Historical Weihnachtsband 1991
Gruppe, die sie begeistert anschauten. Beth stellte das Schnitzwerk schließlich zu den beiden Krippenfiguren auf den Herdaufsatz.
„Das hast du wunderbar gemacht, mein Sohn", lobte sie ganz stolz.
Wie eine richtige Familie saßen sie dann beisammen, aßen und redeten miteinander. Später kamen Jerrods Soldaten, brachten die Kuh und die Stute unversehrt zurück und wurden auch zu Tisch in die Küche gebeten. Beth war ganz außer sich vor Freude und Dankbarkeit und brachte kaum ein paar Bissen herunter.
Sie erlebte einen Tag, den sie nie mehr vergessen würde, was auch immer die Zukunft bereithalten mochte, und verteilte nun auch die einfachen Geschenke, die sie verfertigt hatte.
Bald nach Sonnenuntergang wurde Tim dann müde, und Beth brachte ihn zu Bett.
Jerrod half ihr dabei.
Oben in seinem Zimmer frage der Junge plötzlich unvermittelt: „Und was hat Mutter von Ihnen gekriegt, Lieutenant-Colonel Ross?"
„Etwas ganz Besonderes, aber das erzähle ich dir alles morgen. Heute habe ich noch eine Bitte an dich."
„Schon erfüllt. Was ist es?"
„Wenn deine Mutter und ich verheiratet sind, nenn mich doch Jerrod, ja? Und wenn ich fort bin, bist du der Herr, der hier alles zusammenhält. Einverstanden?"
Tim nickte nur, strahlend vor Stolz und Freude. Beth war wie betäubt vor Glück. Das war viel mehr, als sie sich erhofft und erträumt hatte. Tim wieder munter und nun auch noch diese Worte aus Jerrods Mund waren beinahe zuviel für sie. Sie wollte mehr wissen, andererseits ihren Sohn nicht allein lassen. Wenn er die Lider schloß, konnte dann nicht. . .?
Tapfer unterdrückte sie die Sorge, löschte die Kerze und folgte Jerrod auf Zehenspitzen hinaus. Nein, nicht länger bangen, ob die Versprechungen der Gegenwart auch in der Zukunft Bestand
haben mochten. Einfach mit vollen Händen geben, leben und lieben. Jetzt, heute, und auch in der Zukunft. Doch wollte sie zu gern wissen, was Jerrod mit dem „ganz besonderen Geschenk" gemeint haben konnte.
Kaum hatten sie die Küchentür hinter sich geschlossen, nahm Jerrod Beth auch schon in die Arme.
„Wenn du dazu bereit bist, möchte ich, daß wir heiraten", sagte er eindringlich.
Sie klatschte in die Hände wie ein beglücktes Kind und hob sich auf die Zehenspitzen, um ihn zu küssen. „Und ob ich bereit bin, Liebster! Ja, ja, ja. Sobald der Krieg vorüber ist, laß uns das tun, wenn du willst."
„Eigentlich ist mir in den letzten paar Tagen klargeworden, daß ich nicht so lange warten möchte. Ich habe mich sehr dumm verhalten. Dazu kamen heute morgen noch deine Vorhaltungen. Ich lasse dich nicht hier zurück, ohne daß du wirklich meine Frau bist, ohne daß wir drei eine richtige Familie sind. Unsere Zukunft soll gleich anfangen. Jetzt. Sofort."
„Du meinst, wir könnten schon nach den drei Wochen des Aufgebotes heiraten und den ganzen Winter für uns haben, bevor du wieder mit der Armee ins Feld mußt, sobald der Frühling kommt?"
„Nun ist es wohl an der Zeit, dir mein Weihnachtsgeschenk zu geben. Auf den Verlobungsring mußt du noch ein bißchen warten, ich habe nach meinen Koffern geschickt. Aber hier habe ich eine Kleinigkeit, von der ich hoffe, daß du nicht böse darüber bist, sie nicht zerreist wie den Einquartierungsbefehl, sondern die liebevolle Absicht dahinter spürst."
„Was . . .?" fragte Beth und sah zu, wie Jerrod Ross ein zusammengefaltetes Briefblatt aus dem Waffenrock zog. Wie schon einmal blickte sie auf die Unterschrift: „George Washington, General."
Noch immer von Jerrods Arm umschlungen, las sie laut: „Auf besonderen Wunsch von Lt. Col. Jerrod Ross verfüge ich hiermit, daß er für die Dauer der Wintermonate im Hause von Mrs.
Elizabeth McGowan, seiner Braut, im Quartier bleibt.
Als Oberkommandierender der amerikanischen Streitkräfte verkürze ich auch die gesetzlich bestimmte Wartezeit von drei Wochen nach erfolgtem Aufgebot und hebe sie auf. Mein Kaplan kann das Paar zu jedem von ihnen festgesetzten Zeitpunkt trauen.
Ich drücke dem jungen Paar meine herzlichsten Glückwünsche aus für ein langes und erfülltes Leben in guten und argen Zeiten und viele glückliche Jahre in unserem Land, das auch eine frohe Zukunft verdient hat."
„Und du wirst dieses Blatt nicht zerreißen", neckte Jerrod.
„Zerreißen? Ich werde es einrahmen", flüsterte Beth hingerissen. „Und wann, denkst du, wird dieser . . . von uns festgesetzte Zeitpunkt sein?"
„Falls du damit einverstanden bist, einen Feigling zu heiraten, der sein
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