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Historical Weihnachtsband 1991

Historical Weihnachtsband 1991

Titel: Historical Weihnachtsband 1991 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LYNDA TRENT , CARYNCAMERON , DELORAS SCOTT
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Nähe sein. Da er nicht der Mann war, sich selbst einzuladen, so war es ihm auch nicht leichtgefallen, einen Befehl zu erwirken, der ihm und seinen Leuten hier auf der Farm Quartier zuwies. Er hielt Beth mit einer Hand an sich gedrückt, mit der anderen strich er ihr eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht, die sich unter seiner zärtlichen Berührung gelöst hatte.
    „Wir hätten hier eine strategisch wichtige Stellung, und ihr wäret beide in besserer Obhut", fuhr er fort. „Natürlich bedaure ich die Sache mit dem Obstgarten. Wäre ich selbst hier gewesen, hätte dergleichen nicht geschehen können. Man braucht mich und meine Leute nicht unbedingt in der Stadt. Wir haben meist hier in der Gegend zu tun. Natürlich wären wir untertags meist draußen irgendwo. Doch sobald sich einer dieser verdammten Engländer oder Hessen in der Nähe blicken ließe, würden wir es erfahren und . . ."
    „Und die Nachbarn", warf Beth ein, duckte sich unter seinem Arm durch und ließ sich auf die Sitzbank fallen. „Ich höre sie schon tuscheln, wie angenehm es sich die Witwe McGowan nun doch gemacht habe, den ganzen Winter den Master of Forage im Haus zu haben." Sie schüttelte die blonden Locken zurück, und Jerrod unterdrückte den Wunsch, seine Hände darin zu vergraben. „Ihr seid nicht alle hier so beliebt wie George Washington."
    Das traf ihn, doch er beherrschte sich und setzte sich neben sie. „Beth, ich bin nicht der Master of Forage. Auch ich habe zwei Vorgesetzte, die mir ebenso einen Befehl erteilen können wie der Oberbefehlshaber Washington. Ich muß doch nicht etwa annehmen, daß du nicht voll und ganz hinter der guten Sache stehst? Deine Bemerkungen vorhin über unseren Rückzug haben so sonderbar geklungen."
    Sie blickte auf die verschlungenen Hände nieder. Dann zuckte sie die Schultern und sagte unsicher: „Nein, ich unterstütze euch gern und in allem, solange es nicht um die Farm und die Zukunft meines Sohnes geht. Aber ich möchte nach allem, was geschehen ist, nie mehr von einem Mann gegängelt werden, auch nicht so liebevoll wie von meinem William oder meinem Vater. Ich habe sie beide geliebt und verehrt, aber ich habe mir meine innere Unabhängigkeit sehr hart erarbeitet, und ich möchte sie mir nicht nehmen lassen."
    Sie bemerkte, daß Jerrod die Augen weit öffnete und seine Nasenflügel bebten.
    Dann nickte er und liebkoste mit den Fingerspitzen Beths Wange. Diese sachte Berührung erregte ein Gefühl in ihr, als durchzuckten sie feurige Blitze.
    „Ich verstehe", sagte Jerrod. „Aber wie steht es mit meinem Vorschlag? Wollen wir ein Abkommen treffen, das uns beiden einen warmen Winter in Sicherheit und Geborgenheit weitgehend gewährleistet?"
    Beth nickte, noch bevor sie überlegen konnte, daß sie sich etwas Zeit ausbedingen sollte, sich mit dem Gedanken anzufreunden. Sobald dieser Mann in ihrer Nähe war, schien sie einfach keiner Vernunft mehr zugänglich und wurde eine leichte Beute der eigenen Empfindungen, die widersprüchlich waren und sie erst recht verwirrten.
    Freilich würde die Anwesenheit dieses Offiziers auf der Farm Tim und sie vor Übergriffen jeder Art bewahren. Vielleicht könnte man ihn sogar dazu bewegen, die Unmöglichkeit des Befehles über das Beschlagnahmen des Wintergetreides einzusehen? Und dann wäre durch seine Nähe eine Chance gegeben, ihm ihre Gedanken, ihren Protest nahezubringen, sie an George Washington weiterzuleiten.
    „Nun?" forschte er, aufgeregt wie ein Knabe. „Ist das ein Ja?"

    "Ja."
    Jetzt erst seufzte er erleichtert auf, nahm die Pelerine ab und warf sie achtlos auf das Notlager zu ihren Füßen.
    „Dann werde ich morgen ziemlich früh mit meinen Leuten kommen,und wir werden uns hier ein wenig einnisten. Nachdem ihr beide, du und Tim, doch meist nur die Küche heizt und benützt, könnten wir vielleicht die beiden anderen Räume hier unten haben und uns so gut wie möglich darauf beschränken. Einverstanden?"
    Wieder nickte Beth und räumte ein: „Ich bin sehr froh, daß du mich erst gefragt hast, statt es einfach zu befehlen. Das ist für mich sehr wesentlich. Vor allem nun, da man die Leute zwingt, Dinge zu tun, die sie nicht bejahen."
    Er wich ihrem Blick aus, hatte wohl kaum begriffen, daß sie mit diesen versöhnlichen Worten nur Verständnis für seine Schwierigkeiten hatte ausdrücken wollen. Beth umfaßte sein Kinn mit beiden Händen und drehte seinen Kopf so, daß sie einander in die Augen schauen mußten. Sie sah darin ihr Spiegelbild und

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