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Hitzetod

Hitzetod

Titel: Hitzetod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Pearson
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gezogen hätte. Er berechnete die Entfernung zwischen sich und Walker. Hätte er genug Zeit, um den Superintendent zu erreichen, bevor der abdrückte?
    Walker erriet seine Gedanken und lächelte. »Vergessen Sie’s!«
    »Geben Sie auf, Walker. Es ist sinnlos. Ich habe mit verschiedenen Leuten gesprochen. Die wissen jetzt, was hier vorgeht. Sie kommen auf keinen Fall ungeschoren davon.«
    Wieder lachte Walker. »Sie haben mit niemandem gesprochen, Jack. Niemandem von Bedeutung. Sie besitzen keinerlei Glaubwürdigkeit. Schon seit Jahren nicht mehr. Ich habe einen Streifenwagen um die Ecke stehen. Kriminaltechniker. Meine Leute. Glauben Sie mir, man wird sich um alles kümmern, und die Verantwortung wird allein bei Ihnen liegen, Cowboy. Für alles und jeden. Schluss, Ende.«
    Walkers Blick verhärtete sich, als Delaney Schritte hinter sich hörte und Kate den Raum betrat, Kevin Norrells Waffe, die sie mit beiden Händen hielt, auf den Kopf ihres Onkels gerichtet. »Lass sofort die Pistole fallen oder ich schwöre, ich töte dich.«
    Walker ignorierte sie und blieb mit seiner Aufmerksamkeit bei Delaney. »Ach du lieber Himmel, Cowboy! Ist das Ihre neue Flamme?«
    Ihr Ziel fest im Blick, schob Kate die Hände vor.
    Walker fuhr sich mit dem Handrücken über die Wange. »Sie war mal so hübsch wie Ihre Tochter, Jack. Hat mir mal spätnachts diese Narbe verpasst, damit ich das nie vergesse.«
    »Falls du glaubst, ich tu’s nicht, irrst du dich. Lass die Waffe fallen und geh von dem Mädchen weg.«
    Walker schüttelte den Kopf. »Wenn du abgedrückt hättest, hätte ich immer noch Zeit, sie zu töten.« Er wandte den Blick wieder Delaney zu. »Ich schlage Ihnen einen Deal vor. Sie sagen Kate, sie soll die Waffe runternehmen, oder ich töte Ihre Tochter. Glauben Sie mir?«
    Jack schaute ihm in die Augen und tat es.
    »Sagen Sie Kate, sie soll die Waffe runternehmen, Jack. Oder ich drücke ab.«
    Delaney schaute zu Kate hinüber. Ihr langes Haar fiel ihr in einer Lockenkaskade in die Stirn, ihre Augen leuchteten vor purem, funkelndem Hass, als sie ihren Onkel anstarrte und sagte: »Ich werde die Waffe nicht runternehmen.«
     
Einem Fallschirm gleich schien der Schrei in der Luft zu hängen, und dieses Geräusch bohrte sich wie ein eiskalter Wasserstrahl in sein Bewusstsein, als Delaney klar wurde, was er tat. Doch es war zu spät. Das Gewehr entlud sich, Schüsse und Zerstörung rasten aus beiden Mündungen auf ihr Auto zu. Die Windschutzscheibe barst, der linke Vorderreifen wurde zerfetzt, das Auto geriet ins Schleudern. Als es gegen eine Absperrung krachte, mischten die Schreie sich mit dem Quietschen von Bremsen und dem Geräusch zerknautschenden Metalls. Delaney sprang sofort aus dem Auto, ohne die Menschen wahrzunehmen, die auf sie zurannten. Ohne die Rufe und Schreie zu bemerken, als wäre er von undurchdringlichem Nebel umhüllt. Er hatte seine Frau im Arm und konnte vor lauter Tränen fast nichts sehen, als er sie auf den Boden des Tankstellenvorhofs legte. Ihre lockigen Haare wie ein Heiligenschein fächerförmig um den Kopf ausgebreitet. Als er sein Jackett abstreifte, um ein Kissen daraus zu machen, hatte sich unter ihrem Kopf bereits ein wenig Blut gesammelt. Und er betete, zum ersten Mal seit fünfundzwanzig Jahren, flehte zu Gott, er möge sie nicht sterben lassen. Er wusste, dass es seine Schuld war. Er hätte für eine Minute darauf verzichten können, Polizist zu sein, hatte es jedoch nicht getan, und jetzt starb seine Frau hier auf einem kalten Tankstellenboden. Da der Tankstellenbesitzer bereits den Krankenwagen rief, hielt Delaney weiter die Hand seiner Frau, als könnte er ihr sein eigenes Leben einflößen, und betete zu Gott, er möge es möglich machen.
     
»Komm mit, Jack.«
    Jack hob den Blick, als Father O’Connell ihm die Tür zur Sakristei aufhielt, und nickte schicksalsergeben. Das vom Wind blankgescheuerte Gesicht und der struppige weiße Bart des Mannes ließen ihn mehr denn je wie eine Heimsuchung von einem Ort der Qual aussehen. Wieder zitterte Jack unwillkürlich, als er den Raum betrat.
    Father O’Connell schloss die Tür hinter sich und zeigte auf zwei Stühle, die neben einem hohen Bücherregal standen. »Setz dich da hin.«
    Jack setzte sich auf einen der Stühle und Father O’Connell auf den anderen, nachdem er eine Bibel vom Tisch genommen hatte.
    »Weißt du, was die Bibel ist, Jack?«
    »Ja, Hochwürden.«
    »Dann bist du weiser als die meisten anderen. Und weißt du, was ein

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