Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)
gesprochen?«
»Ja.«
»Und?«
»Sie sagt, es könnte sein, dass unser Mann einen schwarzen Geländewagen fährt. Vielleicht einen Mercedes.«
Verhoeven biss sich auf die Unterlippe. »Das bedeutet, sie hat ihn wegfahren sehen?«
»Fragen Sie sie das am besten selbst«, entgegnete Winnie. »Ich fürchte, ich habe nicht den besten Draht zu ihr.«
Er lächelte. »Wo ist sie?«
Winnie Heller drehte sich um. »Gerade eben war sie noch hinter mir. Da hinten, bei dem Ahorn.«
Verhoeven folgte ihrem Blick. »Da ist niemand«, konstatierte er, während er sein Handy aus der Tasche zog. »Aber das macht nichts. Bredeney soll in der Redaktion anrufen und sich ihre Nummer geben lassen. Und dann rücken wir der Dame auf den Pelz.«
»Ich glaube nicht, dass das was bringt«, seufzte Winnie, während er telefonierte. »So eine wie die lässt sich nichts entlocken, wenn sie nicht will.«
»Vermutlich haben Sie recht. Aber es kann trotzdem nicht schaden, wenn wir sie uns noch einmal vorknöpfen. Mit dem Mercedes-Geländewagen allein können wir jedenfalls nicht viel anfangen. Zumindest nicht, solange wir noch nicht einmal die grobe Richtung wissen, in der wir suchen müssen.«
Winnie nickte. Während ihr Boss telefonierte, sah sie sich noch einmal nach Portners Grab um. Auf einem Parallelweg kamen ihnen Menschen entgegen. Ein paar von ihnen hatten mitbekommen, dass es einen Zwischenfall gegeben hatte. Auf ihren Gesichtern lag Neugier und Angst.
»Wodurch sind Sie eigentlich auf unseren Mann aufmerksam geworden?«, fragte Verhoeven, nachdem er sein Gespräch beendet hatte.
»Ich weiß nicht genau«, sagte sie. »Ich glaube, es war eher ein Instinkt als etwas konkret Fassbares.«
»Das spielt ja auch eigentlich keine Rolle«, sagte er. »Jedenfalls haben Sie ganz offensichtlich richtiggelegen.«
»Und was nützt uns das?« Winnie Heller kickte frustriert einen kleinen Stein zur Seite. »Er war von jeher vorsichtig. Und nach dieser Sache heute Nachmittag wird er unter Garantie kein Risiko mehr eingehen.«
»Vielleicht nicht, was Portner betrifft«, räumte Verhoeven ein. »Aber Sie dürfen nicht vergessen, dass er auch ein Besessener ist, dessen abnorme Gefühlsregungen sich in immer kürzeren Abständen ein Ventil suchen.«
8
Etwa eine halbe Stunde später saß Winnie Heller im McDonald’s Drive-in an der Mainzer Straße und versuchte, die wenig erbauliche Aussicht auf eine weiße Betonwand und den Parkplatz irgendeines Schuh-Outlets zu ignorieren, während sie eine herrlich kühle Cola genoss und mit ihrem McWrap Classic Beef rang, der alles unternahm, um nicht in ihrem Mund zu landen. Erstaunlicherweise schienen die Leute in dieser Stadt trotz der Hitze Hunger zu haben. Am Drive-in-Schalter standen die Wagen an.
Durch ihr Fenster beobachtete Winnie einen Taxifahrer
mit Schirmmütze, der aussah, als würde er schlafen. Die vertane Chance von eben wurmte sie noch immer. Auch wenn sie trotz allem das Gefühl hatte, ein klitzekleines Stück weiter zu sein. Die Gewissheit, dass sie sich nicht täuschten, dass der Mann, den sie suchten, tatsächlich gekommen war, hatte etwas Beruhigendes. Auch wenn sie nicht wusste, wie sie jetzt weitermachen sollten.
Wenn sie gegessen hatte, würde sie ins Präsidium fahren und sich noch einmal die Bänder vorknöpfen, die ihre Kollegen von der Personenüberwachung rund um die Villa der Portners und im Canard aufgezeichnet hatten. Vielleicht war der Artist ja doch dort gewesen.
Vielleicht erkannte sie ihn irgendwie wieder, jetzt, da sie ihn von Angesicht zu Angesicht gesehen hatte.
Dunkler Typ. Dunkle Haare .
Winnie runzelte die Stirn. Und wenn nicht?, dachte sie. Was, wenn er sich verkleidet hatte? Nicht offensichtlich verkleidet natürlich. Aber so, dass er zum Beispiel nur eine Perücke abzunehmen brauchte, um sein Aussehen so zu verändern, dass man ihn nicht mehr zuordnen konnte. Würde das nicht erklären, warum er sich so plötzlich in Luft aufgelöst hatte?
Sie dachte an das Geflecht der Wege. Und an den blonden Mann mit dem Blumenstrauß hinter der jungen Mutter, die sie angesprochen hatte. Von wo war der eigentlich gekommen? Und hätte sie ihn nicht bereits vorher sehen müssen? Sie versuchte, sich die örtlichen Gegebenheiten ins Gedächtnis zu rufen. Wenn sie die ganze Sache recht bedachte, war der Blonde buchstäblich aus dem Nichts aufgetaucht …
Das Klingeln ihres Handys unterbrach ihre Überlegungen.
»Ist ja gut, ist ja gut«, sagte sie, nachdem sie
Weitere Kostenlose Bücher