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Historical Weihnachtsband 1990

Titel: Historical Weihnachtsband 1990 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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Bad herrichten, suchte ihm etwas zum Anziehen heraus, kümmerte sich um das Essen, und als er in frischer Aufmachung wieder unten erschien, war sie bereit, sich mit ihm über einen köstlichen Wildeintopf herzumachen.
    James lächelte sie an, ein sehr ernster junger Mann mit der gleichen seltsamen Augenfarbe wie ihre, etwas dunklerem Haar und frischrasierten Wangen. Hungrig machte er sich über das Essen her, als ob ihm so etwas Gutes seit Jahren nicht auf den Tisch gekommen wäre, doch dann warf er plötzlich seine Gabel hin und starrte seine Schwester an, die Augen von nacktem Zorn erfüllt.
    „Das ist ein Yankee-Eintopf!"
    Isabelle schrak zurück, kerzengerade auf ihrem Stuhl aufgerichtet, und sah auf ihre Hände.
    James stand auf, ging um den Tisch herum, trat hinter sie. „Eben ist mir aufgegangen, was das alles zu bedeuten hat. Das Haus steht noch, und es gibt reichlich zu Essen darin. Was hast du für diese Zugeständnisse bezahlt, Isabelle?"
    Sie japste und sprang auf. „Ich habe überhaupt nichts für irgendwelche Zugeständnisse bezahlt!" Irgendwie fühlte sie sich schuldig, aber sie hatte nie für irgend etwas bezahlt. Sie wurde
    beschützt, jawohl, aber sie hatte für diesen Schutz nichts bezahlt. Sie hatte sich nur verliebt, das war alles. „Sie benutzen das Haus als Hauptquartier, nur deshalb steht es auch noch. Und die Vorratskammer ist voll, weil sie dafür sorgten, für ihren eigenen Bedarf wie für unseren."
    „Und du bleibst einfach so hier", sagte er in anklagendem Ton, die Hände in die Hüften gestemmt.
    „Ich bin hiergeblieben, du Narr, für dich und Steven. Ich bin hiergeblieben, damit sie das Haus nicht abbrennen. Ich habe sogar die Yankee-Dollars angenommen, die Sergeant Sikes mir als Miete gezahlt hat. Und ich habe sie weggesteckt, um dieses Haus am Leben zu halten, damit du und — und Steven ein Heim habt, in das ihr zurückkehren könnt."
    James verließ den Speisesaal, stürmte den Flur hinunter ins Arbeitszimmer. Wütend stieß er Aylwins Papiere vom Schreibtisch des Vaters hinunter. Eines davon flatterte vor seine Füße, und er hob es auf. Es war eine Abschrift des Geleitbriefes, der Isabelle für den Besuch im Holloway-Haus zu Weihnachten ausgestellt worden war.
    Er hob den Blick von dem Formular zu Isabelle, die ihm gefolgt war. „Was ist das?"
    „Ein Geleitbrief. Ich — ich reite zu Weihnachten immer weg."
    Plötzlich fing James an zu lachen, doch der Klang seines Lachens gefiel ihr gar nicht.
    „Ach, das ist ja schön. Das ganze Jahr über spielst du die Hure, aber zu Weihnachten gehst du weg. Oh, Isabelle!"
    Sie hätte ihm gern ins Gesicht geschlagen, aber er war von all den Strapazen zu ausgemergelt, und außerdem spürte sie die schreckliche Wahrheit hinter seinen Worten. Aufschluchzend drehte sie sich um, rannte die Treppe zu ihrem Zimmer hinauf und warf sich weinend aufs Bett. Seltsam, dachte sie.
    Es war das Weihnachtsfest, um das sie plötzlich weinte, und nicht der Krieg, der Tod, der Schmerz. Es war der Friede dieses Festes, der ihr verlorengegangen war, der Friede und die sanften Träume und der Glaube, daß der Mensch sich über seine Sünden erheben könne.
    Die Tür öffnete sich, James trat herein und setzte sich neben Isabelle aufs Bett, nahm sie in die Arme. „Es tut mir leid. Der
    Krieg hat mir so zugesetzt. Ich kenne dich, Isabelle. Du bist die Schwester, die all meine kleinen Wehwehchen geheilt hat, wenn ich glaubte, ich sei schon zu alt, um vor meinen Freunden zu weinen; die unseren Eltern Hilfe und Beistand war; die, wie Peter mir berichtet hat, in den Kugelhagel hinauslief, um zu Steven zu gelangen.
    Isabelle, ich liebe dich. Wenn ein Yankee für deine Sicherheit gesorgt hat, dann bin ich froh. Kannst du mir verzeihen?"
    Sie drückte ihn an sich. Worte waren zwischen ihnen überflüssig. Dann gingen sie hinunter und setzten sich an ihr inzwischen kalt gewordenes Mahl. Und als sie gegessen hatten, führte sie ihn hinaus zu Stevens Grab und erzählte ihm, wie seltsam es ihr vorgekommen war, eine Yankee-Kapelle „Dixie" spielen zu hören.
    Er legte einen Arm um seine Schwester, dann salutierte er still vor Steven, ehe sie gemeinsam zum Haus zurückgingen.
    Während der nächsten Tage ließ er sich nach und nach alles von Isabelle berichten: über die Umstände von Stevens Tod, über den Deserteur, der über sie hergefallen war, und auch über Travis. Er gab ihr keinen Rat, wie sie sich verhalten sollte, sondern warnte sie lediglich: „Isabelle, du

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