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Hitzetod

Hitzetod

Titel: Hitzetod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Pearson
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mir erzählt, dass er in der Zeitung stand. Er hatte sich an irgendeinem Mädchen vergriffen und war dafür in die Zeitung gekommen. Und ins Gefängnis …«
    »Und weiter?«
    »Und dann …, als dann meine Jenny nicht nach Hause gekommen ist …«
    »Dachten Sie, er wär’s gewesen?«
    Morgan hob den Blick. »War er’s denn nicht?«
    »Sehen Sie, was ich nicht verstehe, ist, warum … Wenn Sie doch wussten, dass sich in Ihrer Gegend ein bekannter Kinderschänder aufhielt und Ihre Tochter weder von der Schule noch irgendwann in der Nacht nach Hause gekommen ist, warum haben Sie dann erst heute Morgen etwas unternommen ?«
    Morgan schüttelte den Kopf. »Ich hab’s nicht gewusst.«
    »Was haben Sie nicht gewusst?«
    »Ich habe nicht gewusst, dass sie nicht zu Hause war. Ich habe bis spät an einem Auftrag gearbeitet. Als ich heimkam, bin ich davon ausgegangen, dass sie selbständig ins Bett gegangen ist. Sie sorgt für sich selbst.«
    »Sie ist zwölf Jahre alt, Herrgott noch mal!«
    Wieder schüttelte Morgan reumütig den Kopf, und Sally schenkte ihm ein beruhigendes Lächeln, als sie von ihrem Notizbuch aufschaute.
    »Es ist in Ordnung, Howard, erzählen Sie uns einfach, was Sie wissen. Alles, was Sie uns sagen, könnte wichtig sein. Wann haben Sie sie zuletzt gesehen?«
    Morgan rutschte nervös auf seinem Stuhl hin und her, seine Augen mieden ihren Blick. »Ich arbeite manchmal abends länger. Seit ihre Mutter gestorben ist, kann sie gut für sich sorgen.«
    Sally nickte teilnahmsvoll. »Wann ist ihre Mutter denn gestorben? «
    »Vor zwei Jahren.«
    Delaney verschränkte die Arme, während er sich auf seinem Stuhl zurücklehnte. »Wie ist sie gestorben, Mr. Morgan? «
    »Krebs. Sie konnten nichts tun. Zu spät, wie sie sagten. Wir haben nie viel von Ärzten gehalten. Sie haben gesagt, wenn wir früher gekommen wären, waren wir aber nicht. Zu spät, haben sie gesagt.«
    Sally schrieb in ihr Notizbuch. »Es gibt also nur Sie beide?«
    »So ist es. Nur uns beide. Und Jake.«
    Delaney seufzte ärgerlich. »Wer ist Jake?«
    »Er ist mein Bruder. Mein älterer Bruder. Er arbeitet mit mir zusammen in der Werkstatt. Sonst gibt’s niemand mehr.«
    »Haben Sie irgendwelche anderen Verwandten? Irgendjemanden, zu dem sie gegangen sein könnte?«
    Morgan schüttelte den Kopf. »Nein, es gibt nur uns. Wir haben uns gegenseitig.«
    »Okay, Mr. Morgan. Denken Sie mal genau nach: Haben Sie oder Ihr Bruder Philip Greville gesehen, nachdem Sie sein Auto repariert hatten?«
    Morgans Stirn legte sich in Falten, als versuchte er, die letzten Tropfen Erinnerungssaft aus seinem sorgenschweren Hirn zu pressen, in seinen Augen der Blick eines verwundeten, gehetzten Tieres.
    »Ich kann ihn nicht sehen.«
    Leise fluchend wühlte Delaney wieder in seiner Tasche nach dem Fläschchen mit den Schmerztabletten.
     
Das St. Mary’s Hospital ist ein ausgedehnter viktorianischer Komplex an der Praed Street in Paddington. Altes und Neues liegen dicht beieinander, die rosige Wange neben dem gepiercten Nasenflügel. Wo Prinzessin Diana einst ihre Babys bekommen hatte und wo freitag- oder samstagnachts die geschlagenen und übel zugerichteten Betrunkenen die Räume blockierten und die Geduld des Nachtpersonals in der Notaufnahme auf die Probe stellten.
    Bob Wilkinson stand am Münzautomat, quetschte einen dünnen Pappbecher zwischen seinen knochigen, nikotinbefleckten Fingern, trank mit finsterer Miene die darin enthaltene bittere Flüssigkeit und betete zu Gott, dass es in dem Zeug nicht von antibiotikaresistenten Staphylokokken wimmelte. Er hasste Krankenhäuser fast so sehr wie er Menschen hasste. Sein Blick wanderte den Gang hinauf, wo Bonner gerade sein Gespräch mit Greville beendete, der auf ein Krankenbett gelegt worden war; der DS lächelte dem Mann zu, als wäre er ein normaler Mensch und nicht eine Kinder betatschende Drecksau. Für Wilkinsons Empfinden war Bonner die Zukunft der Met, genau wie Superintendent Walker. Mehr Schönredner als Verbrecherjäger; die Art von geschniegelten Scheißkerlen mit makellosen Zähnen, die zu einer politischen Agenda tanzten und die Kinderschänder fummeln ließen, während Rom brannte.
    Bonner, das Ziel seines prüfenden Blickes, lächelte Greville ein letztes Mal zu, bevor er den Gang hinunter auf Wilkinson und den Münzautomaten zuging und, die Nase rümpfend, seine Tasche nach Kleingeld durchsuchte. »Was ist das für ein Geruch hier?«
    Wilkinson zuckte die Achseln. »Krankenhäuser sind alle

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