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Historical Weihnachtsband 1990

Titel: Historical Weihnachtsband 1990 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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nachdem das Feuer heruntergebrannt war, und er besondere Stiefel tragen würde, die ihn vor der Glut schützten. Dann scheuchte sie die Kinder fort, damit Robin sich ausruhen konnte. „Das ist nicht sehr nett gewesen", tadelte sie und legte ihm eine Hand an die Wange.
    „Ja, ich weiß", gestand er, wirkte jedoch überhaupt nicht reumütig. „Kommt Papa morgen?"
    „Ja, ganz früh. Und dein Onkel Porter ebenso. Dann sind wir alle zusammen."
    „Und der Weihnachtsmann wird auch kommen." Die Augen fielen ihm zu, doch dann riß er sie wieder auf. „Du glaubst doch nicht, daß er mich vergißt, weil ich solche Sachen gesagt habe? Ich habe doch nur Spaß gemacht."
    „Ja, ich weiß." Mary lächelte. „Nein, er wird dich nicht übergehen. Und nun schließt du die Augen und schläfst!"
    Sie blieb bei ihm sitzen und streichelte ihm die Hand, bis er eingeschlafen war. Dabei schaute sie zum Fenster hinaus. Draußen dämmerte es, und Mary dachte daran, wie Jack zwei Tage zuvor mit ihr an Robins Bett gestanden und sie angelächelt hatte.
    Jack!
    Seit dem Nachmittag des Unfalls hatte sie ihn nicht mehr gesehen, denn als sie am Vortag aufgewacht war, waren er und Gray bereits ausgegangen. An diesem Tag war sie vor lauter Arbeit zu nichts anderem gekommen. Doch obwohl sie Jack nicht gesehen hatte, hatte sie seine Nähe gespürt, als brauchte sie nur den Arm auszustrecken, um seinen Körper zu berühren. Sie schien Jacks Lächeln zu sehen und ihn ihren Namen aussprechen zu hören.
    Seit dem Nachmittag im Old House fühlte Mary sich wie durch ein Band mit Jack verbunden. Sie wußte zwar, daß er bald wieder abreisen mußte und sie bis dahin wahrscheinlich nicht mehr ungestört allein sein konnten, ließ sich jedoch davon nicht beeinflussen.
    Vielleicht war sie nur dankbar, daß Robin alles gut überstanden hatte, oder möglicherweise schirmte sie auch ihr Inneres
    ab. Mary verspürte eine gewisse Traurigkeit, doch war sie süß und keine erstickende Qual, wie Mary sie zuvor empfunden hatte. Sie stand nicht mehr mit leeren Händen da wie in jener Nacht, als Jack zur Schlittenfahrt gegangen und sie zu Hause geblieben war. Etwas hatte er ihr zurückgelassen, obwohl sie nicht hätte sagen können, was es war.
    Robin stieß einen Seufzer aus. Mary wandte den Blick vom Fenster ab und sah, daß der Junge schlief. Einen Augenblick blieb sie noch und genoß das abendliche Licht, doch hatte sie zuviel zu tun, um lange zu verweilen. So legte sie Robins Hand auf die Bettdecke, stand auf und schlich auf Zehenspitzen aus dem Zimmer.
    Sobald sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, hörte sie Jacks Stimme. Voll freudiger Erwartung schaute sie sich zur Treppe um, weil sie annahm, daß er aus seinem und Grays Zimmer kommen würde. Statt dessen sah sie ihn zu ihrer Überraschung aus Grandfathers Zimmer kommen. Sofort schoß ihr der Gedanke durch den Kopf, daß Grandfather um Hilfe gerufen haben mußte. Aus Jacks Verhalten schloß Mary jedoch, das es nicht so gewesen sein konnte. Er zeigte keinerlei Anzeichen der Eile, und seine Miene war zwar ernst, aber nicht besorgt.
    Eher machte er den Eindruck, tief in Gedanken versunken zu sein. So tief, daß er auf Mary zuging, ohne aufzublicken.
    Unwillkürlich umfaßte sie den Türknopf zu Robins Zimmer, um wieder hineinzuschlüpfen, damit Jack sie nicht bemerkte. Doch die Tür, die sich völlig lautlos hatte schließen lassen, gab beim Öffnen plötzlich ein lautes Quietschen von sich.
    Jack sah auf und fuhr überrascht zusammen.
    „Miss Hillyer!"
    „Mr. Gates", sagte Mary und verstummte dann, da ihr keine passende Bemerkung einfiel.
    Auch Jack schien verwirrt. Da bemerkte er die halbgeöffnete Tür hinter Mary. „Wie geht es unserem Patienten?" fragte er teilnahmsvoll.

    „Oh, sehr gut, danke. Gut genug, um seine Schwestern mit Geschichten über den Weihnachtsmann zu necken."
    „Tatsächlich?" Jack lächelte, wirkte aber dennoch geistesabwesend.
    Weil sie glaubte, daß er gehen wollte, raffte sie die Röcke, um ihn passieren zu lassen. Er rührte sich jedoch nicht, sondern schaute sie mit derselben Eindringlichkeit an, wie schon kurz zuvor. Sie fühlte sich zwischen Neugier und Taktgefühl hin-und hergerissen, und ausnahmsweise gewann die Neugier.
    „Sie sind gerade bei Grandfather gewesen . . ."
    „Ja, das stimmt", antwortete er und schaute sich zu der Tür um. Überrascht stellte Mary fest, daß er rot wurde. „Ich — ich dachte, ich sollte mich bei ihm für die Gastfreundschaft bedanken.

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