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Hitzetod

Hitzetod

Titel: Hitzetod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Pearson
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zurückhalten, ja, er versuchte es nicht einmal. »Sie müssen es aus ihm rauskriegen.«
     
Südwestlich von Waterhill hockte der massive Bau des Polizeireviers White City unter der Westway-Überführung, von wo aus er sich wie eine Betonfestung in alle Richtungen erstreckte. Verbrechen lohnte sich nicht, außer für Architekten, wie es schien.
    Delaney bog in den Parkplatz ein, brachte seinen alternden Saab 900 zum Stehen und zog die Handbremse an, die ein knackendes Geräusch von sich gab. Als er sich aus dem Auto hievte, knackten seine Knie in nahezu harmonischem Gleichklang. Er gähnte ausgiebig. Zu viele kurze Nächte forderten ihren Tribut. Seit zehn vor sechs war er an diesem Tag schon auf den Beinen, hätte allerdings angesichts der Fortschritte im Mordfall Jackie Malone genauso gut im Bett bleiben können. Sie waren kein Stück weitergekommen, und der Gedanke an Kate Walkers Onkel, den Superintendent, der nach dem Stand der Dinge fragen und Fortschritte verlangen würde, behagte ihm überhaupt nicht. Sobald er hörte, dass die Tote nach Delaney gefragt hatte, würde Walker ihm die Hölle heißmachen und ganz sicher dafür sorgen, dass er von dem Fall abgezogen würde, was nicht in Delaneys Sinn war. Superintendent Walker hatte ihm eindeutig zu verstehen gegeben, dass er wenig für ihn übrig hatte und sich ausgesprochen freuen würde, wenn man ihn vor die Tür setzte.
    Das Dumme war, dass Delaney nichts vorzuweisen hatte; Jackie Malone war ein Teil der kriminellen Unterwelt gewesen, wo Leute wie Jack Delaney einfach nicht gern gesehen waren, selbst wenn sie versuchten, den Mörder einer der ihren zu finden. Den Vormittag hatte er hauptsächlich darauf verwandt, mit den Prostituierten auf dem Straßenstrich zu sprechen, die in der Gegend um Jackie Malones Wohnung arbeiteten. Sie hatten ihn spüren lassen, dass sie nicht allzu erfreut darüber waren, aus dem Schlaf gerissen worden zu sein. Niemand wusste etwas. Niemand hatte etwas gehört. Niemand hatte etwas gesehen. Als lebten sie auf dem Mars, dachte Jack missmutig; und was ist mit dem Leben auf der verdammten Erde?
    Er trat durch die Eingangstür und grüßte mit einer flüchtigen Handbewegung den diensthabenden Polizisten, Dave »Hering« Patterson, ein einsfünfundsiebzig großes, Rugby spielendes Fass von einem Mann, Ende dreißig, der Gerüchten zufolge in Angst vor seiner Frau lebte, die ihrerseits gerade mal eins fünfzig groß war, aber aus Aberystwyth stammte.
    Mit teilnahmsvoller Miene grüßte Patterson zurück. »Dachte, Ihr Dienst finge erst heute Nachmittag an.«
    »Ich auch. Walker will, dass wir so schnell wie möglich loslegen.«
    »Oder kriechen, nämlich ihm in den Arsch.«
    Delaney lachte zustimmend und gab Nummern in das Tastenfeld ein, bevor er durch die Tür trat und die Treppe zum Besprechungsraum des CID hinaufging. Er stöhnte innerlich, als er den Blick hob und den Mann, den er gerade verflucht hatte, die Stufen herunterkommen sah.
    Superintendent Charles Walker war ein gut aussehender Mann Anfang fünfzig. Ein hartes Gesicht, das durch eine gezackte Narbe auf der linken Wange interessant wurde. Diese Narbe trug Walker wie seine Galauniform: mit einem Stolz, der schon an Arroganz grenzte. Er behauptete, sie stamme aus seiner Anfangszeit bei der Armee, aber Delaney hatte da seine Zweifel; er kannte jede Menge Polizisten, die dem Mann gerne einmal nachts in einer dunklen Gasse begegnet wären, aber nicht, um ihm einen zu blasen.
    »Delaney. Irgendwas Neues über diese ermordete Nutte?«
    Delaney schüttelte den Kopf. »Ich glaube, der medienfreundlichere Begriff lautet Prostituierte, Sir.«
    »Die Medien können mich kreuzweise, Delaney.«
    »Ja, Sir.« Delaney nickte unbeeindruckt, wusste er doch nur allzu gut, dass der Superintendent die Medien wie ein C-Promi hofierte. Charles Walker war ein politischer Polizist, schon immer gewesen; die Kriminalstatistik war für ihn ein Sprungbrett zu Höherem, nicht mehr und nicht weniger. Und er tat alles Menschenmögliche, um sich bei den Medien in ein gutes Licht zu rücken.
    »Ich will, dass wir unsere gesamte Aufmerksamkeit auf dieses verschwundene Mädchen richten. Deshalb sind Sie wieder hierherbeordert worden. Die tote Nutte hat keine Priorität. Haben wir uns verstanden?«
    »Vollkommen, Sir.«
    »Wie’s scheint, hatten Sie Kontakt zu der Frau.«
    »Rein beruflich, Sir.«
    Walker warf ihm einen von unverhohlenem Zweifel und Abscheu erfüllten Blick zu. »Ihr Ruf ist allgemein

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