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Historical Weihnachtsband 1991

Historical Weihnachtsband 1991

Titel: Historical Weihnachtsband 1991 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LYNDA TRENT , CARYNCAMERON , DELORAS SCOTT
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Ross, daß er seine Pflicht über alles andere stellte. Doch ebenso grämte sie sich, daß die beglückende Weihnachtszeit, auf die sie sich so innig gefreut hatte, nun belastet und verdüstert sein würde. Tim und sie mußten das Fest wohl allein verbringen.
    ★
    Am folgenden Tag war Beth in der Küche gerade damit beschäftigt, Kernseife zu rühren, als sie Tim draußen schreien hörte.
    „Mutter, Mutter!" Atemlos stürzte er herein und berichtete: „Zerlumpte Soldaten haben unseren Zaun am Obstgarten niedergerissen und fallen jetzt die Apfelbäume."
    Beth stöhnte, als sie den schweren Kessel mit dem kochenden Gemisch aus Speck und Lauge von der Herdplatte hob, damit er nicht übersieden und etwa einen Brand auslösen würde. Das konnten doch nur wieder diese verdammten Engländer sein. So konnte man sich also auf den Schutz der eigenen Truppen verlassen! Sie griff nach der Pelerine und der Flinte. Da erst wurde Beth bewußt, was Tim gesagt hatte.
    Zerlumpt. Nein, das waren keine britischen Marodeure. Diesmal mußte es sich um amerikanische Soldaten handeln.
    "Amerikaner?" fragte sie schwer atmend und mit weitgeöffneten Augen und trat zur Tür.
    "Auf jeden Fall nicht so geschniegelt, und hochmütig wie King Georges Männer.
    Aber es sind sechs. Soll ich nicht die alte Mähre aus der Scheune holen und Lieutenant-Coionel Ross verständigen, statt daß du mit Großvaters Hinterlader herumfuchtelst?"
    „Dein gepriesener Freund Ross hat uns diese Kerle vermutlich auf den Hals gehetzt", zischte Beth wütend und konnte es doch selber nicht glauben.
    Nebeneinander eilten sie den Weg hinunter beinahe bis zum Fischteich. Was sie sahen, bestätigte Tims Ankündigung. Sechs Männer hatten den Zaun niedergerissen und die Pfahle auf zwei lange Karren geladen. Nun waren die zerlumpten Soldaten tatsächlich dabei, die Äxte an einige Apfelbäume zu legen. Ein herrlicher alter Baum neigte sich ächzend und krachte zur Erde.

    Hinter einen Wacholderbusch geduckt, beobachteten Beth und Tim das Geschehen.
    Die junge Witwe kochte vor Wut. Dieser Obstgarten bedeutete den zukünftigen Reichtum der Farm, wenn der Krieg alles andere verschlungen hätte. Sie überlegte fieberhaft. Die Pferde vor den schwerbeladenen Karren traten unruhig auf der Stelle und schnoben. Die Gewehre und Mantelsäcke der Soldaten lagen in Reichweite neben ihnen. Es bestand nicht die geringste Aussicht, die Männer mit der Waffe in der Hand zu vertreiben, aber dafür war es vielleicht möglich . . .
    „Tim, du bleibst hier hinter dem Busch."
    „Mutter, ich könnte dir doch helfen, könnte mich unter den Bäumen hinschleichen, die Gewehre wegholen und ..."
    „Nichts da. Ich will sie bloß verjagen. Solche abgerissenen Tagediebe haben mir gerade noch in unserem Obstgarten gefehlt. Und du wartest hier. Keine Widerrede."
    Betont furchtlos schlenderte Beth auf die Männer zu. Zwei waren gerade dabei, den nächsten Baum zu fallen. Die anderen vier hackten dem ersten die Zweige und Äste ab und begannen ihn zu entrinden.
    „He, Leute", rief Beth ihnen zu und trat einen Schritt näher gegen die Wagenpferde.
    „Das Holz ist grün. Da erstickt ihr im Qualm, wenn ihr es verbrennen wollt. Nehmt die Zaunpfahle und geht. Bitte. Wißt ihr, ich habe erst befürchtet, ihr wäret Engländer, und meine alte Flinte mitgebracht. Ich weiß natürlich nicht gut damit umzugehen . . ."
    Wie unbeabsichtigt zog sie den Abzug durch, der Schuß krachte geradewegs in die leere Luft über ihren Köpfen. Der Rückstoß ließ
    sie etwas taumeln, der Knall war lauter als der von zehn Gewehren, wie die Armee sie benutzte. Beth gab sich den Anschein, erschrocken zu sein, und schielte zu den Pferden hinüber. Sie hatte sich nicht verrechnet. Die vier Pferde waren keineswegs an Deichsel, Geschirr und Wagen gewöhnt, sondern echte Reittiere, feurig und unruhig. Die Wagen wurden hin und her geworfen, als die Pferde scheuten und durchgingen. Umsonst rannten die sechs Soldaten hinter den beiden Gespannen her. Die konnten sie nicht mehr aufhalten.
    Beth hätte am liebsten in die Hände geklatscht, bemühte sich allerdings, bestürzt auszusehen. Es geschah der Armee nur recht. Was nahmen die Soldaten auch beschlagnahmte Pferde, um requiriertes Holz wegzubringen! Die Männer gaben die zwecklose Verfolgung schnell auf. Zu uneben war die Straße, und die Tiere hatten einen zu großen Vorsprung. Ziemlich wütend kamen die sechs zurück. Beth wappnete sich im stillen gegen eine heftige

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