte sie sie nicht verwenden können.
    Sie folgte Daniel ins Wohnzimmer, wo er den Tumbleweed unsanft auf den Boden setzte und statt dessen das Bäumchen auf den Tisch stellte. Dann trat er einen Schritt zurück und schaute Melinda unsicher an. „Dürres Ding, wie?"
    Das war es tatsächlich. Es war kaum mehr als ein Busch, und zwischen den einzelnen Zweigen waren große Lücken. Aber wenigstens waren grüne Nadeln daran.

    Wenigstens war es ein Baum. Zederzypressen waren die einzigen immergrünen Bäume, die Melinda in dieser Gegend je gefunden

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