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Historical Weihnachtsband 1991

Historical Weihnachtsband 1991

Titel: Historical Weihnachtsband 1991 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LYNDA TRENT , CARYNCAMERON , DELORAS SCOTT
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Als sie neben ihm stand, flüsterte er ihr zu, daß man unbedingt die Polizei einschalten solle.
    Angelica riß die Augen weit auf. „Warum die Polizei?"
    „Wir kennen diesen jungen Menschen nicht. Ich bin zwar ein begeisterter Anhänger und Verehrer der Künste, aber ich habe niemals von einem Schauspieler gehört, der Jerome Keenan heißt."
    „Gewiß ist er keine Berühmtheit", gab Angelica flüsternd zurück. „Oder er hat bisher an einem Provinztheater gespielt."
    „Trotzdem kann man in diesen Zeiten nicht vorsichtig genug sein, vor allem in einem Haus, das meine Frau und vier unverheiratete Damen beherbert."
    „In seinem jetzigen Zustand kann Mr. Keenan keiner Fliege etwas zuleide tun. Ein leichtes Lüftchen könnte ihn ja umblasen."
    „Das kann eine Finte sein", mahnte Mr. Hart und warf dem jungen Menschen einen argwöhnischen Blick zu. „Vielleicht war es nur ein Vorwand, um hier eindringen zu können. Immerhin gibt er zu, Schauspieler zu sein."
    „Wenn er diese Absicht gehabt hätte, wäre es auf eine einfachere Art möglich gewesen, statt sich halb zu Tode frieren zu lassen, in der schwachen Hoffnung, ich könnte in den Stall kommen und ihn ins Haus bringen lassen. Ich verstehe ohnehin kaum , wie er die kalte Nacht überstanden hat. Selbst hier drinnen war das Wasser im Krug auf meinem Waschtisch eingefroren. Im Stall muß es bitterkalt gewesen sein."
    „Ich rate trotzdem zur Vorsicht."
    Angelica nickte und schien wenig überzeugt. „Dazu genügt es, wenn wir beide ein wachsames Auge auf Mr. Keenan haben."
    Peggy kam zurück, die übrigen Pensionsgäste folgten ihr auf dem Fuß. Sie wies auf den Fremden und spähte über die Köpfe hinweg nach ihm. Die anderen drängten sich herbei, ihn zu sehen. Blanche preßte die Hand aufs Herz, als griffe der Anblick des kraftlosen jungen Menschen sie an, und Mr. Hart nahm sie sofort liebevoll in den Arm, ihr Luft zuzufächeln. Quinton Keyes und Ida Lunt beratschlagten, wie man die Genesung des Mannes schnell vorantreiben könne, falls er nicht, was der Himmel verhüten mochte, gar eine ansteckende Krankheit habe. Die Schwestern Neville bewiesen tätigere Nächstenliebe. Cecilia kniete neben dem Fremden, Zenobia stand hinter ihr. Jerome Keenan öffnete die Augen. Sein Blick umfaßte Cecilias bekümmertes Gesicht. Behutsam nahm sie ihm das Glas aus den Fingern und legte die Hand auf seine heiße Stirn.
    Angelica wiederholte, wie sie ganz zufällig Jerome Keenan gefunden und hierher gebracht habe. Sofort schlug Blanche Hart eine geistige Brücke zwischen dem armen Jerome im Stall und dem berühmten von Bethlehem und fand Parallelen zur Weihnachtszeit. Leider zeigten die anderen wenig Aufmerksamkeit für diese christlichen Überlegungen.
    „Wohin mit ihm?" erkundigte sich Quinton Keyes, als spräche er von einem leblosen Gegenstand. „Hier können wir ihn nicht lassen, und im ganzen Haus gibt es kein unbewohntes Schlafzimmer mehr."
    Angelica fragte nun nach der Adresse des Freundes, und Jerome gab sie ihr. Darauf winkte Angelica Peggy zu sich.
    „Zieh dich ganz warm an, nimm am besten meinen Mantel, der ist schön dick, und geh zu diesem Haus. Frag nach Mr. Frank Lamont. Wenn er nicht daheim ist, laß eine Botschaft dort. Er soll sofort hierher kommen, sobald er zurück ist."
    Mit einem kleinen Knicks eilte Peggy hinaus, den Befehl ihrer Herrin auszuführen.

    Angelica bat Quinton und Ida Lunt, dem Kranken Tee zu bereiten, während sie selbst etwas Fleischbrühe erhitzte. Der junge Mann wirkte halb verhungert. Allerdings hatte er nur Augen für Cecilia Neville und schaute sie so anbetungsvoll an, als wäre sie ein leibhafter Engel.
    Als Angelica wenig später mit der Suppe wiederkam, bestand Cecilia darauf, ihn Löffel für Löffel zu füttern. Er ließ es sich gefallen. Obwohl er wirklich sehr hungrig war, schien ihm die junge Samariterin weit wichtiger als jede Stärkung.
    Nach einer knappen Stunde war Peggy wieder im Haus. Sie berichtete, daß Mr.
    Lamont zwar nicht in der Stadt sei, aber gegen Abend zurück erwartet werde.
    Allerdings habe die Vermieterin bedauert, Mr. Keenan nicht aufnehmen zu können, da es kein zweites Bett im Zimmer gebe.
    „Also wohin mit ihm?" wiederholte Quinton Keyes seine erste Frage.
    Angelica biß sich auf die Lippen. Sie konnte den armen Menschen doch nicht in die Winterkälte hinausjagen. Endlich sagte sie sehr bestimmt: „Wir haben noch ein Bett auf dem Estrich. Ein paar Tage kann Mr. Keenan hier im kleinen Salon schlafen,

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