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Hitzetod

Hitzetod

Titel: Hitzetod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Pearson
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schnellen routinierten Bewegung aus dem Handgelenk einen Schluck Whisky hinunterkippte.
    Er saß auf einem rissigen Lederhocker am Holztresen des Roebuck, eines schmuddeligen Pubs in Nordlondon. Ein großer Spiegel hinter der Bar reflektierte das verschiedenfarbige Licht von gut dreißig Flaschen Hochprozentigem.
    Delaney hob sein Glas und ließ einen Schluck cremiges Guinness seiner Kehle, wenn nicht seiner Seele Trost spenden; den konnten ihm nicht einmal die hausierenden Mormonen verkaufen, selbst wenn er es gewollt hätte. Heute keine neue Seele für Jack Delaney; nur das alte, mit Sünden befleckte Ding irgendwo tief in ihm. Vergib ihm seine Schuld, Vater. Wenn Frauen ihn anschauten, was sie oft taten, und versuchten, sein Alter zu erraten, schätzten sie ihn meist auf Ende dreißig. Er hatte dunkles Haar, dunkle Augen, und wenn er ihnen erlaubte, ihn kennen zu lernen, bekamen sie diese dunkle Seele zu sehen. Meistens erlaubte er es ihnen jedoch nicht.
    Delaney hielt der Barfrau sein Whiskyglas hin und nickte ihr zwinkernd zu. »Verdunstet.«
    Mit einem Lächeln, das allerdings keine echte Hoffnung ausstrahlte, nahm die Frau sein Glas entgegen. Sie goss einen großzügigen Schuss Bushmills hinein und stellte es vor ihn hin.
    »Cheers, Tricia.«
    »Kriegt man hier vielleicht mal was zu trinken?« Ein hochgewachsener Mann, ein paar Zentimeter größer als Delaney mit seinen Einszweiundachtzig, aber korpulent und betrunken. Delaney blickte kurz zu ihm hinüber, beachtete ihn jedoch nicht weiter und widmete sich wieder seinem Trost spendenden Guinness.
    »Was guckst du so?«
    »Lass mich in Ruhe.«
    »Erst lässt du mich in Ruhe, du Scheißkerl. Und du« – an die Frau hinterm Tresen gewandt – »gibst mir gefälligst ein Bier.«
    Delaney seufzte und schenkte ihr ein flüchtiges mitfühlendes Lächeln.
    »Tut mir leid, das gerade.«
    Der dicke Mann riss die Augen auf und schüttelte ungläubig den Kopf.
    »Hast du vielleicht ein Problem, du verdammtes irisches Arschloch?«
    Delaney erwog, eine Diskussion über die erlesene Schönheit der englischen Sprache zu beginnen, doch stattdessen erhob er sich von seinem Hocker, packte eine leere Flasche und schlug sie gegen den Tresen. Dann versetzte er dem korpulenten Mann mit der Fußkante einen heftigen Tritt vors Knie. Sein Gegenüber ächzte vor Überraschung und blinzelte. Er schwankte rückwärts, und Delaney fuhr ihm blitzartig mit der Hand an die Kehle, packte fest zu und hielt ihn aufrecht fest. Dann bewegte er die zerbrochene Flasche mit der gezackten Kante auf die inzwischen angsterfüllten Augen des betrunkenen Mannes zu.
    »Falls du tanzen wolltest, hättest du netter fragen müssen.«
    »Bitte!«
    »Zu spät.«
    Delaneys Hand legte sich noch fester um die Flasche, während sein harter Blick dem dicken Mann unmissverständlich klarmachte, wie schrecklich der Fehler war, den er begangen hatte.
    Eine Hand klopfte Delaney auf die Schulter, worauf der sich umdrehte und einem lächelnden Mittdreißiger gegenüberstand. Schmutzig blondes Haar, braune Augen, einssechzig. Er war offensichtlich durchtrainiert, die Muskeln in seinem Arm spannten sich an, als er, kampfbereit wie ein Boxer, auf den Fußballen auf und ab wippte.
    »Lassen Sie ihn los.«
    Der Mann fuhr mit einer Hand in seine schicke Lederjacke und fischte seinen Dienstausweis heraus und zeigte ihn wie zur Warnung im Raum herum. Niemand schenkte ihm besondere Aufmerksamkeit; eine Schlägerei war im Roebuck ungefähr so selten wie ein Stringtanga in einem Striplokal.
    »Polizei. Detective Sergeant Bonner. Wollen wir uns jetzt vielleicht alle erst einmal beruhigen?«
    Diejenigen, die zugesehen hatten, verloren das Interesse und wandten sich wieder ihrem Bier zu.
    Delaney trat zurück und legte die kaputte Flasche auf den Tresen. Bonner beugte sich zu dem völlig verstörten Betrunkenen hinunter, der auf die Knie gefallen war und sich nass gemacht hatte.
    »Ich an Ihrer Stelle würde mich schleunigst verpissen.«
    Das brauchte man dem Mann nicht zweimal zu sagen: So schnell er konnte, humpelte er zur Tür. Bonner nickte Delaney zu.
    »Cowboy.«
    »Sergeant.«
    Bonner drehte den Flaschenhals auf dem Tresen.
    »Irische Partyspiele?«
    »So was in der Art.«
    »Sie werden leider mitkommen müssen.«
    »Mein Gott, Eddie, jetzt machen Sie aber mal halblang.«
    »Liegt nicht in meiner Hand.«
    »Sagen Sie bloß, es ist wieder Hadden, dieser Scheißkerl. Schleimen Sie sich etwa jetzt bei dem Arschloch ein und spielen

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