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Hitzetod

Hitzetod

Titel: Hitzetod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Pearson
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bekannt, Detective Inspector; wir wollen ihn nicht noch verschlechtern. Konzentrieren Sie sich einfach auf das verschwundene Mädchen.«
    »Wie Sie wünschen, Sir.«
    »Und rücken Sie diese verfluchte Krawatte zurecht. Sie sehen verboten aus, Mann.«
    Mit einem leichten Nicken entließ ihn der Superintendent und setzte seinen Weg nach unten fort. Delaney erwog einen Moment lang, ihm zu geben, was Dirty Harry ein fünfzackiges Zäpfchen genannt hätte, aber leider gab es bei der Met keine Dienstmarken aus Metall, und außerdem gönnte er Walker das Vergnügen nicht. Stattdessen schürzte er die Lippen, behielt seine Meinung für sich und ging hinauf zum Besprechungsraum, wo der Lärm von Gelächter und lauten Unterhaltungen auch nicht gerade zur Hebung seiner Stimmung oder wenigstens zur Linderung seiner Kopfschmerzen beitrug.
    Vormittage in Besprechungszimmern der Polizei verliefen überall auf der Welt nahezu gleich, und dieser hier hätte ebenso gut im Lehrerzimmer einer Schule oder im Konferenzraum eines großen Kaufhauses oder Hotels stattfinden können, wo man Außendienstmitarbeiter zu einer Schulung zusammengerufen hatte. Genau dieselbe Mischung aus Langeweile, Egotrips, kleinen Rempeleien, billigen Scherzen, Techtelmechteln und schlechtem Kaffee. Das Einzige, was bei der Polizei anders war, waren die Einsätze.
    Jackie Malones Bild hing auf der linken Seite der Pinnwand, doch im Zentrum der Aufmerksamkeit stand Jenny Morgan. Lebendige gefährdete Kinder hatten ohne Frage Vorrang vor toten Nutten; das war eine Tatsache des Lebens – und des Todes. Delaney sah das ein, konnte jedoch seine Augen nicht von Jackies Foto lösen. Ihr Blick, ein immerwährender Vorwurf, schien wie Kitcheners Finger direkt auf ihn gerichtet zu sein. Schließlich wandte er sich doch dem Bild des Mädchens zu.
    Jenny Morgans Foto zeigte das Gesicht einer hübschen, aber ernsten Zwölfjährigen. Ihre Haare und Augen waren so dunkel wie die ihres Vaters, und sie blickte herausfordernd in die Welt.
    Delaney konnte sein ständiges Gähnen nicht unterdrücken und hielt sich die Hand vor den Mund, während er Bonner im Gespräch mit DC Sally Cartwright beobachtete, die ihre Morgenstreife beendet hatte und nun offiziell ihren ersten Tag beim CID begann. Sie hatte ihre Uniform gegen einen dunkelgrauen Hosenanzug getauscht, in dem sie ohne weiteres auch in ein Maklerbüro gepasst hätte. Delaney überraschte es nicht im Geringsten, dass Bonner ihr viel mehr Aufmerksamkeit schenkte als ihrem älteren Exkollegen. Bob Wilkinson konnte eine richtige Nervensäge sein, das wusste er, aber er mochte seine geradlinige, ehrliche Art, und vor allem vertraute er seinen Instinkten. Ein Polizist alter Schule. Wenn Bob Wilkinson sagte, jemand sei verdächtig, konnte man sein altes irisches Pfund darauf verwetten, dass er es auch war.
    Die im Flüsterton geführten, eher gelangweilten Gespräche verstummten, als Delaneys unmittelbare Vorgesetzte den Raum betrat. Chief Inspector Diane Campbell war Mitte vierzig und trug ihr Haar zu einem Bob geschnitten, der wie ein Helm wirkte, ihr Make-up hatte etwas von einer kriegerischen Handlung. Sie warf Bonner einen kritischen Blick zu, worauf dessen bubenhaftes Lächeln aus seinem Gesicht glitt wie ein Spiegelei von einem fettigen Teller.
    »Was steht an, Bonner?«
    »Jenny Morgan, Ma’am. Seit gestern nach Schulschluss ist sie verschwunden. Das heißt, seit neunzehn Stunden.«
    »Und das ist erst jetzt gemeldet worden?«
    »Jawohl, Ma’am. Heute Morgen. Von ihrem Vater. Alleinerziehend. «
    »Warum hat er so lange gebraucht?«
    »Das untersuchen wir gerade. Aber nach allem, was der Kollege mir berichtet hat, ist er nicht der Allerhellste.«
    Campbells Blick wanderte zu Delaney hinüber. »Den Eindruck habe ich auch. Der Vater, Howard Morgan. Ist wegen des Angriffs auf Greville Anklage gegen ihn erhoben worden?«
    Bonner schüttelte den Kopf. »Noch nicht.«
    »Gut. Das könnte nämlich politische Auswirkungen haben. «
    »Ma’am?«
    »Irgendjemand hat die Information über Greville der Presse zugespielt; jetzt haben sie uns alle im Visier.«
    »Vielleicht sind es aber gar nicht wir, die man ins Visier nehmen sollte.«
    »Versuchen Sie Greville zu überreden, dass er, wenigstens bis auf weiteres, davon absieht. Ich nehme an, er war nicht schwer verletzt?«
    Delaney hustete und äußerte dann mit heiserer Stimme seine Meinung dazu: »Nein. Und um ehrlich zu sein, er hat im Moment für mich nicht oberste

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