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Historical Weihnachtsband 1991

Historical Weihnachtsband 1991

Titel: Historical Weihnachtsband 1991 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LYNDA TRENT , CARYNCAMERON , DELORAS SCOTT
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heraufdämmerte, zierte eine gestickte Bettdecke statt des Damasttuches den Tisch. Vier kleinere Pasteten verbreitetenen einen verlockenden Duft. Und wenn auch einiges Geschirr geraubt oder zerbrochen war, reichte es immer noch, für jeden einen Teller hinzustellen. Tim hatte die Soldaten so sehr bewundert und würde sich freuen, sie beim Weihnachtsessen um sich zu haben. Sie waren auch ausnahmslos freundlich und höflich. Und Jerrod war beinahe wie ein Vater zu Tim. Vom ersten Sehen an hatte der Junge an ihm und hatte er an dem Jungen gehangen. Man konnte Jerrod und seine tapferen Männer wirklich nicht für das verantwortlich machen, was diese Schurken ihr und Tim und der Farm angetan hatten.
    Beth hätte sich ohrfeigen mögen, daß sie den Mann, den sie so sehr liebte, so ungerecht behandelt hatte. Zusammengekuschelt auf der Sitzbank neben dem Strohsack, war sie doch ein wenig eingenickt, nachdem alles getan war.
    Ein Geräusch ließ sie hochfahren. Der Alptraum des Abends stand ihr wieder vor Augen, und sie rappelte sich auf. Es klopfte von neuem. Natürlich, sie hatte den Riegel vorgeschoben.
    „Beth, ich bin es, Jerrod."
    Seine erste Frage gleich beim Eintreten galt dem Jungen.
    „Unverändert", gab Beth leise zurück, als sie Seite an Seite neben dem Herd vor Tim standen. Es entging ihr nicht, daß Jerrod mit Staunen den Raum zur Kenntnis nahm, der wieder recht ordentlich wirkte, den Blick über das blaue Kleid und das Band in ihrem Haar gleiten ließ. Begierig sog er den Duft der frischen Pasteten ein. Beth streckte die Hand aus, er umschloß sie fest und mit warmen Fingern.
    „Ich verstehe", begann er, „daß du nicht viel Aufmerksamkeit dafür aufbringen kannst, solange Tim bewußtlos ist. Aber ich möchte dir trotzdem sagen, daß ich einen schwachen Trost für dich habe. Ich habe mich umgehört und diesen Rand gefunden. Als er in Valley Forge einritt, um die Tiere und noch andere Diebesbeute an den Mann zu bringen, nahmen sein befehlshabender Offizier und ich ihn gleich in Empfang. Man wird ihn vor Gericht stellen wegen Gesetzesbruch und Plünderung.
    Seine Strafe wird sehr hart sein. Der General wird die Gelegenheit beim Schöpfe packen und ein Exempel statuieren, um in Zukunft ähnliches zu verhüten."
    Jetzt bemerkte Beth, daß Jerrod seine prallgefüllten Satteltaschen mit hereingebracht hatte, und atmete tief.
    „Sheba ist wieder in der Scheune, die Kuh und die Stute werden gebracht, sobald es hell ist. Die geschnitzten Krippenfiguren hatten die Halunken entweder unterwegs verloren oder schon verkauft. Die werden wieder auftauchen, hoffe ich, wenn die Sache allgemein bekannt ist. Aber hier ist dein schöner Weihnachtskissenbezug."
    Vorsichtig zog er das beschmutzte und zerdrückte Stück hervor, und Beth strahlte, als wäre es der kostbarste Schmuck.
    „Wie kann ich dir das nur jemals danken?" flüsterte sie und wußte im selben Atemzug, daß es eine Möglichkeit gab, ihr schroffes Verhalten wieder gutzumachen.
    „Selbst wenn ich mir Sorgen um Tim mache, Jerrod, ich habe verstanden, daß ich die Amerikaner zu unrecht geschmäht habe. Die meisten unserer Soldaten sind brave und tapfere Männer. Und vor allem darf ich dich nicht für das verantwortlich machen, was hier geschehen ist. Ich liebe dich und frage nicht länger, was die Zukunft uns bringen mag. Ich habe dir sehr unrecht getan. Wie konnte ich nur glauben, daß Tims Leiden etwas an unserer Beziehung ändern könne oder du ein Versprechen nicht hieltest."
    Weiter kam sie nicht. Jerrod riß sie an sich und vergrub das Gesicht in ihrem Haar.
    Zwischen sich hatten sie den Kissenbezug, als wollten sie die Erinnerung an dieses Weihnachtsfest damit gemeinsam hineinprägen. Nun mußte bloß noch Tim das Bewußtsein wiedererlangen.
    „Ich habe inzwischen auch eingesehen, daß ich dich nicht allein lassen will, ohne zu wissen, daß wir für immer zusammengehören."
    Sie legte ihm die Hand auf den Mund. „Später, laß uns das alles besprechen, sobald es Tim wieder bessergeht, ja?"
    Sie hielten einander lange stumm umschlungen. Dann nötigte Beth Jerrod an den Tisch, und er mußte essen. Sie legte das Weihnachtskissen über Tim und stopfte es sorglich fest.
    „So hatten wir es zwar nicht geplant", gestand sie. „Doch ich habe bis zu diesem Schrecken nicht geahnt, was wirklich zählt, um Weihnachten richtig zu feiern. Ich könnte sogar die Farm verlieren, ohne ein Aufhebens davon zu machen, wenn nur Tim gesund wird."
    „Das wird er ganz gewiß,

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