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Hitlers Berlin

Hitlers Berlin

Titel: Hitlers Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Felix Kellerhoff
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ungeheuren Eindruck« und »ausnahmslos begeisterte Zustimmung«. Aktionen der wenigen verbliebenen aktiven Hitler-Gegner waren soweit zurückgegangen, dass die SS-Offiziere das Auftauchen einzelner Flugblätter am Bahnhof Friedrichstraße für berichtenswert hielten. Einige Dutzend per Matrize vervielfältigte »Hetzzettel«, die »Nieder mit Hitler!« forderten, waren aus einem S-Bahn-Zug geworfen worden.
    Auswirkungen hatten solche riskanten Aktionen nicht, wie sich wenige Tage später am inoffiziell höchsten Feiertag in Nazi-Deutschland zeigte: Zu »Führers Geburtstag« versammelten sich wieder größere Menschenmengen auf dem Wilhelmplatz vor dem Balkon der Reichskanzlei und brachten Hitler Ovationen dar. Der Kanzler »zeigte sich auf die verlangenden Rufe der Menge hin (…) zweimal kurz auf dem Balkon. Er entbot der Menge ein, zwei Minuten lang den Hitler-Gruß und entschwand dann ihren Blicken«, berichtete William Shirer nach Amerika. Öffentliche Feiern oder gar Paraden wie im Jahr zuvor zum 50. Geburtstag des Reichskanzlers gab es nicht – dafür das übliche Meer von Hakenkreuzflaggen.
    Wenn Hitler in diesen Wochen die Reichskanzlei verließ, dann meistens zu Reden vor geschlossenen Versammlungen oder um seinen engsten Paladinen in ihren Berliner Wohnungen zum Geburtstag zu gratulieren – zum Beispiel Göring am 12. Januar 1940, dem Chef der Deutschen Arbeitsfront Robert Ley am 15. Februar, seinem Stellvertreter in der NSDAP Rudolf Heß am 26. April und vier Tage später Außenminister Ribbentrop. Durch Berichte über solche Nicht-Ereignisse blieb Hitler auch neben seiner Rolle als Oberster Kriegsherr in der gleichgeschalteten Presse präsent. Wirklich öffentliche Auftritte dagegen mied er: Am 1. Mai, der seit 1933 stets mit zwei Hitler-Reden in Berlin, einer an die »deutsche Jugend« und einer an das »deutsche Volk«, begangen worden war, ließ er Heß sprechen – und das, obwohl an just diesem Tag der entscheidende Sieg der Wehrmacht in Norwegen bekannt wurde. William Shirer beschrieb das Gefühl in Berlin nach diesem Erfolg: »Es würde schwerfallen, wollte man das Triumphgefühl, das heute im Dritten Reich herrscht, übertreiben. (…) Ich war nach dem überwältigenden deutschen Sieg über Polen auch in Berlin. Und doch – so empfinde ich es persönlich – war die Reaktion der Bevölkerung nichts im Vergleich zur heutigen.« 6 Einen Dämpfer bekam diese positive Stimmung zunächst durch den deutschen Angriff im Westen, gegen Frankreich, Holland, Belgien und Luxemburg, am 10.Mai. Er überraschte die Bevölkerung. »Die anfängliche Begeisterung hat sich nach der Bekanntgabe des Aufrufes des Führers an die Soldaten des Westheeres in einen tiefen Ernst gewandelt. Die Worte des Führers, daß nun die Stunde der Entscheidung gekommen sei, haben die Bevölkerung erkennen lassen, daß die im Westen beginnenden Kämpfe größte Opfer fordern werden«, stellte der SD fest. Allerdings, so heißt es im Bericht Nr. 87 vom 14.Mai 1940 weiter: »Wenn auch ein tiefer Ernst und Sorge bei den Müttern und Frauen um ihre Angehörigen im Felde spürbar geworden ist, so ist doch die Grundstimmung in der Bevölkerung fest und zuversichtlich.« Deren Berechtigung schien sich in den folgenden Wochen zu bestätigen: An der Westfront rollten die deutschen Panzer von Erfolg zu Erfolg. Und noch immer gab es keine Gegenangriffe der feindlichen Luftwaffen auf die Reichshauptstadt. Hitler hatte Berlin am 9. Mai verlassen, um sich in ein vorbereitetes Hauptquartier hinter der Front zu begeben – übrigens bestieg er seinen Sonderzug in dem kleinen Bahnhof Finkenkrug zwischen Falkensee und Nauen, damit seine Abreise am Vorabend des Angriffs die bevorstehende Offensive nicht verriet.

    Triumphzug: Hitlers Rückkehr vom Westfeldzug, 6. Juli 1940

    In den folgenden Wochen traf eine Siegesmeldung nach der anderen in der Reichshauptstadt ein – und noch stimmten sie fast ausnahmslos. Eher wie ein Eingeständnis des Unvermögens wirkte dagegen der erste Bombenangriff auf Berlin in diesem Krieg: In der Nacht vom 7. auf den 8. Juni 1940 flog ein einzelnes französisches Langstreckenflugzeug von Norden her über die verdunkelte Stadt. Einige wenige Sprengkörper fielen. Es handelte sich um einen symbolischen Angriff, den ein französisches Kommuniqué am 10.Juni als »Vergeltung« für einen deutschen Angriff auf Paris erklärte. Luftalarm wurde nicht ausgelöst, von Schäden ist nichts bekannt geworden. Auch Shirer hatte

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