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Hitzetod

Hitzetod

Titel: Hitzetod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Pearson
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Priester ist, Junge?«
    »Ein heiliger Mann, Hochwürden.«
    Father O’Connell lachte. »Das sollte er in der Tat sein.« Er klopfte leicht auf das Buch in seiner Hand. »Weißt du, die Bibel ist eine Sammlung von Geschichten. Hunderte von Geschichten, die uns lehren, wie wir leben sollen. Jede einzelne für eine andere Wegkreuzung, ein anderes Hindernis im Leben. Eine andere Entscheidung. Verstehst du das, mein Junge?«
    Im Zweifel, ob man seiner Stimme die Lüge nicht anhören würde, wenn er laut antwortete, beschränkte Jack sich auf ein Nicken.
    »Es gehört, wenn du so willst, zu den Aufgaben eines Priesters, jedem, der sie braucht, eine bestimmte Geschichte zu verschreiben. Wie ein Doktor, der Arznei verschreibt. Verstehst du?«
    Wieder nickte Jack.
    »Die Geschichten in der Bibel sind also so etwas wie geistliche Verordnungen zur Behandlung geistlicher Krankheiten. Eine Dosis Medizin, die die schwarzen Flecken auf deiner Seele kuriert.«
    Er beugte sich vor und fixierte Jack mit seinen wilden blutunterlaufenen Augen. »Und jetzt sag mir ehrlich, Jack, glaubst du an den Teufel?«
    »Ja, Hochwürden.«
    »Ich sehe die Lüge in deinen Augen, Junge. Aber meine Aufgabe ist es, dir bewusst zu machen, dass es ihn gibt. Er lebt, atmet und bewegt sich unter uns.« Er neigte sich noch näher zu ihm, sodass Jack den muffigen Weingeruch in seinem Atem riechen und die gelben Tabakflecken an seinen schiefen Zähnen sehen konnte. Und die Leidenschaft, die wild in seinen Augen tanzte.
    »Meine Aufgabe ist es, dich den Glauben an den Teufel zu lehren, mein Junge.«
     
»Die Zeit ist um, Jack.«
    Delaney blinzelte. Sein Blick ging zu Siobhan, die, ein einziges Flehen in den Augen, vor Angst verstummt war, und dann hinüber zu Kate mit ihren ruhigen Händen und der eiskalten Miene eines Scharfrichters.
    »Nimm die Waffe runter, Kate.«
    Kate zögerte einen Moment.
    Walker starrte Delaney an. »Sehen Sie den Blick in den Augen Ihrer Tochter, Jack? Sie hat fürchterliche Angst. Jackie Malone hatte auch diesen Blick. Kurz bevor sie starb.«
    Delaney drehte sich wieder zu Kate um. »Bitte …«
    Ohne den Blick von ihrem Onkel zu wenden, ging Kate mit vor Wut funkelnden Augen langsam in die Knie und legte mit leicht zitternder Hand die Pistole auf den Boden. Dann richtete sie sich wieder auf.
    »Wenn sie will, kann sie nämlich ein ganz liebes Mädchen sein.« Walker sah Delaney lächelnd an, bevor er sich, immer noch mit einem Lächeln, wieder seiner Nichte zuwandte, den Finger um den Abzug seiner Pistole krümmte und sie zwei Mal in die Brust schoss.
    Kate flog rückwärts und schlug, keuchend vor Schreck, auf dem Boden auf.
    Walkers Lächeln wurde noch breiter und erstarb, als er vor Verblüffung und Schmerz laut aufschrie, an sich hinunterschaute und sah, dass Andy ihm das Tranchiermesser in die Seite bohrte. Siobhan befreite sich kreischend aus der Umklammerung des rückwärts taumelnden Superintendenten, der nach dem Messergriff tastete und zusah, wie das Blut über seine Finger rann. Walker drehte sich zu Andy um, der ihn mit einem teilnahmslosen Blick bedachte. »Warum?«
    Andy entblößte seine schiefen Zähne. »Sie haben mir gesagt, Sie wären nicht dabei gewesen, als meine Mutter ermordet wurde. Sie haben mich angelogen.«
    Langsam hob Walker seine Pistole wieder, doch bevor er zielen konnte, griff Delaney nach seiner eigenen, feuerte und erschmetterte Walkers rechten Ellbogen. Ächzend wie ein verwundetes Tier fiel Walker rückwärts gegen die Wand, während seine Pistole, ohne weiteren Schaden anzurichten, zu Boden fiel.
    Delaney drehte sich zu Kate um, die reglos auf dem Boden lag, die Arme ausgestreckt und die Haare wie ein Fächer ausgebreitet. Ein monströser Wiedergänger seines Fehlers, seiner Schuld. Menschen, die Jack Delaneys Nähe suchten, kamen zu Schaden. Hatte Karen Richardson nicht so etwas gesagt? Er schluckte kräftig, bevor er seine Pistole wieder auf Walker richtete, der, keuchend vor Schmerz, auf die Knie gegangen war. Delaney senkte den Blick in Walkers flehende Augen.
    »Tun Sie’s nicht, Delaney. Bitte tun Sie’s nicht.«
    Delaney hob die Pistole und zielte auf Walkers Gesicht.
     
»Jack?«
    Jack blickte zu Father O’Connell auf. »Warst du mit deinen Gedanken woanders, mein Junge?«
    »Nein, Hochwürden.«
    Father O’Connell kam von dem Wandschrank zurück, zu dem er eben hinübergegangen war, und hielt etwas hoch. »Weißt du, was das ist, mein Junge?«
    »Ja, Hochwürden.«
    »Das ist

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