Historical Weihnachtsband 1990
leicht und schaute sich um. Das Abendrot war nun völlig verblaßt, und die ersten Sterne funkelten am Nachthimmel. Die zuvor weißen Spuren im Garten wirkten dunkel.
Als Jack seufzte, stieg eine weiße Atemwolke auf. Er blickte ihr nach, bis sie verweht war. Eigentlich hätte er gehen müssen, doch er blieb und beobachtete, wie sich die Dunkelheit über das Land breitete.
Wie lange saß er so da?
Jack verlor jedes Gespür für die Zeit. Erst das ruhelose Stampfen des Pferdes brachte ihn schließlich wieder zu sich. War er zu einem Entschluß gekommen? Hatte er einen gesucht?
Jack war sich dessen nicht bewußt, und doch spürte er plötzlich eine Leichtigkeit, wo zuvor eine Bürde auf ihm gelastet hatte, auch wenn seine Finger und Zehen halb taub waren vor Kälte. Als er die Stute zum Umdrehen in einen Halbkreis lenkte und sich auf den Rückweg in die Stadt machte, warf der Mond bereits sein unwirkliches Licht auf die schneebedeckten Felder.
8. KAPITEL
Am Abend öffnete Robin die Augen lange genug, um sich umzuschauen. Aber es ging ihm zu schlecht, um mehr als ein paar Löffel voll von der Fleischbrühe zu sich zu nehmen, mit der Mary ihn futterte. Wenig später schlief er wieder ein.
Er erwachte am nächsten Morgen mit schmerzendem Kopf und Arm, doch ging es ihm so gut, daß er sich an einen Schokoladenkuchen erinnerte, den Mrs. Parker am vorangegangenen Nachmittag gebacken hatte, und fragte, ob ihm jemand ein Stück davon aufgehoben hatte. Daraufhin hätte seine dankbare Mutter ein ganzes Tablett voll Kuchen herbegeschleppt, wenn Mary sie nicht davon abgehalten hätte.
Dr. Brawley, der wenig später eintraf, untersuchte den Jungen gründlich. Dann sagte er: „Robin hat sehr viel Glück gehabt."
Der immer noch unruhigen Sophia gegenüber sprach er in schillernden Farben, während er Mary gegenüber unter vier Augen hinzufügte, es sei noch zu früh, eine Gehirnerschütterung auszuschließen. Sie solle Robin wenigstens noch während der folgenden Nacht sehr ruhig halten.
Mary, die den größten Teil der Nacht an Robins Bett verbracht hatte, nahm die Worte des Arztes äußerlich gelassen auf. Nachdem er fort war, zog sie sich jedoch in ihr Zimmer zurück und weinte Tränen der Dankbarkeit und Müdigkeit in ihr Kissen.
Sie wusch sich gerade das Gesicht und wollte wieder hinuntergehen, um die täglichen Arbeiten zu verrichten, als Eveline anklopfte und Mary mitteilte, sie und ihre anderen Schwestern
würden sich um Marys Pflichten kümmern, damit sie — Mary — sich ein wenig ausruhen konnte. Da sie zu müde war, um sich gegen den Vorschlag zu wehren, sagte sie sich: Welches Chaos daraus entsteht, kann ich später noch in Ordnung bringen. Sie zog ein Nachthemd an und legte sich ins Bett. Bevor sie einschlief, war ihr letzter Gedanke, daß Jack möglicherweise dabei die Hand im Spiel gehabt hatte.
So weit hergeholt die Idee auch schien, blieb Mary doch bei dieser Version. Mit einem Lächeln auf den Lippen schlief Mary ein und öffnete die Augen nicht wieder bis zum späten Nachmittag.
Robin verbrachte eine weitere ruhige Nacht und erwachte am folgenden Morgen mit klaren Augen und einem Bärenhunger. Dr. Brawley erklärte, daß der Junge die Gefahr überstanden hatte, und Robin wurde mit einem Teller voll Rührei mit Schinken belohnt.
Bis zum Nachmittag ging alles wieder seinen gewohnten Gang. Zumindest war alles so normal, wie die Dinge am Tag vor Heiligabend in einem Haus voller aufgeregter Kinder und mit obendrein drei Kranken sein konnte. Sophia, der Robins Unfall sehr zu Herzen gegangen war, lehnte alle weiteren Einladungen außer Haus ab und kümmerte sich statt dessen mit so offensichtlicher Unfähigkeit um die Bettlägrigen, daß Mary ihre Schwester Florence schließlich bat, mit Sophia Tee trinken zu gehen.
Amv und die Kleinen hatten ihr Lager in Robins Zimmer aufgeschlagen, wo das Hauptthema erneut der Weihnachtsmann war. Robin lag von Kissen gestützt im Bett und brachte die Kleinen zum Weinen, indem er darauf beharrte, der Weihnachtsmann könnte nicht kommen, weil alle Kamine im Haus durch freistehende Eisenöfen blockiert wären.
„Außer dem Salon", hob Amy hervor, „und da hängen wir unsere Strümpfe auf."
„Aber Onkel Gray und Papa machen dort immer ein großes Feuer, und wenn der Weihnachtsmann herunterzukommen versucht, verbrennt er sich."
„Ach was."
„Doch."
„Mama! Tante Mary! Robin ist gemein!"
Schließlich erklärte Mary, daß der Weihnachtsmann erst kommen würde,
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