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Historical Weihnachtsband 1992

Historical Weihnachtsband 1992

Titel: Historical Weihnachtsband 1992 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ERIN YORKE , BRONWYN WILLIAMS , Maura Seger
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er nicht mehr in der Kutsche sitzen mußte, verbesserte seine Laune. Es war angenehm, die Beine strecken zu können und die Sonne auf dem gebräunten Gesicht zu spüren.
    Wäre er gefragt worden, hätte Peter sich als durchschnittlich aussehend bezeichnet.
    Dabei wirkte er mit seinem athletischen Körperbau, den scharf geschnittenen Zügen, dem vollen schwarzen Haar und den grünen Augen auf die meisten Frauen sehr anziehend. Er wußte zwar, daß sie ihn attraktiv fanden, dachte aber nicht weiter darüber nach, warum das so war.
    Peter hielt sich nicht für einen Zyniker, nahm es aber als gegeben hin, daß die jungen Frauen, die seine Bekanntschaft suchten oder ihm von seiner Mutter vorgestellt wurden, nur ein Ziel im Auge hatten: das luxuriöse Leben, das er seiner Ehefrau bieten konnte. Nicht etwa, daß er ihnen das übelgenommen hätte. So war es nun einmal.
    Der Portier, der Peter Lowell kommen sah, öffnete ihm die Tür. Der Zeitungsverlag befand sich in einem eleganten, vierstöckigen Gebäude, das zu Beginn dieses Jahrhunderts erbaut worden war, nachdem ein Teil der alten Wall Street einem Großbrand zum Opfer gefallen war.
    Zur Überraschung seiner Angestellten hatte Lowell vor kurzem einen von Mr. Otis elektrischen Aufzügen installieren lassen, was in der Öffentlichkeit einiges Aufsehen erregt hatte. Da er sehr damit zufrieden war, plante er, den ganzen Verlag mit elektrischem Strom versorgen zu lassen. Das würde einiges kosten, aber er war davon überzeugt, daß Elektrizität zu den wichtigsten Errungenschaften gehörte.
    Auch andere Neuerungen hatte er schon akzeptiert.
    Mirabcl Everard erwartete ihn hinter der Wand aus Mahagoni und Glas, die im dritten Stock den Nachrichtenraum von seinem Allerheiligsten trennte. Sie war eine Frau um die Vierzig, Absolventin von Miss Stewards College für junge Damen, Mutter von zwei Kindern und Witwe. Vor allem aber war sie Peters Sekretärin. Er hatte sie für eine Stellung engagiert, die sonst nur Männern vorbehalten war. Peter war überrascht gewesen, als sie sich vorgestellt hatte, hatte sich aber von ihrer Intelligenz und Tüchtigkeit beeindrucken lassen. Kurz entschlossen hatte er ihr eine Chance gegeben und diesen Schritt nie bereut. Sie sorgte in seinem Büro für Ordnung, zeigte nicht das geringste Interesse für sein Privatleben und war immer freundlich.
    Außer an diesem Vormittag. Als sie die Post hereinbrachte, bemerkte er sofort ihre mißmutige Miene.
    „Stimmt etwas nicht, Mrs. Everard?" fragte er.
    Mirabel Everard, die ein schlichtes Kleid aus blauem Serge trug, war nicht unattraktiv. Wenn sie nicht arbeitete, führte sie mit ihren Töchtern und einem gewissen Herrn ihrer Bekanntschaft, von dem sie sich vielleicht überreden lassen würde, ihren Witwenstatus aufzugeben, ein aktives Privatleben.
    Außerdem war sie eine begeisterte Leserin, wobei ihr Geschmack von Shakespeareschen Liebessonetten bis zu den Romanen von Luciana Montrachet reichte. Obwohl sie sich nicht als Anhängerin von Miss Montrachet bekennen wollten, ärgerte sie sich über das schreckliche Unrecht, das einer ihrer Lieblingsschriftstellerinnen zugefügt worden war.
    „Mir hat Ihre Kolumne heute morgen nicht gefallen, Sir", erklärte Mirabel freimütig.
    Peter erwiderte darauf nichts, obwohl Mirabels Gesicht deutliche Mißbilligung ausdrückte. Da er ein reines Gewissen hatte, verschwendete er weiter keinen Gedanken an seine Sekretärin. Sie würde ihren Unmut vergessen, ihm verzeihen und nach wie vor ihre Pflicht tun.
    Nachdem Mirabel gegangen war, schaute Peter seine Post durch. Er fand einen Brief seines Freundes Teddy Roosevelt, der sich erkundigte, wann sie wieder einmal den Staub der Stadt abschütteln und nach Westen reisen würden. Teddy war Mitglied der Civil Service Commision, deren Aufgabe es im Moment war, den Verdacht der Korruption in der Stadtverwaltung zu beweisen und zu unterbinden. Er war vierunddreißig Jahre alt, großherzig, witzig und der beste Gefährte bei einem Abenteuer, den man sich vorstellen konnte. Seine Vorgesetzten hielten viel von ihm und trauten ihm zu, es noch einmal weit zu bringen.
    Peter spielte mit dem Gedanken, sich von Mrs. Everard eine Telefonverbindung zu Teddy herstellen zu lassen, entschied aber dann, daß ein Brief genügen würde. Zu seinem Bedauern konnte er nicht vorschlagen, alles liegen- und stehenzulassen und sich sofort auf den Weg zu machen. Seine Pflichten erlaubten das nicht.
    Peter legte einige Briefe zur Seite, die er mit

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