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Historical Weihnachtsband 2010

Historical Weihnachtsband 2010

Titel: Historical Weihnachtsband 2010 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Barclay , Terri Brisbin , Merline Lovelace
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den schweigenden Mann in Schwarz.
    „Mylady.“ Rosemary machte einen kurzen Knicks. Dann erhob sie sich und stand aufrecht und selbstbewusst vor der hochmütigen Schönheit. Sichtlich zwischen Abwehr und Neugier hin und her gerissen betrachtete Lady Chandre Rosemarys Gesicht sehr genau.
    „Wo ist Euer Laden?“, fragte der Mann. Seine Stimme klang tief, volltönend und seltsam vertraut.
    Rosemary wandte sich um und sah mit einem höflichen Lächeln auf den Lippen hoch. Ihr verging das Lächeln augenblicklich.
    Mit einem Gesicht, das aussah, als wäre es aus Stein gemeißelt, blickte ausgerechnet der Mann auf sie herunter, den sie gehofft hatte, nie wiederzusehen.
    Lord William Sommerville.
    In seinen Augen spiegelte sich ihre Verblüffung wider. „Ihr habt doch einen Laden, oder nicht?“
    Rosemary stand mit offenem Mund da. Würde er sie jetzt öffentlich als Diebin anprangern?
    „Es ist die Apotheke Bainbridge, in der Fule Lane“, zwitscherte die hilfsbereite Muriel.

3. KAPITEL
    Sie war also tatsächlich eine Apothekerin.
    Während William sich bemühte, seinen eigenen Triumph zu verbergen, beobachtete er, wie der Ausdruck des Entsetzens sich auf Rosemarys bleichem Gesicht ausbreitete. Zuerst hatte er sie vergeblich gesucht. Doch sie zu finden war dann einfach gewesen, genauso einfach wie für die lästige Lady Chandre, ihm zufällig aufzulauern. Hätte Lady Chandre sich nicht an ihn gehängt, er hätte die kleine Apothekerin in diesem Gedränge vielleicht niemals entdeckt.
    Rosemary. Es war ein treffender Name, wenn man ihren Beruf bedachte.
    Rosmarin für das Gedächtnis.
    Es erschütterte William, dass es ihm nicht gelungen war, sie zu vergessen.
    In der Nacht damals, als sie schmutzig und wie ein Junge gekleidet gewesen war, hatte er sich von ihr angezogen gefühlt. Jetzt, in ein einfaches Kleid aus blauer Wolle gehüllt, mit sauber gewaschenem Gesicht, die glänzenden, braunen Zöpfe zu einer Krone hoch oben auf dem Kopf verschlungen, rührte sie ihn. Nein, es war nicht ihre ruhige Schönheit, die eine verschüttete Saite in seinem Innern zum Klingen brachte. Es war die Verletzlichkeit, die in diesen großen, haselnussbraunen Augen lag, das zarte Kinn, das sich ihm in stiller Herausforderung entgegenreckte. Sie war zu zerbrechlich, um ihn zu übertölpeln. Zu machtlos.
    Ein Wort von ihm, und sie würde festgenommen und ins Gefängnis geworfen, um dort dahinzusiechen. Sie wusste es. Doch anstatt sich zu ducken oder fortzulaufen oder ihn auch nur anzuflehen, begegnete sie seinem Blick mit dem ruhigen Mut, den er nur bei wenigen Männern und noch bei keiner Frau gefunden hatte … außer in seiner eigenen Familie. Ella war sanft gewesen und freundlich. William war ihr Schutz und Schild gegen ihren tyrannischen Vater gewesen. Diese Frau hier würde ihre Kämpfe selbst ausfechten.
    Und doch hatte sie in seinem Traum geschrien: „Hilf mir!“ Eigenartig, genau das wollte er gerne tun.
    „Ihr könnt mich morgen aufsuchen, Mistress“, sagte Lady Chandre scharf und zerstörte damit die Stimmung. „Nun, William, ich bin am Verdursten.“ Sie hängte sich bei ihm ein, und während sie ihre ausladenden Brüste gegen seinen Arm presste, führte sie ihn zu den Tischen mit den Erfrischungen.
    William ging mit. Er war dazu erzogen worden, Frauen zu achten, selbst eine solche Harpyie wie Lady Chandre. Und er verabscheute jene Art von hässlichen Szenen, zu denen, wie man sich erzählte, die Dame fähig war, wenn sie böse wurde. Seit seiner Ankunft vor zwei Wochen warf Lady Chandre die Angel nach ihm aus, um ihn in ihr Bett zu bekommen. Die Aussicht auf ein Liebesabenteuer mit ihr hatte bei ihm auch ein gewisses Interesse geweckt. Bei welchem Mann, der drei Monate auf See war, wäre das nicht der Fall gewesen? Gewiss ehrte er Ellas Angedenken, aber Männer, und sogar solche mit gebrochenen Herzen, hatten gewisse Bedürfnisse.
    Dass er dann Mistress Rosemary traf, lenkte die seinen in eine andere Richtung.
    „Wer war dieser Mann?“, flüsterte Muriel.
    „Ich kenne ihn gewiss nicht.“ Rosemary schlang die Arme um sich, damit sie nicht mehr so zitterte. Vielleicht hatte er sie gar nicht erkannt. Denn sonst hätte er sie sicher öffentlich des Einbruchs in sein Lagerhaus bezichtigt.
    „Jedenfalls ist er kalt wie ein Fisch, das ist schon mal sicher. Und schroff. Hast du gemerkt, wie er dich anstarrte?“
    „Aye.“ Ihr sank das Herz. Er hatte sie erkannt.
    „Eigentlich sieht er ganz gut aus, wenn er nur nicht so

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