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Historical Weihnachtsband 1992

Historical Weihnachtsband 1992

Titel: Historical Weihnachtsband 1992 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ERIN YORKE , BRONWYN WILLIAMS , Maura Seger
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kurzen Notizen versehen hatte, damit Mrs. Everard sie beantworten konnte. Der Verleger Jonathan Withcrs erinnerte ihn mit ein paar Zeilen an die Weihnachtssoiree, die Ende der Woche in seinem Haus stattfinden sollte. Peter beabsichtigte, daran teilzunehmen. Er freute sich sogar darauf.
    Nachdem er mit der Korrespondenz fertig war, setzte er sich bequemer hin, lockerte den Schlips und begann, die Morgenzeitungen zu studieren. Im Geist verglich er jede einzelne Ausgabe des Journals, die er gelesen hatte, che er ins Büro gegangen war.
    Im allgemeinen war er mit seinem Blatt zufrieden. Das bedeutete aber nicht, daß er sich auf seinen

    Lorbeeren ausruhen konnte. Es konnte immer etwas verbessert werden.
    Zum Beispiel seine tägliche Kolumne. Genaugenommen war es nicht notwendig gewesen, Luciana Montrachet als „eine Lieferantin falscher Gefühle" und ihre Romane als „Beispiele für den Niedergang populärer Literatur" zu bezeichnen. Eine dieser Phrasen hätte genügt.
    Abgesehen davon verschwendete er keinen Gedanken an die Frau, die er derart niedergemacht hatte. Für ihn war die Sache erledigt. Er irrte sich, aber das wußte nur einer, und der redete nicht. Jedenfalls im Augenblick nicht. Jetzt hörte Jonathan Whithers nur zu.

2. KAPITEL
    „Ich wollte eigentlich nicht darüber sprechen", sagte Cornelia, die Jonathan Withers am Schreibtisch gegenübersaß. Sie hatte die Hände im Schoß verschränkt und unter dem langen Rock die Füße schicklich gekreuzt. Kerzengerade saß sie da. Äußerlich merkte man ihr nur leichtes Unbehagen an.
    Jonathan ließ sich nicht täuschen. Er kannte Cornelia seit ihrer Kindheit und arbeitete schon beinahe vier Jahre mit ihr zusammen. Das leise Beben ihrer Stimme und das zornige Aufblitzen in ihren blauen Augen verrieten ihm ihre Empörung.
    Insgeheim verfluchte er Peter Lowell. Zwar bewunderte Jonathan seinen Freund, teilte jedoch nicht seine Ansichten über populäre Literatur. Schlimm war vor allem, daß Peter seine Meinung in dieser Art öffentlich geäußert hatte.
    „Schon gut, meine Liebe", versuchte Jonathan Cornelia zu beschwichtigen. „Lowells Angriff war die Folge seiner Unkenntnis. Seltsamerweise stellen intelligente Menschen, die sich sonst nie über Themen äußern würden, von denen sie nichts verstehen, die erstaunlichsten Behauptungen auf, sobald es sich um populäre Literatur handelt. Ich verstehe das einfach nicht."
    „Ich schon", erklärte Cornelia. „Seien wir doch ehrlich, Jonathan. Mr. Lowell hat weder Reginald Wells wegen seiner Detektiv- noch Paddy O'Shea wegen seiner Abenteuergeschichten angegriffen, geschweige denn ein Dutzend anderer männlicher Autoren, deren Namen ich Ihnen nennen könnte.
    In Mißachtung unserer Gefühle hat er nur den Inhalt der Bücher verurteilt, die Frauen gern lesen. Ganz klar, Mr. Lowell ist ein Frauenfeind."
    Jonathan zuckte zusammen. Er fuhr sich mit der Hand durch das dichte, silbergraue Haar und blinzelte ein paarmal, ein sicheres Zeichen, daß er nervös war. „Das ist ein bißchen hart ausgedrückt. Im Grunde verhält er sich anständig."
    „Anderen Männern gegenüber vielleicht, nicht aber bei Frauen."
    Jonathan wunderte sich. War es möglich, daß Cornelia Neville, die eigentlich schon einen netten Gatten und einige ebenso nette Kinder haben sollte, im Begriff war, eine Sufragette zu werden? Ihn schauderte bei der Vorstellung.
    Ihre Heldinnen strebten in den letzten Romanen mehr nach Unabhängigkeit, als sie das am Anfang getan hatten. Zudem verkauften sich ihre Bücher immer besser. Die Anzahl der Frauen, die ihre Romane lasen — wenn auch heimlich — wuchs. Einige schrieben sogar, daß sich dadurch ihr Leben verändert habe.
    Ein beunruhigender Gedanke schoß ihm durch den Kopf. Half er vielleicht unbewußt, radikale Vorstellungen weiblicher Emanzipation, verpackt in romantischen Geschichten, zu verbreiten? Zum Glück war er imstande, die Dinge vom vernünftigen Standpunkt aus zu betrachten. Luciana Montrachets Bücher brachten sehr viel Geld ein, und das machte sie in Jonathans Augen automatisch zu guten Büchern.
    „Ich bin sicher, daß dein neuer Roman hervorragend ist", stellte Jonathan fest.
    Nachdem er seinen ersten Schock überwunden hatte, daß William Nevilles mädchenhafte Tochter eine Phantasie hatte, die einer Frau von Welt besser angestanden hätte, verließ er sich auf ihr Talent. Dieses Buch von Luciana Montrachet würde genauso gut sein wie die früheren und sich genauso gut verkaufen. Alles

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