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Historical Weihnachtsband 1990

Titel: Historical Weihnachtsband 1990 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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zu einem Kind und lockte Sophia damit aus dem Zimmer.
    Mary war immer noch bei Sophia, als man Robin ins Obergeschoß brachte. Sie hörten, wie der Schlitten gegen die Wand stieß. „Meinst du, daß er sterben wird?"
    fragte Sophia, die von der Wirkung des Medikaments benommen war.
    „Der Doktor glaubt es nicht", antwortete Mary. „Warum schließt du nicht die Augen und ruhst dich ein wenig aus? Ich setze mich an Robins Bett, bis du aufwachst."

    „Du läßt ihn nicht sterben?"
    „Natürlich nicht."
    ★
    Robin wirkte winzig in dem hohen Bett, in das man ihn gelegt hatte. Sein Kopf und sein linker Arm waren verbunden, wobei letzterer aussah wie eine dicke, weiße Wurst, die auf seiner Brust lag. Während Mary ihn beobachtete, stöhnte der Junge schwer und drehte den Kopf.
    „Der Arzt meinte, daß er jeden Moment aufwachen kann. Wie geht es Ihrer Schwester?" fragte Jack, der immer noch bei dem Jungen war, als Mary eintrat.
    „Zum Glück schläft sie jetzt", antwortete Mary seufzend. Darüber lächelte Jack. Er stand am Fenster, und das graue Licht des Nachmittags hob seine Silhouette hervor.
    „Ich kann Ihnen gar nicht genug für alles danken. Wer weiß, was geschehen wäre, wenn Sie nicht in der Nähe gewesen wären."
    „Sie wären mit allem allein fertig geworden", erwiderte Jack. „Sie gäben eine gute Anwältin ab", fügte er nach einer Pause hinzu. „Da Sie Druck gut aushalten, würden Sie sich vor Gericht bewähren."
    „Das bezweifle ich", meinte sie geschmeichelt, „aber trotzdem Dankeschön für das Kompliment."
    Robin murmelte erneut irgend etwas, sofort wandten Jack und Mary sich ihm zu und betrachteten sein glattes Gesicht. Drei Stunden zuvor hätte Mary in Jacks Nähe ein Prickeln verspürt, doch nun war sie entspannt und locker, als wäre er ein alter Freund, bei dem sie sich Trost holen und dem sie sich anvertrauen konnte.
    „Ich erinnere mich, daß ich ihn so betrachtet habe, als er gerade geboren war", erzählte sie, und ein Lächeln spielte bei der Erinnerung um ihre Lippen. „Damals bin ich noch ein Mädchen gewesen, viel jünger als Eveline heute ist. Er erschien mir wie ein Wunder." Sie dachte an die Zeit zurück, als sie Robin zum erstenmal in den Armen gehalten hatte. Wie winzig und warm er gewesen war. Stundenlang hatte sie ihn gewiegt und sich vorgestellt, wie es wäre, wenn sie ihr eigenes Erstgeborenes halten würde. Wie sicher sie damals gewesen war, daß die Mutterschaft vor ihr lag.
    Und wie sehr sie sich geirrt hatte. Ihr Lächeln schwand und machte einem bedauernden Ausdruck Platz.
    Jack hatte ihr Mienenspiel beobachtet. „Ich gäbe etwas dafür, wenn ich wüßte, woran Sie jetzt denken", sagte er sanft.
    „Oh!" Mary wirkte traurig. „Ich habe mir eben überlegt, in welch unerwartete Bahnen das Leben manchmal gelenkt wird. Kinder zum Beispiel. Ich hatte immer geglaubt, mindestens ein halbes Dutzend zu bekommen."
    „Das kann durchaus noch geschehen", entgegnete Jack.
    „Ja, natürlich", stimmte sie zu, und diese Höflichkeit schmerzte ihn mehr, als jede Grobheit es gekonnt hätte.
    Das Nachmittagslicht lag wie verzaubernd auf ihren Schultern und Wangen. Gern hätte er Mary berührt. Eine ganze Zeitlang schaute er sie an, während er eine süße Sehnsucht nach ihr in seinem Herzen spürte. Er wollte noch etwas sagen, fand jedoch keine Worte, und so wandte er sich schließlich ab und verließ das Zimmer leise.
    Mary löste den Blick von Robin, als sie das sachte Klicken der Tür hörte, und stellte fest, daß sie allein war. Sie vernahm Jacks Schritte, die sich über den Gang entfernten. Beinah hätte sie ihm nachgerufen, aber dann fehlte ihr die Kraft dazu.
    Außerdem hatte sie gar keinen Grund, ihn zurückzuholen.
    Während dieses langen Nachmittags hatte sie seine Gegenwart fast für selbstverständlich gehalten. Nachdem er sie nun verlassen hatte, fühlte sie sich sofort beraubt. Das erfüllte sie mit Grausen vor der kommenden Woche, wenn er für immer fort wäre. Aber es hatte keinen Sinn, sich über solche traurigen Dinge den Kopf zu zerbrechen. Nicht, wenn sie so müde war und noch so viel zu tun hatte.
    An der Wand stand ein Sessel. Mary zog ihn ans Bett und ließ sich erschöpft in die Polster fallen. Doch die Traurigkeit, die sie erfüllte, war größer als ihre ganze Müdigkeit.

7. KAPITEL
    Tom hatte die Pferde ausgespannt, nachdem er Sophia in der Kutsche nach Hause geholt hatte. Als Gates in den Stall kam, rieb Tom gerade die Pferde ab.
    „Wie geht es dem

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