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Hitzetod

Hitzetod

Titel: Hitzetod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Pearson
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Gegend war das nicht.
    Howard Morgan hatte auch nie als attraktiv gegolten, nicht einmal vor seiner Brandnarbe, die vom Nacken bis zu Augen und Stirn verlief. Er war in den Vierzigern, kräftig gebaut und muskelbepackt. Sein dunkles, fettiges Haar hing ihm bis zum Kragen, die Jeans waren von der Arbeit in seiner Werkstatt ölverschmiert und dreckig. Aus seinen Augen, die wie funkensprühende Kohlen in einem ausgetretenen Feuer flackerten, sprach eine rohe, animalische Intelligenz. Und Entschlossenheit. Mörderische Entschlossenheit.
    Morgan hatte seinen dicken Arm um den blassen, schlanken Hals eines völlig verängstigten, bebrillten Mannes Ende dreißig geschlungen und brüllte ihm ins Gesicht.
    »Du sagst mir jetzt, wo sie ist!«
    Der Mann brachte gerade mal ein Gurgeln zustande, sein Bewusstsein schien allmählich zu schwinden.
    »Lassen Sie ihn los.«
    Sally Cartwright kam die Straße heraufgerannt und zückte dabei ihren ASP-Schlagstock, die moderne Teleskopversion des alten Gummiknüppels. Mit kaum verhohlenem Vergnügen schwenkte sie ihn, während sie Howard Morgan anschrie. Morgan lockerte seinen Griff gerade lang genug, um Sally wegzuschieben; währenddessen versuchte der bebrillte Mann zu entkommen, aber Morgan war zu schnell und stieß den Kopf des Mannes fest gegen die Backsteinmauer hinter ihm. Als er zurücktrat, sank der Mann mit einem leisen Gurgeln auf die Knie, bevor er ohnmächtig zu Boden sackte. Sally gewann ihr Gleichgewicht wieder und machte einen Satz nach vorn, den Schlagstock kampfbereit erhoben.
    Sallys Kollege PC Bob Wilkinson holte sie keuchend ein. Er war Anfang fünfzig und hatte einige tausend Kilometer Streife mehr in den Knochen, was man ihm auch ansah: an seiner Kurzatmigkeit und dem zynischen Ausdruck in seinen Augen. Misstrauisch hielt er seinen Schlagstock vor sich, während er mit einem Schritt versuchte, Morgan den Fluchtweg zu versperren. Doch Morgan, der genauso schwer atmete wie Bob Wilkinson, drückte sich rückwärts an die Mauer und machte keinerlei Anstalten wegzurennen.
    Sally drückte auf den Sendeknopf ihres Polizeifunkgeräts.
    »Foxtrott Alpha von Achtundvierzig.«
    Inzwischen starrte Bob Wilkinson Howard Morgan an, während der Schlagstock in seiner Hand wippte wie eine Wünschelrute in der Nähe einer Wasserader.
    »Wie heißen Sie?«
    Verwirrung machte sich auf Morgans Gesicht breit, als er zitternd, allerdings nicht mehr vor Wut, an der Mauer stand.
    »Steht er wieder auf?«
    Bob kniete sich hin und legte eine Hand an den Hals des Verletzten, als Sallys Funkgerät krächzte.
    »Schieß los, Sally.«
    »Schnell einen Krankenwagen, bitte. Waterhill-Siedlung. Weiß, männlich. Kopfverletzungen.« Sie drückte wieder auf Empfang und funkelte Morgan an. »Ihren Namen, Sir!«
    Morgan riss den Kopf zurück, um Sallys auf ihn gerichteten Blick zu erwidern, als der bewusstlose Mann sich unter leichtem Stöhnen regte. Bob legte ihm die Hand auf den Arm.
    »Bitte bewegen Sie sich nicht. Sie könnten eine Gehirnerschütterung haben.«
    Morgan schaute Sally an, die er erst jetzt richtig wahrnahm. »Ich heiße Morgan.«
    »Morgan wer?«
    »Howard Morgan.«
    »Howard Morgan, hiermit verhafte ich Sie …«
    Sie hielt inne, als Bob aufstand und sie beiseiteschob.
    »Warte mal, Sally.«
    »Was gibt’s?«
    »Du weißt, wer das ist.« Die Abscheu deutlich ins Gesicht geschrieben, wies er mit dem Kopf auf den am Boden liegenden Mann.
    »Nein. Wieso?«
    »Das ist Philip Greville.«
    Wieder krächzte Sallys Funkgerät. »Achtundvierzig von Foxtrott Alpha. Krankenwagen unterwegs.«
    Sally schüttelte verwirrt den Kopf. »Wer ist Philip Greville? «
    »Das allerletzte Arschloch, das ist er.«
    »Und das heißt?«
    »Das heißt, er steht auf der Liste der Sexualstraftäter. Kinder. «
    Sally nickte, während sie das verdaute.
    »Letzte Woche haben die Lokalzeitungen ihn geoutet. Die Leute wissen, wer er ist. Sie wissen, was er ist.«
    Sally deutete mit dem Kopf auf Morgan. »Gibt ihnen aber nicht das Recht, ihn tätlich anzugreifen. Oder willst du damit sagen, dass wir Morgan nicht festnehmen sollten?«
    »Natürlich nicht. Ich meine nur, wir sollten erst herausfinden, was hier eigentlich los ist.«
    Morgan wurde wieder munter, zeigte mit dem Finger auf Greville und schrie Sally an.
    »Er hat meine Tochter.«
    Sally hob beschwichtigend die Hand. »Ist ja gut, Sir. Versuchen Sie, ruhig zu bleiben.«
    »Kriegen Sie aus ihm raus, wo meine Jenny ist.« Morgan konnte die Tränen nicht

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