Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Historical Weihnachtsband 1990

Titel: Historical Weihnachtsband 1990 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
Vom Netzwerk:
Stonewall Jackson werden uns ewig in Erinnerung bleiben. Doch er und viele seinesgleichen sind nicht mehr, wurden niedergemäht wie Blumen im Frühling, und ohne sie kommen wir nicht weiter. Nicht einmal General Lee kann diesen Krieg allein ausfechten. Es ist vorbei. Aus und vorbei, nur das große Sterben fehlt noch."
    Isabelle hatte keine Lust, sich mit Katie zu streiten, ihr war nach Weinen zumute. Sie wußte nicht, was das Leben für sie bereithielt, wenn alles vorbei war. Sie wußte nur, daß sie genug hatte, und wollte, daß der ganze Zauber endlich vorbei sei. Einen Bruder hatte sie bereits begraben, wenigstens der andere sollte diesen Krieg überleben und ihr erhalten bleiben.
    Auch Travis sollte leben.
    „Ich denke, ich kehre morgen nach Hause zurück", sagte sie zu Katie. Es war Ende Januar, der Schnee lag meterhoch, und sie sollte eigentlich nicht allein reiten.
    Sergeant Sikes oder einer seiner Männer kam ab und zu vorbei, um anzufragen, ob sie bereit zur Rückkehr wäre. In den nächsten paar Tagen erwartete sie keinen von ihnen. Sie war entschlossen gewesen, bis zur Schneeschmelze zu bleiben, bis die Männer wieder in den Krieg zogen.
    Aber nun wollte sie auf einmal nicht mehr, daß sie in den Krieg zogen, daß Travis in den Krieg zog.
    Sie sprang auf, küßte Katie auf die wettergegerbte Wange und stürmte ins Schlafzimmer, um zu packen.
    Nicht einmal die Mittagspause spendete etwas Wärme, doch weder von der Kälte noch von Katies Vorhaltungen, sie sollte sich nicht allein auf den Weg machen, ließ sich Isabelle in ihrem Entschluß beirren, nach Hause zu reiten.
    Sie bestieg ihre braune Stute und zog ihren Umhang fest um sich. Sie wollte nicht durch den Ort reiten — dort gab es zu viele Yankee-Soldaten, die sie nicht kannte —
    deshalb wandte sie sich nach Osten, vorbei an kleinen Farmen und verfallenen Herrenhäusern. Alles machte einen trostlosen Eindruck. Kahle Bäume in einer öden Landschaft. So ist es nun mal im Winter, dachte Isabelle. Aber das stimmte nicht.

    Der Krieg war daran schuld.
    Sie war eine Stunde geritten, als sie zu der verlassenen Winslow-Farm gelangte.
    Selbst durstig und um ihre Stute besorgt, beschloß Isabelle, eine Rast einzulegen und nachzusehen, ob der Wassertrog zugefroren war. Sie stieg ab, führte die Stute an die Tränke und stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, als sie feststellte, daß sich nur eine dünne Eisschicht gebildet hatte, die sie leicht mit dem Absatz ihres Stiefels durchschlagen konnte. Sie tätschelte der Stute den Hals, als sie den Kopf zum Trinken senkte. Dann hörte Isabelle plötzlich ein Geräusch hinter sich und wirbelte herum.
    Ein Soldat war auf die Veranda getreten. Er trug eine zerschlissene graue Uniform.
    Sein Kinn war von einem struppigen
    Bart überwuchert, und der Blick seiner trüben Augen war kalt und feindselig. Zuerst hatte ihr Herz einen Freudensprung gemacht — einer der ihren! Doch als der Mann sie auf eine anzügliche Weise anstarrte, verwandelte sich ihr Hochgefühl in Entsetzen. Augenblicklich war ihr klar, daß es sich um einem Deserteur handeln mußte, der sich vor Konföderierten und Yankees gleichermaßen verbergen mußte.
    Schnell wollte sie sich auf ihr Pferd schwingen, doch schon warf sich der Mann auf sie und zerrte sie in den Schnee. Verzweifelt hämmerte Isabelle mit den Fäusten auf ihn ein, und ihre Schreie zerrissen die kalte Winterluft, doch weder das eine noch das andere hatte die geringste Wirkung auf ihn. Sein Atem stank zum Himmel, er war schmutziger, als sie es sich je bei einem Mann hätte vorstellen können. Ihr war klar, was er vorhatte, und sie wäre lieber gestorben, als sich von ihm beflecken zu lassen. Aber sie war unbewaffnet. Sie hatte keinen Grund gehabt, mit einer Waffe zu reisen, denn Travis hatte ja für ihre Sicherheit Sorge getragen.
    Doch nun war sie allein.
    „Hey, Ma'am, ich bin doch nur auf ein wenig südliche Gastfreundschaft aus!" tönte der Mann.
    Isabelle bekam eine Hand frei und schmetterte sie dem Mann ins Gesicht, und dann
    — ihren augenblicklichen Vorteil nutzend — stieß sie ihm mit aller Kraft das Knie in die Lenden. Der Mann schrie auf, packte sie jedoch bei den Haaren, riß sie auf die Beine und zerrte sie in Richtung Haus. Isabelle fing wieder an zu schreien, doch es half nichts. Er zog sie die Stufen hinauf und ins Haus hinein. Im Kamin brannte ein Feuer, und vor dem Kamin stieß er sie zu Boden. Isabelle versuchte sich aufzurappeln, doch schon fiel er über sie

Weitere Kostenlose Bücher