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Historical Weihnachtsband 1991

Historical Weihnachtsband 1991

Titel: Historical Weihnachtsband 1991 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LYNDA TRENT , CARYNCAMERON , DELORAS SCOTT
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sich ihre Augen so weit an die Dunkelheit gewöhnt, daß Angelica undeutlich die Umrisse der beiden leeren Boxen auf der einen und den offenen Platz, wo die Kutsche gestanden hatte, auf der anderen Seite, ausnehmen konnte. Dort hingen auch Zaumzeug und Geschirre, Roßbürsten und Eimer. Der entfernteste Winkel der zweiten Box enthielt einen Stapel Kisten mit Äpfeln, Stroh und einige unbenützte Säcke. Dort pflegten die streunenden Katzen zu schlafen, weil die Kisten Schutz vor Hunden boten.
    Genau aus dieser Ecke schien der Ruf gedrungen zu sein.
    „Wer ist da?" wiederholte Angelica. „Ist da jemand?"
    Ein halberstickter Seufzer war alles, was hörbar wurde. Angelica eilte nach hinten und fand einen Mann auf den Säcken im Stroh liegen. Zuerst erschrak sie, doch als er sich überhaupt nicht bewegte, trat sie zögernd näher und fragte halblaut: „Was haben Sie? Und wie kommen Sie hierher?"
    „Kalt", flüsterte er. „Es ist so kalt."
    „Wer sind Sie? Kenne ich Sie?"
    „Ich will nichts Böses tun", murmelte der Fremde. „Es ist bloß so kalt."
    Angelica knieten sich neben ihn und hatte überhaupt keine Angst mehr. Als sie seinen Arm berührte, merkte sie, daß der Mann am ganzen Körper zitterte.
    „Mein Gott, Sie sind ja halb erfroren. Ich bin gleich wieder da." So schnell sie konnte, lief Angelica über den verschneiten Hof und platzte in die gemütliche Runde. „Mr.
    Hart", bat sie. „Schnell, kommen Sie, ich brauche Ihre Hilfe."
    Er ließ die Tasse mit dampfender Schokolade sinken, die er eben zum Munde geführt hatte. „Was ist denn los? Hat es etwa einen Unfall gegeben?"
    Sie war schon fast wieder draußen und rief zurück: „Beeilen Sie sich bitte."
    Da hörte sie ihn bereits hinter sich herkommen. Gleich darauf, traten sie zu dem Fremden.
    „Wir müssen ihn ins Haus bringen, schnell, heben wir ihn auf."
    Gemeinsam zogen sie den Mann auf die Beine und legten sich je einen kraftlosen Arm um die Schultern. Der Fremde versuchte zu gehen, war aber zu erschöpft und hing wie eine leblose Puppe zwischen ihnen.
    Peggy öffnete ihnen die Tür und schloß sie hinter ihnen wieder. „Wir wollen ihn in den hinteren Salon tragen", bestimmte Angelica. „Dort brennt das Feuer im Kamin."
    Sie taten, wie sie gesagt hatte, und legten den Mann auf das Sofa.
    ★
    Jetzt erst sah sich Angelica den Fremden an, der ihr da ins Haus geschneit war. Er war jünger, als sie zuerst gemeint hatte, und trotz der tödlichen Blässe, der tiefen bläulichen Schatten unter den Augen sehr hübsch. Er hatte keinen Mantel. Seine Kleidung war zwar nicht kostspielig, aber auch nicht abgetragen.
    „Peggy, bring mir den Cognac", befahl Angelica und schob dem jungen Menschen ein gesticktes Zierkissen unter den Kopf.
    „Mein Name ist Keenan", flüsterte er schwach. „Jerome Keenan. Ich bin Schauspieler."
    „Nie gehört", stellte Mr. Hart sachlich fest.
    Keenan stöhnte.
    „Wie kommen Sie in meinen Stall, Mr. Keenan?" fragte Angelica und rieb sich die eiskalten Finger, um sie zu wärmen. Peggy kam mit einem gefüllten Glas zurückgeeilt. Angelica griff danach und hielt es Jerome Keenan an die Lippen. Er schluckte, hustete, schluckte wieder.
    „Vor zwei Tagen", berichtete er stockend, „vor zwei Tagen hat mein Vermieter mich auf die Straße gesetzt. Ich hatte kein Geld mehr, und niemand wollte mich aufnehmen, bis ich wieder ein Engagement hätte und bezahlen könnte. Ich war auf dem Weg zu einem Freund, als es so dicht zu schneien begann."
    „Wie heißt dieser Freund, und wo wohnt er?" erkundigte sich Mr. Hart und wich nicht von Angelicas Seite.
    Jerome Keenan trank noch einen Schluck, bevor er mit schwankender Stimme weitersprach.
    „Frank Lamont, aber er ist nicht in der Stadt. Er ist Schauspieler wie ich und mit seiner Truppe auf einem Gastspiel in Bath. Ich hatte gehofft, ich könnte seine Wirtin überreden, daß sie mich bis zu seiner Rückkehr in seinem Zimmer wohnen ließe."
    „In diesem Ihrem Zustand können Sie unmöglich wieder in die Kälte hinaus. Es ist schone in kleines Wunder, daß Sie nicht erfroren sind." Angelica zog eine Decke über den Liegenden und stopfte sie am Halse fest, als wäre er ein krankes Kind. Dann wandte sie sich an das Mädchen. „Gehen Sie, Peggy, und holen Sie Mr. Quinton Keyes und Miss Lunt. Erzählen Sie ihnen, was geschehen ist. Mr.
    Keenan braucht einen kräftigenden Trank."
    Inzwischen war Mr. Hart auf die andere Seite des kleinen Salons gegangen und winkte Angelica verstohlen zu sich.

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