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Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Titel: Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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ist nicht die Einzige, die einen leichten Schlaf hat.
    »Was ist los?«, fragt seine Mutter, indem sie sich schützend die Hand über die Augen hält. Sie nehmen überhaupt nur noch Birnen mit zwanzig Watt. Aber selbst die sind ihr zu hell.
    »Nichts«, entgegnet seine Oma, und ihr Ton ist kompromisslos wie immer. Irgendeiner muss den Laden ja schließlich am Laufen halten. »Leg dich wieder hin.«
    Das »Aber« bleibt seiner Mutter buchstäblich im Halse stecken, doch sie weicht nicht zurück, so wie sonst. Und das, obwohl ihre Kräfte in den letzten Wochen sichtbar abgenommen haben.
    »Eine von Damians Freundinnen ist nicht nach Hause gekommen«, entscheidet seine Oma sich kurzerhand dafür, die
Sache durch Offenheit abzukürzen. »Und ihre Mutter will wissen, ob sie vielleicht hier ist.«
    »Hier?« Nora Kender dreht sich zu ihrem Sohn um. »Damian? «
    »Nein, Mama«, sagt er, und ihre Erleichterung ist trotz der Mehrdeutigkeit seiner Antwort buchstäblich mit Händen zu greifen.
    »Geh wieder ins Bett, Nora«, brennt sich die Stimme der Oma in seinen Rücken, und er weiß, dass er mit ihr deutlich mehr Mühe haben wird als mit seiner Mutter, die grundsätzlich alles glaubt, was zu dem passt, was sie sich so vorstellt. Und auch jetzt nickt sie, ein sechsunddreißigjähriges Kleinkind.
    Dann stolpert sie zurück in das grabesdüstere Zimmer neben der Gästetoilette, das klein, quadratisch und hässlich ist, ihr aber wenigstens das Treppensteigen erspart, das ihr jeden Tag mehr Mühe bereitet.
    Zurück bleiben sie beide, seine Oma und er.
    Und die Stimme am Telefon …
    »Nun, Damian?«, fragt Oma, und ihren Blick wird er im Leben nie wieder vergessen.
    »Wir waren alle zusammen an der Halfpipe, skaten, und anschließend haben wir noch ein Feuer gemacht und Würstchen gegrillt.« Er zuckt die Achseln. »Florentine hatte ein bisschen was getrunken, aber nicht allzu viel. Und irgendwann habe ich sie dann weggehen sehen. Keine Ahnung, wo sie hinwollte.«
    Ihre Augen mustern ihn trüb, aber das täuscht. Eine Alterserscheinung, nichts anderes. Hinter der milchigen Iris verbirgt sich ein messerscharfer Verstand. »Seit wann bist du zurück? «
    Die Antwort kennt sie genau.
    Nicht mal der Tod käme unbemerkt ins Haus …
    »Halb elf, elf, schätze ich.«
    Sie nickt. »Du musst besser aufpassen«, erklärt sie streng, bevor sie sich umdreht und ihn einfach stehen lässt. Ihr Ton ist blankgewienert von allen Emotionen. Dafür jedoch hart wie Kruppstahl.
    »Inwiefern?«, hört er sich fragen, aller Gefahr, die von ihr ausgeht, zum Trotz.
    Ihr Kopf fährt herum, und dieses Mal trifft ihn ihr Blick mit schneidender Schärfe. »Ich hatte noch gar nicht erwähnt, um wen es geht.«
    Eine simple Feststellung. Aber das, was dahintersteckt, ist elementar und absolut charakteristisch für die Art und Weise, wie sie über ihn denkt.
    Wie kann man nur so dumm sein?
    »Es kommt nicht wieder vor«, sagt er, und sie wissen beide, dass er seine Blödheit meint, und zwar nur seine Blödheit.
    Sie nickt noch einmal, schließlich ist sie Realistin, und schlurft dann mit hängenden Schultern zurück ins Wohnzimmer.
    Zum Telefon …
    Das Erste, was sie sagt, als sie den Hörer wieder ans Ohr gehoben hat, ist: »Es tut mir leid …«

4
    »Komisch, dass Sie das fragen …«
    Winnie Heller betrachtete das Hemd des Mannes, das über dem Bauch spannte, genau wie Lübkes Hemden früher. Er schien nett zu sein, auch wenn er ihr vom Typ her überhaupt nicht lag mit seiner jovial-selbstgefälligen Art.
    Verhoeven und sie hatten sich ein wenig umgeschaut und mit ein paar Angestellten gesprochen. Anita Meyer, die Pflegerin, die im Zuge von Merle Olsens Vertretungseinsätzen
mit der Tierärztin in Streit geraten war, hatte die Auseinandersetzung bestätigt, aber durchaus glaubhaft versichert, dass die Sache für sie damit auch erledigt gewesen sei. Und nein, sie habe danach keinen weiteren Kontakt mehr zu Merle Olsen gehabt. Weder persönlich noch am Telefon. Zwischendurch hatte Winnie Heller Kira Schönenberg erreicht, die eine Weile überlegen musste, sich dann jedoch erinnerte, dass es sich bei dem Wagen, der ihr vor der Praxis ihrer Freundin aufgefallen war, um einen Geländewagen gehandelt habe. Eine asiatische Marke, ich glaube, ein Hyundai.  Ziemlich neu, schwarz und mit einem Logo des Frankfurter Zoos an der Heckscheibe.
    Und nun standen Winnie Heller und ihr Vorgesetzter also in der Tiefgarage neben einem pechschwarzen

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