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Historical Weihnachtsband 1991

Historical Weihnachtsband 1991

Titel: Historical Weihnachtsband 1991 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LYNDA TRENT , CARYNCAMERON , DELORAS SCOTT
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und Ungemach und Ängste, die auf beide lauerten.
    Die Sinne ließen alles sich um Beth drehen. Sie hätte fliegen mögen, umklammerte die Epauletten an seinen Schultern und duldete den Kuß. Als sie endlich dachte, es sei vorbei, drückte Ross sie nur enger an sich, so daß er sie mit dem ganzen Körper spüren konnte, und küßte sie von neuem, gewaltsamer diesmal. Es war einfach unbeschreiblich schön. Beth erwiderte den Druck seiner Arme, legte beide Hände um seinen Nacken, preßte sich an ihn, Schenkel an Schenkel, wurde hochgehoben und hatte keinen Boden mehr unter den Füßen. Nur der harte Degenknauf an ihrer Hüfte erinnerte sie daran, daß dies alles in Wirklichkeit geschah und nicht nur ein schöner Traum war.
    Noch nach Tagen brannten Beths Lippen, brannte ihr Körper, obwohl Jerrod sie in jener Stunde des Abschieds schnell freigegeben und sich hastig in den Sattel geschwungen hatte. Nur ihre Hand hatte er noch einmal gefaßt und sich herunter gebeugt.
    „Ich habe keine Familie mehr", hatte er ihr erklärt, und die Stimme hatte ihm nicht recht gehorchen wollen. „Sie und Tim haben mir das Verlorene zurückgebracht. Ich werde wiederkommen, bald schon."
    Dann hatte er dem Pferd die Sporen gegeben und Beth mit unzähligen Fragen zurückgelassen. Sie hätte so gern nach seiner Vergangenheit gefragt, wußte so wenig von ihm. Jerrod Ross war der jüngere Sohn eines wohlhabenden Kaufmannes aus Boston. Wegen Verbindungen zu den Engländern hatten sie nach Kanada übersiedeln müssen. Mit achtundzwanzig Jahren war er noch Junggeselle. Das hatte er Beth gesagt und nichts weiter hinzufügen wollen. Hatte er geliebt und den Gegenstand dieser Neigung verloren? Seither nicht mehr nach Liebe gesucht, wenigstens bis zu der Begegnung mit ihr?
    Fragen, Fragen und keine Antwort.
    ★
    Nun aber gingen Beth und Jerrod Ross Seite an Seite durch den knirschenden Schnee in dieser Dezembernacht, und Beth wußte, daß Jerrod sein Versprechen von damals gehalten hatte. Er öffnete die Tür, sie traten in die Küche, und auf einmal war alles wieder ganz wirklich und möglich, was Beth in liebevoller Erinnerung bewahrt hatte.
    Während er sich mit einem Handtuch das Gesicht abwischte, schürte sie die ersterbende Glut im Herd zu neuer Flamme auf. Jerrod Ross beobachtete sie dabei.
    Obwohl er hungrig war, hätte er sie gern wieder in die Arme genommen. Sie war noch schlanker geworden, aber ihre Wangen hatten eine gesunde Farbe, waren gar nicht so stubenblaß wie die der meisten Frauen. In letzter Zeit, da er selbst sich vorwiegend im Freien aufgehalten hatte, war ihm oft aufgefallen, daß mancher Mensch äußerlich viel lebendiger wirkte, wenn er von Wind und Wetter gebräunt war. Vorhin, als Beth ihm mit der Flinte in der Hand gegenübergestanden hatte, hatte er an eine wilde junge Kriegerin denken müssen, die er gern erobert, der er sich aber auch ebensogern ergeben hätte. Ob sie ihm das in diesen ungewissen Zeiten erlauben würde?
    In dem blauen Schlafrock und mit dem offenen Haar schien sie geradewegs aus dem warmen Bett gestiegen zu sein, und der bloße Gedanke erregte Jerrod Ross unerwartet heftig. Natürlich wäre es nur das Recht ihres Ehemannes gewesen, sie in diesem Aufzug zu sehen. Trotzdem genoß er es ebenso wie die wohlige Wärme des Raumes und den einladenden Duft eines guten Essens.
    In der Pfanne brutzelten die Speckschnitten, der Kaffee dampfte, und Beth schöpfte aus einer großen Schüssel Porridge für den unerwarteten Gast. Sein Blut geriet in Wallung, wenn sich Beth zum Herd beugte, seine Blicke glitten über die verheißungsvoll gerundeten Formen, die kein Kleid einengte oder gar verbarg.
    Um sich abzulenken, fragte er nach Tim, erkundigte sich, was die Engländer geraubt hätten, sowohl auf der Farm als auch bei den Nachbarn. Er verstand, warum ihre Stimme plötzlich bitter klang und etwas wie Angst die Züge verzerrte. Dennoch strahlte Beth immer noch etwas Beglückendes aus, eine innere Stärke.
    Nun stellte sie das Essen auf den Tisch, und er hätte sich heißhungrig draufstürzen mögen, auf die Speisen und auf die Frau. Statt dessen saß er ihr manierlich gegenüber und neigte den Kopf, während sie ein kurzes Gebet sprach. Danach blieb Beth ganz still, hielt die Tasse mit dampfendem Kaffee in den Händen und schaute ihn aus großen blauen Augen wortlos an.
    Er bestrich die dicken Brotscheiben mit Butter und Honig, ohne den Blick dabei von ihr abzuwenden. Das ovale Gesicht hatte etwas geradezu

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