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Historical Weihnachtsband 1991

Historical Weihnachtsband 1991

Titel: Historical Weihnachtsband 1991 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LYNDA TRENT , CARYNCAMERON , DELORAS SCOTT
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schon unbeschadet überstehen, war Tollkühnheit und Herausforderung an das Schicksal.

    Nun, da er soviel zu verlieren hatte, begehrte er Beth um so heftiger bei dem Gedanken, sterben zu müssen, ohne sie zu der Seinen gemacht zu haben. Auch hatte er inzwischen begriffen, daß es nicht gleich war, Beth zu verlassen und von seinen Eltern verstoßen zu werden. An diesem Morgen erst, als Beth verlangt hatte, Pläne für die Zukunft zu machen, war er so überrascht und auch erschrocken gewesen, daß er sich völlig danebenbenommen haben mochte. Nun freilich war nicht die Stunde, alles wieder ins Lot zu bringen, selbst wenn Beth bereit wäre, ihm zu verzeihen.
    Sein Atem ging schneller, als Jerrod sich erhob, und in der Kehle würgten ihn Tränen.
    „Wenn du nach dem Wachsoldaten rufen willst, der mit mir aus der Stadt gekommen ist, stell bloß die Kerze ins Fenster", bat er gepreßt. „Ich werde so schnell wie möglich zurück sein."
    Beth nickte, ohne aufzuschauen. Ihm tat das Herz weh, als die Glassplitter des Spiegels unter den Sohlen knirsch ten. Doch jetzt hieß es erst einmal, diese Verbrecher, die sich als ehrliche amerikanische Soldaten ausgegeben hatten, dingfest zu machen und der verdienten Strafe zu überliefern. Vielleicht konnte Beth ihm wieder glauben, wenn er wenigstens dieses Versprechen hielt.
    Auf der Schwelle drehte er sich noch einmal um.
    „Ich liebe dich, Beth, dich und Tim." Damit zog er die Tür hinter sich zu und stürmte hinaus in die kalte, düstere Winternacht.
    ★
    Beth McGowan hielt Wache am Bett ihres bewußtlosen Sohnes, als der Weihnachtsabend in den Weihnachtstag hinüberwechselte. Tim hatte sich so auf das Fest gefreut und auch sie selbst, als sie kochte und buk und plante. Und all das sollte nun zu Ende sein? Warum konnte man das Rad der Zeit nicht zurückdrehen und alles hier unten bereit haben, so daß Tim nur die Treppe herunterzukommen brauchte, die Pasteten schnuppern und der Mutter das Geschenk geben, das er für sie geschnitzt hatte? Wenn es nur Tim schon besserginge!
    Es wäre so schön gewesen, in dem geschmückten Haus auf Jerrod zu warten. Ja, sie liebte Jerrod, daran war nicht zu rütteln. Es war ungerecht gewesen, ihn verantwortlich zu machen für das, was er nicht hatte verhindern können. Er wollte doch sein Bestes tun, ihnen zu helfen. Er liebte sie, er liebte auch den Jungen.
    Beth riß sich zusammen. Sie mußte aufrichtig sein, mußte den ersten Schritt auf Jerrod zumachen, damit sie eine gemeinsame Zukunft miteinander aufbauen konnten. Und sie würde es tun.
    Längst hatte der Wachsoldat ihr gemeldet, er werde in der Scheune ein wenig schlafen, als Beth ihren Entschluß faßte. Sie wollte erst einmal die Küche wieder halbwegs in Ordnung bringen. Sobald Tim aufwachen würde, sollte er nicht erschrecken über die Verwüstung, sondern sich wohl fühlen. Er hatte hier unten schlafen wollen, und so lag er eben da. Das und die beiden Krippenfiguren, die Jerrod ihr zurückgebracht hatte, waren vielleicht ein Zeichen dafür, daß doch noch alles gut werden könnte.

    Beth fühlte, wie Entschlossenheit und Tatkraft in sie strömten, und machte sich sogleich an die Arbeit. Der Boden war bald sauber, die Trümmer und Scherben beseitigt. Die Möbel standen an ihren Plätzen, frisches Reisig steckte über Anrichte und Herdaufsatz. Beth eilte sogar hastig in ihr Zimmer hinauf, wechselte das Kleid und kämmte sich das Haar. Sie durfte nicht wie eine Dienstmagd aussehen, wenn der Junge zu sich kam, noch dazu am Weihnachtstag. Mehr und mehr war sie überzeugt, daß es Tim bald schon bessergehen und alles wieder ins rechte Lot geraten würde. Die Zukunft mußte einfach friedlich und voller Glück sein.
    Wenn Tim die Augen aufschlüge, würde er hungrig sein. Er mußte essen, um schnell wieder zu Kräften zu kommen. Beth machte sich auf die Suche, fand auf dem Dachboden einen kleinen Schinken, den die Kerle unbemerkt verloren hatten. Im Keller war noch Mehl in einem aufgeschlitzten Sack, ein Rest Pökelfleisch in einem leeren Faß, und sogar noch eingelegte Äpfel gab es, auch wenn die getrockneten gestohlen worden waren. Beth machte sich daran, eine neue Pastete zuzubereiten.
    Dabei vermied sie es beharrlich, auf den Fleck zu sehen, an dem der Kissenbezug gehangen hatte, auf den Herdaufsatz, wo einsam die beiden Figürchen gestanden, und an die leere Stelle an der Wand, an der nun der Spiegel fehlte. All das zählte nicht mehr, sobald nur Tim erwachte.
    Als der Morgen

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