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Historical Weihnachtsband 1993

Historical Weihnachtsband 1993

Titel: Historical Weihnachtsband 1993 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PATRICIA POTTER , Nora Roberts , RUTH LANGAN
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dieser Zeit auf ihn
    wartete, nichts als wartete ... „Geh doch zur Hölle!" rief sie, hob blitzschnell die Hand und versetzte ihm eine Ohrfeige, die in dem stillen Hause seltsam widerhallte.
    Er berührte mit der Rechten die brennende Wange, und auf einmal zeigte er sein spitzbübisches Lächeln, das ihr so vertraut war. „Du hast immer schon eine gute Handschrift geschrieben." Zögernd tastete er nach Blythes gerötetem Gesicht. Wie glatt ihre Haut war, wie glatt und warm und schön! Immer wenn Blythe zornigwar, blitzten die goldbraunen Augen angriffslustig, und er hatte beinahe vergessen, wie bezaubernd sie war, hatte alles versucht, um sie zu vergessen. Jetzt spürte er, wie sie bei seiner sanften Liebkosung zitterte, sah, wie Tränen den Blick verschleierten, und fragte sich, wie er bloß ein solcher Narr hatte sein können. Nur der Krieg war daran schuld, der Krieg ließ einen das Schlimmste annehmen, einen glauben, daß die Welt nie wieder ins Lot kommen könne. Mit bebenden Fingern zeichnete Rafe eine Linie von Blythes Lippen zu den Augen nach, empfand wohltuend ihre Nähe, während Blythe nichts anderes mehr fühlen konnte als ihre grenzenlos aufgestaute Sehnsucht nach ihm.
    Nur flüchtig kam Rafe der Gedanke an seine Leute, die draußen warteten und denen er kurz erklärt hatte, er kenne die Leute hier im Hause. Doch in diesem Augenblick war alles in weite Ferne gerückt, es gab nichts und niemanden auf der Welt als Blythe Somers, in deren Zügen sich soviel Leid spiegelte und noch mehr. War es Liebe? Er konnte sich nicht mehr halten, beugte sich über Blythe und küßte sie.
    Zuerst schien sie innerlich zu widerstreben, doch dann wurde ihr Mund weich und nachgiebig, suchte den seinen ebenso verlangend wie er den ihren. Die vier Jahre der Trennung schienen wie weggewischt, und sie war von neuem das junge Mädchen, das einen bezaubern konnte, lachen und . . . lieben, lieben vor allem.
    Vergessen war seine Aufgabe, seine Pflicht, er hatte endlich wiedergefunden, was er längst erstorben und verloren geglaubt.
    „O Blythe", flüsterte er. „Es hat so lange gedauert, so verdammt lange, das wirst du nie begreifen können ..." Weiter kam er nicht, denn das Knarren der Tür ließ beide zusammenzucken. Sie schauten sich um, mitten hinein in die Mündung einer altmodischen Muskete. Rafe fuhr herum, griff nach dem Revolver, den er im Halter trug.
    „Nicht!" schrie Blythe auf.
    Er zögerte, die Waffe im Anschlag. Nun ging die Tür ganz auf, und ein Halbwüchsiger mit zerzaustem Haar starrte den Offizier aus blaßblauen Augen trotzig an, das Gewehr auf seine Brust gerichtet. Mit einem fragenden Blick auf Blythe senkte Rafe seinen Revolver.
    Jaime ist bei uns sozusagen Herr im Hause", erklärte sie. Immer noch lag ihre Hand auf Rafes Arm, als wolle sie ihn nie wieder gehen lassen. „Du kannst die Muskete niederlegen, Jaime. Es ist Major Hampton, ein alter Nachbar von uns."
    Jaime riß die Augen auf, in denen immer noch blankes Mißtrauen stand. „Aber er ist ein Yankee."
    Blythe versuchte zu lächeln, es gelang ihr nicht restlos. „Ist von den Kindern eines aufgewacht?"
    „Nein, Madam. Ich habe nachgeschaut, bevor ich herunterkam, wollte nicht, daß mir eines in der Schußlinie steht."
    Nun mußte Blythe doch lächeln. Jaime kümmerte sich um die anderen, als wären sie wirklich seine Familie. Natürlich hätte er jede Art von Gefühl sofort geleugnet und niemals eine solche „Schwäche" wie etwa gar Liebe eingestanden. Aber unterschwellig war sie da, sogar, wenn er die Kleinen manchmal tadelte.
    „Meinst du nicht, du könntest das Gewehr senken?" erkundigte sich Rafe Hampton vorsorglich.
    „Nicht, bevor ich sicher sein kann, daß Sie Miss Blythe nichts tun. Heutzutage rennt genug Gesindel in der Gegend rum, alles Räuber und Gesindel", brummte Jaime und hielt die Waffe in sicheren Händen fest. „Ich meine, da haben wir uns ihren Anführer eingefangen", stellte er sichtlich mit Genugtuung fest.
    „Leg die Muskete nieder"Jaime!" Die unüberhörbare starke Entschlossenheit in Blythes Stimme machte Rafe betroffen. Wieder schaute er das Mädchen an.
    Während all der Jahre hatte er Blythe Somers als Inbegriff von Lachen und Frohsinn in Erinnerung gehabt mit Augen voll strahlender Lebensfreude, leichtfüßig und beschwingt bei Spiel und Tanz, mit scherzendem, lächelndem Munde. Die Reife, die sich jetzt an ihr zeigte, fesselte ihn noch mehr als damals die mädchenhafte Schönheit. Er wollte nichts, als sie

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