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Historical Weihnachtsband 1990

Titel: Historical Weihnachtsband 1990 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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her. Verzweifelt drehte sie den Kopf von einer Seite zur anderen, als er sie zu küssen versuchte.
    Dann plötzlich wurde der Mann von ihr fortgerissen und flog quer durch den Raum.
    Travis war da, Travis im Wintermantel, mit vor Wut funkelnden Augen. Als Isabelle sich aufrappelte, sah sie, daß der Deserteur seine Pistole zog. „Travis!" rief sie warnend und hörte gleichzeitig das Krachen eines Schusses, doch Travis wankte nicht. Ein blutroter Fleck breitete sich auf dem Hemd des fremden Mannes aus, und da sah sie, daß auch Travis eine Pistole gezogen hatte. Er verschwendete kein Mitleid an den Rebellen, sondern kam mit großen Schritten auf Isabelle zu und zog sie auf die Beine.
    „Was hast du hier allein zu suchen?" herrschte er sie an.
    „Ich war auf dem Heimweg."
    Seine Hände lagen auf ihr. Er zitterte, und er schüttelte Isabelle. „Du Närrin!"
    explodierte er, nahm seine Hände von ihr und wandte sich ab. Sie wollte ihm danken, wollte ihm sagen, wie glücklich sie sei, daß er rechtzeitig gekommen war.
    Ja, sie wollte ihm sogar ins Gesicht schreien, daß sie ihn liebte, aber sie brachte es nicht fertig. Er war der Feind.
    „Gott sei Dank bin ich heute morgen aufgebrochen, um nach dir zu sehen.
    Verdammt, Isabelle, ist dir nicht klar, was hätte passieren können? Er hätte dich vergewaltigen, dir die Kehle durchschneiden und dich im Schnee liegenlassen können, und wir hätten nie erfahren, wo du abgeblieben bist."
    Sie befeuchtete ihre Lippen. Wie konnte sie ihm sagen, daß sie seinetwegen nach Hause kommen wollte? Er packte sie am Arm und zog sie mit sich, bis sie im Freien standen, dann hob er sie auf ihre Stute, bevor er sein eigenes Pferd bestieg, und schweigend ritten sie davon.
    Das Schweigen hielt an, bis sie zu Hause ankamen, wo er abstieg und zu ihr herüberkam, bevor sie selbst absteigen konnte, und sie mit fiebrigen, starken Händen von ihrer Stute hob. Einige ungebändigte, in der Sonne goldglänzende Locken fielen ihr in die Stirn. „Was?" fragte er plötzlich. „Regst du dich etwa auf, weil ich den Rebellen umgebracht habe? Er war einer der euren, oder? Ein guter alter Junge des Südens."
    „Bestimmt nicht."
    „Freund oder Feind, geht es darum, Isabelle? Und ich bin für immer und ewig als Feind gebrandmarkt?" Seine Augen brannten wie Feuer, und seine Finger kniffen in ihre Oberarme.
    „Was willst du denn von mir?" jammerte sie.
    Travis lockerte seinen Griff etwas, und als er verbittert lächelte, bogen sich seine Mundwinkel langsam nach oben. „Weihnachten", antwortete er, „ich will Weihnachten."
    Und plötzlich war Weihnachten alles — alles, was er sich wünschte, und alles, was Isabelle ihm nicht geben konnte. Sie entwand sich seinen Armen und rannte ins Haus.
    Travis verdammte sich tausendfach für die Art und Weise, wie er sich angestellt hatte, doch der Schreck darüber, Isabelle in den Armen dieses Deserteurs zu finden, war ihm in die Glieder gefahren. Und er wagte nicht, sich vorzustellen, was geschehen wäre, wenn er am Morgen nicht beschlossen hätte, zu Mrs. Holloways Farm zu reiten und Isabelle selbst abzuholen.
    Und das hatte er nur getan, weil sein Marschbefehl eingetroffen war. Es ging wieder los. Er sollte mit seinen Männern zu General Sheridan stoßen. Grant hatte an der östlichen Front das Kommando und war entschlossen, dem listigen Lee das Handwerk zu legen, zu welchem Preis auch immer. Grant wußte, daß die anderen Unionsgeneräle gegen Lees Fähigkeiten angekommen waren — und sich zu sehr von seinem Ruf hatten beeindrucken lassen.
    Nur wenige Tage verblieben Travis noch hier.
    Er war in Isabelle verliebt, und nach den langen Monaten der Qual hatte er endlich erlebt, daß sie nicht völlig aus Eis bestand, sondern auch sehr leidenschaftlich und stürmisch sein konnte. Er wollte den Geschmack dieses inneren Feuers auf seinen Lippen davontragen, wenn er diesmal wieder fortritt.
    Doch jetzt ist alles zu spät, dachte er.
    Travis saß allein im Speisesaal und wartete darauf, daß Peter ihm servierte. Doch dann wurde er ungeduldig — mit Isabelle und mit sich selbst. Er erhob sich vom Tisch, ging in sein Zimmer hinauf und von dort geradewegs durch die Verbindungstür zu Isabelle hinein.
    Abrupt blieb er stehen, denn dieses Schauspiel hatte er schon einmal erlebt: Sie war eingehüllt in eine Wolke von Seifenblasen, ein schlankes Bein in die Luft gestreckt, das sie wie eine Wilde einseifte. Ihre Blicke begegneten sich, und eine tiefe Röte stieg in

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