Hitzetod
Priorität.«
»Falls wir eine oberste Priorität haben, dann die, die ich Ihnen vorgebe. Ist das allgemein klar?«
Bonner lächelte. »Klar wie Kloßbrühe, Ma’am.«
»Halten Sie die Klappe, Sergeant.«
»Ma’am.«
»Delaney. Ich will, dass der Vater, Howard Morgan, sobald wie möglich im Fernsehen erscheint. Und dass keine falschen Vorstellungen darüber aufkommen, was Gegenstand unserer Ermittlungen ist. Ist das klar?«
Delaney nickte. »Klar wie Kloßbrühe, Ma’am.«
Der Hauch eines Lächelns zuckte über Campbells Lippen, doch es gelang ihr, sich zu beherrschen.
»Ich möchte mich bei denjenigen von Ihnen entschuldigen, deren Dienst jetzt eigentlich zu Ende wäre. Der Super will, dass alle mit anpacken, bis wir das kleine Mädchen gefunden haben. Ist das für irgendjemand ein Problem?«
Offensichtlich nicht. Sie schaute wieder zu Delaney hinüber. »Halten Sie mich auf dem Laufenden.« Nachdem sie forschen Schrittes den Raum verlassen hatte, ging Delaney nach vorn und übernahm die Leitung der Sitzung.
»Ihr habt gehört, was sie gesagt hat. Zeit spielt hier eine entscheidende Rolle. Wegen ihres Vaters haben wir schon fast einen Tag verloren; wir dürfen nicht noch mehr verlieren. Ich werde mit Morgan reden. In der Zwischenzeit sammelt ihr Hintergrundinformationen. Ich will alles über ihn wissen, und über seine Tochter auch. Schulkameraden, feste Freunde, Hobbys, Clubs, alles. DC Cartwright, Sie kommen mit mir.«
»Ja, Sir.«
Ihr Gesicht hellte sich ein wenig auf, als sie zum ersten Mal mit DC angesprochen wurde. Delaney zeigte auf DI Jimmy Skinner, einen großen, dünnen, blassen Mann in den Dreißigern, der in jeder freien Minute Internet-Poker spielte. »Jimmy, ich möchte, dass du mit Greville sprichst.«
»Soll das eine höfliche Unterhaltung werden?«
»Hast du gehört, was die Chefin gesagt hat?«
»Ja, hab ich.«
Delaney wandte sich Inspector Audrey Hobb zu, Anfang fünfzig, noch zwei Jahre von ihrem dreißigjährigen Dienstjubiläum entfernt und schon in Vorfreude auf den Ruhestand.
»Audrey, ich möchte, dass du alle verfügbaren Uniformierten mit Bildern von Jenny auf die Straße schickst. Kleine Mädchen verschwinden nicht einfach so am helllichten Tag; irgendjemand muss etwas gesehen haben.«
»Hoffentlich.«
Die Gruppe stand auf, als wäre sie entlassen worden, aber Delaney hob die Hand.
»Noch einen Augenblick. Da ist noch etwas.« Er zeigte auf das Foto, das links an der Pinnwand hing. »Jackie Malone. Einige von euch sind mit dem Fall vertraut. Sie hatte manchmal einen Jungen in ihrer Obhut, Andy. Wir glauben, dass er bei seinem Onkel, Russell Martin, ist, würden uns aber gerne davon überzeugen. DS Bonner wird ein paar Fotos besorgen. Ich möchte, dass ihr auch dieses Foto herumzeigt, wenn ihr draußen unterwegs seid. In Ordnung, Audrey?«
»Hab nichts dagegen.«
Bonner beugte sich vor. »Meinen Sie, das wird der Chefin gefallen, Sir?«
Delaney ignorierte ihn. »Gut, das ist alles. Nur eins noch. Wir alle wissen, wie solche Fälle manchmal ausgehen, und wir wissen auch, wie entscheidend die Zeit dabei ist. Je länger wir brauchen, desto geringer ist unsere Chance, sie lebend zu finden. In diesem Fall wird es aber anders sein. Wir werden dieses Mädchen finden. Wir werden alles dafür tun, und wir werden sie in Sicherheit bringen. Ist das klar?«
»Ja, Sir.« Die Reaktion kam prompt, und wie elektrisiert, leerte sich der Besprechungsraum. Delaney fummelte zwei Schmerztabletten aus einem kleinen Fläschchen, das er immer in der Tasche trug, und seufzte. Es würde wieder ein langer Tag werden.
7
Delaney blieb auf dem Gang vor dem Besprechungszimmer am Wasserspender stehen und goss sich einen durchsichtigen Plastikbecher voll. Das Gurgeln des Wasserspenders beim Eingießen passte zu dem Gurgeln in seinem Magen. Whisky und nächtliche Kebabs – keine gute Kombination. Er blickte durchs Fenster hinauf zu der massiven Überführung, von der Verkehr in die Innenstadt gespült wurde wie Abwasser aus einem offenen Graben. Das Wasser aus dem Spender war immerhin kühl und half das Pochen hinter seiner Stirn ein wenig zu lindern. Bob Wilkinson gesellte sich zu ihm und goss sich ebenfalls einen Becher ein.
»Sie sehen fürchterlich aus, Boss«, sagte er.
Delaney zuckte zusammen. »Hier ist doch jeder ein Detective. «
»Danke, ich bleibe bei meiner Uniform. Die Jagd nach Ruhm überlasse ich lieber Leuten wie Ihnen und der kleinen Sally Cartwright.«
Delaney
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