Historical Weihnachtsband 2010
Haars. Doch das verwegene Grinsen, das er ihr jetzt schenkte, war Margaret neu.
„Lass uns hoffen, das der Spaß das Warten wert war, Mädchen.“
Er griff nach den Bändern seiner venezianischen Kniehose. Obwohl Margaret sich Mut zusprach und sich eindringlich ermahnte, nicht zu vergessen, warum sie diesen Mann verführen musste, flatterte ihr voll Panik das Herz in der Brust wie eine eingesperrte Taube.
„Ich … ich möchte zuerst gerne einen Schluck Wein trinken.“
Erstaunt hob er eine goldene Augenbraue. „Ach ja?“
„Bitte.“ Sie schämte sich, dass ihre Stimme bebte, doch nicht genug, um die mit Federn gefüllte Bettdecke loszulassen, die sie fest umklammert hatte. „Ich gab dem Wirt noch ein paar Münzen zusätzlich, damit er eine seiner besten Flaschen herausrückt. Er schwor, es sei ein selten guter Madeira. Drake selbst habe ihn den Spaniern gestohlen.“
Ein leises Lachen klang zu ihr herüber. „Das bezweifle ich nicht. Sir Francis hat den Spaniern mehr als nur Wein unter der Nase weggestohlen.“
„So wie Ihr auch“, murmelte Margaret.
Sein Lächeln wurde noch breiter. „Aye, das habe ich.“
Sie konnte es kaum glauben. Nackt und zitternd wechselte sie jetzt mit ihrem Gatten mehr Worte als in all den Jahren, die sie nun schon miteinander verheiratet waren.
Vielleicht würde sie trotz allem ihr Vorhaben gut hinter sich bringen. Ihre Aufregung ließ merklich nach … bis ihr Gatte sich wieder dem Bett zuwandte. Mit plötzlichem Erschrecken sah Margaret den Zinnkelch in seiner Hand. Er brachte nur einen.
„Wollt Ihr nicht auch etwas trinken?“, drängte sie ihn.
Etwas flammte in seinen Augen auf und war genauso schnell wieder verschwunden, wie es aufgetaucht war.
„Aye, meine Kleine, das will ich.“ Die Beiläufigkeit, mit der er ihr antwortete, konnte den harten Unterton in seiner Stimme nicht verbergen. „Nachdem Ihr davon gekostet habt.“
Er war kein Narr, dieser Mann, den sie ihren Gatten nannte. Er konnte es gar nicht sein, erkannte Margaret, da er sich doch Reichtümer und die Gunst der Königin erworben hatte.
Aber sie war auch keine Närrin.
Während sie seinem Blick standhielt, griff sie nach dem Kelch. Wie ein Falke beobachtete er sie, als sie ihn an die Lippen führte und einen tiefen Schluck nahm. Zu ihrer Erleichterung hinterließ das Pulver, das sie zuvor in den dunklen Wein gerührt hatte, keinen bitteren Nachgeschmack auf der Zunge.
Es würde ihr nur helfen, sich zu entspannen, hatte Violet versprochen, und die Schmerzen dämpfen, die mit dem Verlust ihrer Jungfernschaft verbunden waren. Das Pulver würde auch ihren Gatten entspannen, jedoch nicht so sehr, dass er seine Pflicht nicht würde erfüllen können, hatte die erfahrene Matrone gemeint und verschmitzt die Lippen verzogen.
Mit Sicherheit würde er aber, nachdem er seine Befriedigung gefunden hätte, in angenehme Bewusstlosigkeit sinken. So hatte Violet es vorausgesagt. Denn bei Huthburt wäre es immer so gewesen. Margaret musste also nur warten, bis ihr Gatte seinen Spaß mit ihr gehabt hatte und eingeschlafen war. Dann konnte sie sich davonschleichen.
Als sie ihren kühnen Plan fasste, war er ihr viel einfacher erschienen als jetzt, da er in die Tat umgesetzt werden musste. Immer noch hielt sie die Decke mit einer Hand umklammert, während sie gleichzeitig mit der anderen ihrem Gatten den Kelch entgegenhielt.
„Der Wirt hat die Wahrheit gesagt. Das ist ein selten guter Madeira. Wollt Ihr nicht davon probieren?“
„Wenn er Euch so gut schmeckt, probiere ich ihn gerne.“
Ihr Gemahl ließ sich am Rand der weichen Matratze nieder und nahm einen langen Schluck. Als sein Blick von ihrem Gesicht zu ihren Schultern und dann zu ihrem Dekolleté schweifte, kämpfte Margaret gegen das Verlangen an, vor ihm zurückzuweichen. Aber eingedenk Violets guten Ratschlägen ließ sie die Bettdecke ein wenig von ihren Schultern gleiten. Sie spürte die kühle Luft auf ihrer Haut, und ihr keckes Verhalten ließ sie erröten.
Entschlossen rief sie sich in Erinnerung, dass sie schließlich mit diesem Mann verheiratet war. Er war ihr Ehemann.
„Nimm noch einen Schluck, meine Schöne.“ Seine Stimme klang mit einem Mal leiser, rauchiger und hatte eine äußerst beunruhigende Wirkung auf Margaret. „Ich werde den Wein dann von Euren Lippen trinken.“
Gehorsam nahm Margaret noch einen Schluck aus dem Kelch, den er ihr an die Lippen hielt. Dann bot sie ihm mit geschlossenen Augen das Gesicht dar. Und er senkte
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