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Historical Weihnachtsband 1990

Titel: Historical Weihnachtsband 1990 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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herausfordernd seinem Blick begegnete.
    „Wenn du mich nicht heiraten kannst", sagte er in bitterem Ton, „und mich auch nicht lieben kannst, so komm ins Bett mit mir und glaube mir wenigstens, daß ich dich liebe."
    Erst dachte er, sie würde ihm wütend eine Ohrfeige verpassen. Als dies nicht geschah, beugte er sich vor, warf sie sich über die Schulter und ließ sich zusammen mit ihr auf das Bett fallen. Ihre Augen blitzten, aber sie strich ihm lediglich mit der Handfläche sanft über die Wange.
    „Ich kann dich nicht lieben, Yank", raunte sie, aber zugleich neckten ihre Lippen die seinen, und ihr Körper stand in hellen Flammen. „Aber ich kann dich begehren, und heute nacht begehre ich dich ganz besonders."
    Und dabei blieb es während der restlichen Zeit. Am Tage hielt Isabelle auf Abstand, die kühle, vornehme Miss Hinton, doch nachts gehörte sie ihm, schuf Träume vom Paradies.
    Aber weder Paradies noch Träume konnten den Krieg aufhalten, und es kam der Zeitpunkt, da er zu seiner Verabredung aufbrechen mußte. Isabelle stand auf der Veranda und sah zu, wie er sein Pferd bestieg. Dann kam er, so wie früher, dicht an die Veranda herangeritten, beugte sich zu ihr.
    „Ich liebe dich", erinnerte er sie.
    „Paß auf dich auf, Travis", entgegenete sie.
    Er nickte und wollte sein Pferd antreiben.
    „Travis!" rief sie ihn zurück. Er drehte sich um. Nach kurzem Zögern flüsterte sie:
    „Ich werde für dich beten."
    Er lächelte und nickte wieder, dann ritt er davon. Der Krieg erwartete ihn.
    Es hieß, seit Gettysburg wäre der Krieg für den Süden verloren gewesen, doch an der Art, wie sie dennoch weiterkämpften, war davon nichts zu verspüren, dachte Travis später.
    Ende Februar, als Travis zu Sheridans Streitkräften stieß, unternahm General Kilpatrick einen mißglückten Angriff auf die Konföderierten-Hauptstadt Richmond.
    Bei Colonel Dahlgreen aufgefundene Papiere ergaben Hinweise auf die Absicht, die Stadt niederzubrennen und Südstaaten-Präsident Jefferson Davis und sein Kabinett zu ermorden. General Meade, von Lee unter der Waffenstillstandsflagge dazu befragt, wies solche Absichten energisch zurück. Und Lee ließ sich überzeugen, daß es sich bei den Dokumenten um Fälschungen handelte. Travis freute sich, daß beide Seiten imstande waren, etwas so Ungeheuerliches in Frage zu stellen und sich sogar mitten im Krieg zusammenzusetzen und über gewisse Dinge zu reden.
    Im Mai 1864 war Travis mit seiner Truppe an der „Battie of the Wilderness", der Schlacht in der Wildnis, beteiligt, die sich für immer in seine Erinnerung einprägen sollte. Rebellen und Yankees fühlten sich in den Tiefen des Waldes gleichermaßen verloren und von Grauen gepackt. Bald standen die Bäume in Flammen, und durch Rauch und Feuer kamen mehr Männer um als durch Kugeln.
    Von dort zogen die Überlebenden weiter zur Schlacht von Spotsylvania. Danach folgte Travis General Sheridan in die Schlacht von Yellow Tavern, wo die Kavallerie, zehntausend Mann stark, am Stadtrand von Richmond auf Stuarts viertausend Mann starke Südstaatentruppen stieß. Es war ein harter, verzweifelter Kampf, doch Travis kam davon. Der große Kavalleriegeneral Jeb Stuart hingegen wurde schwer verwundet und starb drei Tage später in Richmond.
    Ende Juni wurde Isabelle auf einen Mann aufmerksam, der sich zu Fuß dem Haus näherte. Sie war oben in ihrem Zimmer und sah aus dem Fenster. Verwundert schüttelte sie den Kopf. Er trug eine graue Uniform. Doch seit ihrem Erlebnis auf dem Rückweg von Katherine konnte sie auch konföderierten Soldaten nicht mehr trauen.
    Travis hatte ihr eins der neuen Repetiergewehre dagelassen, und sie eilte hinunter, um es aus dem Gewehrschrank zu nehmen. Sie lud die Waffe und lief ans Fenster, doch ihre Sorgen zerstreuten sich, als sie den Mann erkannte. Mit einem erleichterten Schrei setzte Isabelle das Gewehr ab und rannte nach draußen, warf sich dem Mann in die Arme.
    Es war ihr Bruder James.
    „O mein Gott, du bist zu Hause!" Sie küßte ihn, und er drückte sie an sich und wirbelte sie herum, und sie lachte, und dann mußte sie weinen. Sie gingen ins Haus, und Peter war da und die anderen Bediensteten, und alle hießen sie ihn begeistert willkommen. James hatte nur wenige Tage Urlaub. Er war Lieutenant bei der Artillerie und konnte sich glücklich schätzen, daß er überhaupt weggekommen war.
    Isabelle war fest entschlossen, ihm den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen. Sie ließ ihm ein dampfendes

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