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Historical Weihnachtsband 1991

Historical Weihnachtsband 1991

Titel: Historical Weihnachtsband 1991 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LYNDA TRENT , CARYNCAMERON , DELORAS SCOTT
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war. Kurz vor dem Aufbruch Charitys erhielt Beth noch einen Schlag, der ihre Gedanken durcheinanderstürmen ließ.
    Denn Charity Pembroke sagte: „Wir stecken bis über beide Ohren in Schwierigkeiten, und es wird gewiß nicht so schnell besser werden. Übrigens, Beth, dieser Offizier, euer Freund, ist derjenige, der den Oberbefehl hat. Er kümmert sich darum, daß wir regelrecht ausgebeutet werden."

    Beth zuckte heftig zusammen. Jerrod Ross war also keineswegs ahnungslos, sondern voll für das verantwortlich, was geschehen würde. Sie versuchte, sich zu beherrschen, ruhig zu scheinen, wenn auch Zorn und Bangigkeit zur Entladung drängten. Da blieb immerhin noch eine kleine Hoffnung. Er wußte, wie sehr sie unter den Briten gelitten hatten. Vielleicht würde er sie hier auf der Farm verschonen? So mußte es sein. Um Tims und um ihretwillen würde er nicht zulassen, daß die Farmer hier in der Gegend unter diesen grausamen und ungerechten Befehlen zu leiden hatten.
    „Ich bin sicher, Charity, Lieutenant-Colonel Ross wird uns helfen", versuchte Beth nicht nur die Nachbarin, sondern vor allem auch sich selbst zu trösten. „Er kennt unsere Lage, die schon verzweifelt genug ist. Frauen wie du und ich, verwitwet und mit einem schwerkranken Mann, können nicht auch noch das Wintergetreide schneiden und uns mit einem einzigen Pferd behelfen."
    Charity Pembroke freilich schüttelte ziemlich mutlos den Kopf und stieg auf.
    Nachdem die Nachbarin weg war, überlegte Beth in Ruhe. Wenn an diesen schlimmen Neuigkeiten auch nur ein Körnchen Wahrheit war, würde man untereinander noch mehr teilen müssen, um den unangebrachten Befehlen der Regierung nachkommen zu können. Und Jerrod Ross würde nun derart viel zu tun haben, daß sie ihn wohl kaum noch zum Abendessen erwarten konnte.
    Beth sollte sich getäuscht haben. Sie und Tim hatten sich gerade zu Tisch gesetzt, als der Hufschlag eines Pferdes von draußen hereindrang. Beth lief ans Fenster. Jerrod Ross sprang aus dem Sattel. Beth öffnete die Tür. Dabei schlug ihr das Herz wie ein Hammer gegen die Rippen. Sie hatte den anfanglichen Gedanken verworfen, Jerrod sofort zur Rede zu stellen, und gab sich Mühe, freundlich und ruhig vorzugehen.
    „Willkommen", rief sie ihm entgegen, doch die Stimme versagte ihr. Tim rannte hinaus, um sich des Pferdes anzunehmen. „Ich hoffe, Sie sind hungrig."
    „Und ob, mehr denn je", versetzte Jerrod Ross. Dabei legte er ihr leicht den Arm um die Schultern. Der Blick der dunklen Augen und das Lächeln, mit dem er auf Beth niederschaute, ließen keinen Zweifel daran, daß damit nicht nur das Abendessen gemeint war. Sie fühlte sich gleich ein wenig besser. Bestimmt hatte Jerrod nicht die Absicht, hier diese ungerechtfertigten Befehle des Kongresses mit Gewalt durchzusetzen.
    Beth beeilte sich, ein Gedeck mehr aufzulegen, und konnte dabei ein ungutes Vorgefühl nicht ganz abschütteln. Jerrod stand schweigend neben dem Herd und drehte den Zweispitz unablässig in den großen Händen. Auch die Tatsache, daß er den roten Schal über dem schwarzen Radmantel getragen hatte, half da nicht viel.
    Beth wandte sich um, einen Teller haltend, und wirkte auf einmal ebenso steif und verlegen wie der junge Lieutenant-Colonel.
    „So", begann sie, um es ihm leichter zu machen, einen Anfang zu finden. „Sie sind also hier, um noch mehr Spenden zu sammeln." In ihrem Innern war jeder Nerv angespannt, während sie darauf wartete, wie Jerrod Ross sich verhalten würde. War er als Freund gekommen? Oder als Verräter, dem sie zu schnell vertraut hatte?
    Er nickte erst einmal. Als er sprach, klang seine Stimme ungewöhnlich abgehackt und gepreßt. „Sie können sich nicht vorstellen, wie kostbar alles gewesen ist, was Sie so großzügig im Oktober und letzte Woche gegeben haben. Der Kongreß freilich hat General Washington ermächtigt, Lebensmittel und alles Nötige zu beschlagnahmen, wenn es nicht freiwillig abgeliefert würde."
    Beth stellte den Teller hart auf den Tisch, „Ich habe es nicht glauben wollen, als man mir davon erzählte. Vor allem konnte ich mir nicht denken, daß Sie dabei mitmachen würden. Die amerikanische Armee wird doch nicht so tief sinken, sich mit den räuberischen Engländern auf eine Stufe zu stellen und anständigen Bürgern das letzte wegzunehmen, was sie noch haben. Das würde die Leute nur gegen die eigenen Soldaten aufbringen."
    Jerrod fühlte sich denkbar ungut bei dem, was er Beth zu sagen hatte, was seine Pflicht war zu tun,

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