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Historical Weihnachtsband 1991

Historical Weihnachtsband 1991

Titel: Historical Weihnachtsband 1991 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LYNDA TRENT , CARYNCAMERON , DELORAS SCOTT
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bei ihr zu Hause angekommen.
    „Ich dachte, Sie würden vielleicht den letzten Rest zu Fuß gehen wollen."
    „Sie haben richtig gedacht."
    Er beugte sich über sie hinweg und öffnete ihr den Wagenschlag.
    Amelia machte sich ans Aussteigen, sah sich aber plötzlich in die Arme des verhaßten Mannes gerissen. „Was soll das?" verlangte sie zu wissen. Als er sie fester an sich zog, wurde Amelia klar, daß sie geküßt werden sollte. Sie versuchte zu entfliehen, aber sein Griff war zu fest. Dann lagen seine Lippen auf ihren, zuerst weich, dann zunehmend verlangender.
    Schließlich gestattete er ihr den Rückzug und lachte. „Wenn eine Dame die Nacht in meinem Hause verbringt, dann halte ich es nur für angemessen, daß wir uns zum Abschied küssen."
    „Ich hege die aufrichtige Hoffnung, Mr. Medford, daß Sie mir nie wieder unter die Augen kommen." Von neuem setzte Amelia dazu an, aus der Kutsche zu klettern.
    „Aber das werde ich bestimmt."
    Sie hielt in der Bewegung inne und setzte sich wieder. „Was wollen Sie damit sagen?"
    „Ich habe den Schlüssel zu Ihrer Zukunft in der Hand, meine Liebe. Ich wäre mehr als willens, über die letzte Nacht Schweigen zu bewahren und sogar zu sagen, daß wir gepokert und Sie dabei gewonnen haben. Aber nicht umsonst. Sind Sie bereit, den Preis dafür zu zahlen?"
    „Versuchen Sie, mich zu erpressen?"
    „Ich denke, die Frage muß lauten: Wie weit werden Sie gehen, um zu verhüten, daß Ihr Bruder erfahrt, daß wir gespielt und Sie verloren haben. Dann nämlich müßten Sie sich schleunigst auf die Suche nach einem Bräutigam machen. Jedoch, wie ich schon sagte, ich bin bereit zu schweigen."
    „Das ist der unehrenhafteste Antrag, der mir je zu Ohren gekommen ist!"
    „Meine liebe Amelia, Sie sollten inzwischen die Erfahrung gemacht haben, daß Ehre lediglich eine Konvention ist, die man sich leisten kann, sofern man genügend Geld hat. Nichts mehr und nichts weniger."
    „Ehre? Was wissen Sie schon über Ehre? Und was genau ist Ihr Preis dafür, daß Sie schweigen beziehungsweise sagen, ich hätte das Spiel gewonnen?"
    „Darauf brauche ich nicht zu antworten. Das wissen Sie bereits."
    „Sie sind ein Bastard! Ich würde eher den erstbesten Mann heiraten, der mir über den Weg läuft, als mich auf eine solche Hinterhältigkeit einzulassen. Und denken Sie nicht etwa, ich würde meinem Bruder nichts davon sagen." Sie stieg aus der Kutsche und wäre beinahe gefallen. Sich in die Brust werfend und die losen Haare aus der Stirn streichend, marschierte sie die Straße entlang in Richtung ihres Hauses. Sie sah nicht einmal zurück.
    Yancy brach in Gelächter aus. Er wäre gründlich enttäuscht gewesen, hätte sie irgend etwas anderes gesagt. Nun hatte sich die zartfühlende Dame mit den Folgen ihrer Wette auseinanderzusetzen. Er hätte alles dafür gegeben, Zeuge der Konfrontation zu sein. Er bedeutete seinem Kutscher, weiterzufahren.

4. KAPITEL
    Ruth kam gerade den Korridor des Obergeschosses entlang, als sie ihre Schwägerin auf ihr Schlafzimmer zugehen sah. Als diese Amelias Zustandes ansichtig wurde, schlug sie entsetzt die Hand vor den Mund. „Oh, meine Liebe, was ist dir denn zugestoßen? Deine Frisur und deine Kleider sehen ja schrecklich aus! Komm, du Arme, ich helfe dir in dein Zimmer."
    „Ruth, wenn ich die Treppe hinaufgekommen bin? dann schaffe ich es bestimmt auch noch in mein Zimmer." Ruth hatte es nur gut gemeint, und als Amelia den verletzten Ausdruck in ihren Augen sah, hätte sie sich wegen ihrer scharfen Worte am liebsten die Zunge abgebissen. „Wirklich, Ruth, es geht mir gut", versicherte sie ihr. Obwohl Ruth nur drei Jahre älter als sie selbst war, kam es Amelia oft so vor, als ob ihr diese stille Schönheit an Reife gut zwanzig Jahre voraus hatte.
    „Ich werde dafür sorgen, daß du sofort ein Bad bekommst, und werde Anita schicken, damit sie dir hilft", sagte Ruth, nachdem sie sich wieder gefaßt hatte.
    „Amelia, ich bin eine gute Zuhörerin. Wenn du dich später aussprechen willst — du findest mich im Wohnzimmer."
    Da sie seit ihrer Schulzeit niemandem mehr über ihr Kommen und Gehen hatte Rechenschaft ablegen müssen, ärgerte sie sich über Ruths Neugier, mochte auch keine schlechte Absicht dahinterstecken. Andererseits, wenn sie tatsächlich mit ihr sprach, konnte sie vielleicht Carltons Zorn abdämpfen, Auch konnte Ruth diejenige sein, die Carl ton hinterbrachte, was für ein Schuft Yancy Medford war, und wie schäbig er sie behandelt

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