Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Historical Weihnachtsband 1991

Historical Weihnachtsband 1991

Titel: Historical Weihnachtsband 1991 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LYNDA TRENT , CARYNCAMERON , DELORAS SCOTT
Vom Netzwerk:
Klassisches mit den regelmäßigen Zügen, der geraden Nase. Der Mund war weich und voll. Mit der Zungenspitze fuhr sie sich eben über die zuckende Lippe. Ross rutschte auf der harten Bank hin und her und zwang sich gewaltsam, seine ganze Aufmerksamkeit auf das Essen zu richten. Bald sprang Beth auf und brachte ihm ein Stück heißen Apfelkuchen, den sie aus dem Ofen geholt hatte.
    „Heißes Wasser zum Waschen", erzählte er ihr, „das war wunderbar. Alles hier ist herrlich, als ob man nach Hause käme. Sie können sich das sicher nicht vorstellen."
    „Es muß auch schlimm sein da draußen im Feld. Wenn wir hier unsere Probleme haben, vergessen wir meistens schnell, wieviel ärger es doch an der Front sein muß oder im Feldlager."
    Blick sank in Blick. Jerrod Ross sann über die letzten Worte nach. Natürlich konnte Beth nicht einmal ahnen, wie grauenhaft es in Wirklichkeit da draußen war. Die Männer, die den ganzen Stolz der jungen Nation bedeuten sollten, den sicheren Wall gegen die
    Briten und ihre Verbündeten, litten Hunger und gingen in Lumpen. Die Lazarettzelte konnten kaum die zahllosen Amputierten und fieberkranken Soldaten aufnehmen, manche davon waren noch halbe Kinder. Und viele starben unter Qualen an den entzündeten Wunden, die an die beiden verlorenen Schlachten erinnerten. Doch diese junge Frau hatte immerhin ihren Mann in diesem Krieg verloren, und Ross wollte ihr nicht alles noch schwerer machen, indem er sie an seinen Befürchtungen und Ängsten teilhaben ließ.
    Statt dessen hoffte er sehnlichst, ihr etwas vermitteln zu können, was die blauen Augen zum Leuchten und das schöne Gesicht zum Strahlen brachte. Wozu sollte er ihr verraten, daß man ihn geschickt hatte, um zu entscheiden, welche Vorräte die Armee hier in der Gegend requirieren könnte, wenn sie ihr Winterquartier aufschlug. Nein, er wollte ihr angenehmere Nachrichten bringen.
    „Ich habe gute Neuigkeiten", sagte Jerrod Ross laut. „Wie schon erwähnt, hat man mich beauftragt, ein passendes Winterquartier zu finden. Und das wird hier ganz in der Nähe sein. Der Name ist noch militärisches Geheimnis." Unwillkürlich hielt er den Atem an. Wie würde sie reagieren? Beinahe konnte man dem lebhaften Mienenspiel die Gedanken entnehmen. Zweifel, Besorgnis, Interesse, vielleicht sogar Hoffnung?
    „Heißt das, daß Sie Tim und mich gelegentlich besuchen werden wie bisher?" fragte Beth.
    Ihm fiel es wie eine Bergeslast vom Herzen. „Ja, natürlich, ich würde dann sehr gern kommen." Er streckte die Hand nach der ihren aus, doch Beth kamen Bedenken.
    „Gut, Jerrod, aber die Leute hier sitzen eingekeilt zwischen zwei Armeen, die beide Brennstoffe und Lebensmittel brauchen, um durch den Winter zu kommen. Und, was noch schlimmer wäre, wenn die Engländer einen Ausfall aus Philadelphia machten, um unsere Truppen anzugreifen, bestünde die Gefahr, daß unser Gebiet und unsere Farm zu einem Schlachtfeld werden könnten."
    „Dazu lassen wir es erst gar nicht kommen. Unser Winterlager wird einen Wall bilden, so daß es keine Übergriffe feindlicher Soldaten mehr geben kann. Allerdings hoffe ich, daß man uns gern etwas verkaufen wird."
    „Dazu sind wir alle bereit. Was immer in meiner Macht steht, ohne daß ich damit etwas von Tims zukünftigem Erbe aufs Spiel setze, werde ich natürlich tun."
    Jerrod gab ihre Hand frei, stand auf, kam um den schweren Eichentisch herum und zog Beth zu sich herauf. Er hoffte so sehr, daß es bei Ankäufen bleiben mochte und nicht zu Zwangsbeschlagnahmungen kommen würde. Er legte Beth den Arm um die Schultern und hob ihr Kinn hoch, unterließ es aber, sie an sich zu reißen, wie es ihn drängte.
    „Bitte glauben Sie mir, Beth, die Armee und ich werden alles tun, Sie und die Farm zu schützen. Ich hoffe auch, daß ich es so einrichten kann, Weihnachten irgendwie hier mit euch beiden zu verbringen. In dieser grauenhaften Zeit müssen wir alles wahrnehmen, was sich uns bietet, alle Freuden, alle gemeinsamen Stunden, gerade jetzt um Weihnachten."
    Sie warf ihm die Arme um den Nacken und schrie vor Freude leise auf Der Gedanke an ein glückliches Fest, ein gemeinsames Fest, erfüllte sie mit Begeisterung.
    Vergessen war die Schreckensvorstellung, zwischen zwei feindlichen Armeen mit dem Jungen zermalmt zu werden, vergessen die Angst, die Farm nicht erhalten und zu den hohen Festtagen kein Essen auf den Tisch bringen zu können. Die traurige Vergangenheit zählte nicht mehr. Die eben noch bedrohliche Zukunft

Weitere Kostenlose Bücher