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Historical Weihnachtsband 1993

Historical Weihnachtsband 1993

Titel: Historical Weihnachtsband 1993 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PATRICIA POTTER , Nora Roberts , RUTH LANGAN
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schaute auf den Ofen und faßte einen schnellen Entschluß. Sie hatten so lange keine Süßigkeiten gehabt, und hier würden sie es den Yankees leicht machen, die frischen Kuchen zu stehlen. Er mußte sie unter allen Umständen für die Kleineren bewahren. So wand er ein Tuch um die Hand, zog die beiden Kuchen aus dem Ofen und verschwand damit durch die Tür, die Muskete unter dem Arm. Ein verlockender Duft hing in der Küche.
    „Er traut mir nicht über den Weg", bemerkte Rafe bedauernd.
    „Er mißtraut jedem und mit gutem Grund."
    „Blythe", begann Rafe wieder zu sprechen. Gleichzeitig klopfte es an der Haustür.
    Widerwillig öffnete er. Draußen standen verlegen zwei seiner Soldaten.
    Einer, allen Anzeichen nach ein Sergeant, schaute Blythe kleinlaut an, bevor er vor seinem Offizier strammstand. „Eine neue Spur, Sir, ganz in der Nähe, und auch Blut.
    Sie müssen hier irgendwo in der Umgebung versteckt sein."
    Rafes Gesichtszüge veränderten sich, wurden ernst. Zögernd wandte er sich an Blythe. „Gibt es Konföderierte hier?"
    „Nein."
    „Blythe, mir war es ernst, als ich dem Jungen sagte, daß wir Order haben, alles zu durchsuchen. Wir verfolgen einen Südstaatengeneral, dessen Gefangennahme vielleicht den Krieg abkürzen könnte."
    „Bei uns ist niemand", behauptete Blythe, während sich in ihrem Inneren lähmende Angst ausbreitete. Zahlreiche Leute Mosbys waren als Widerstandskämpfer gehenkt oder standrechtlich erschossen worden. Die Tatsache, daß Seth Arzt war, würde den Unionssoldaten wenig Eindruck machen, die oft von Mosbys Leuten überfallen worden waren. Und Blythe hatte keinen Grund anzunehmen, daß Rafe seinen Bruder schützen könnte. Vielleicht würde Rafe dies auch nicht wollen. In den vier Jahren war eine grundlegende Verwandlung mit ihm vonstatten gegangen.
    Mit ungerührter Miene wandte sich Rafe Hampton an den Sergeant. „Durchsucht das Haus und die Scheune, aber rührt nichts an! Wer plündert, kommt vor ein Kriegsgericht."
    „Es leben nur Kinder hier bei mir", sagte Blythe und hoffte, damit vielleicht doch noch eine Durchsuchung verhindern zu können.
    Den einen Jungen hatte Rafe selbst gesehen und erinnerte sich nun auch an Blythes Frage, ob „von den Kindern eines aufgewacht" sei. Dabei hatte er an Kinder von Farmarbeitern gedacht. Jason Cole, der Rafe so schamlos belogen, hatte ihm den Tod Ben Somers' mitgeteilt. Es war ein Grund mehr gewesen, das Gerücht für wahr zu halten. Blythe hätte jemanden gebraucht, ihr beizustehen, und Seth war immerhin bei ihr gewesen, während er, Rafe . . .
    „Kinder?"
    „Waisen, um genau zu sein, von einer oder der anderen Seite dazu gemacht, von welcher, ist ganz gleichgültig. Was ändert es an der Tatsache? Wir haben Weihnachten. Laß ihnen wenigstens diesen einen friedlichen Tag!"
    Er sah sie unglücklich an. „Der General ist zu wichtig für uns, Blythe."
    Sie biß sich auf die Lippen. Sie konnte sich nur zu gut vorstellen, wie es auf die Kleineren wirken mußte, wenn mitten in der Nacht Männer in Uniform ins Zimmer drangen. „Du verstehst mich nicht, Rafe. Einige dieser Kinder haben ihre Eltern durch die Hand von Soldaten verloren, ein Mädchen ist vergewaltigt worden. Sie haben Todesangst vor jeder Uniform."
    Sie sah Rafes blaugrüne Augen mit durchdringendem Ausdruck auf sich gerichtet. Er mußte die Wahrheit herausfinden. „Kannst du mir schwören, daß sich kein Konföderierter im Hause aufhält?"
    „Ich brauche dir überhaupt nichts zu beschwören", sagte sie zwischen Bestürzung und Zorn. Vier Jahre lang hatte sie auf ihn gewartet, vier schmerzliche Jahre, zwei davon ohne jedes Lebenszeichen von ihm, und nun dies, dieses kalte, unmenschliche Eindringen. „Verlange nicht von mir, daß ich dir auch noch helfe."
    „Führe mich bitte zu den Kindern", versetzte er ruhig. Vielleicht hatte ihn Blythe wirklich geliebt, wenigstens bis zu der heutigen Nacht. Er fragte sich, ob es wohl auch weiterhin so sein würde.
    Blythes Augen funkelten vor Unmut und Ärger.
    „Ich werde mich ganz still verhalten", versprach er und winkte den beiden Soldaten, ihn zu begleiten.

    Sie warf ihm noch einen fragenden Blick zu und wußte, wenn sie seiner Bitte nicht nachkäme, würde er ohne sie auf die Suche gehen. Deshalb ergriff Blythe die Kerze, die noch in der Küche stehengeblieben war, und schritt ihm leichtfüßig voran die Treppe hinauf, den Kopf trotzig erhoben.
    Rafe Hampton spähte durch die Türen, die Blythe öffnete. Im ersten Zimmer

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