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Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Titel: Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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Hand auf ihre Schulter legte, fuhr Winnie Heller erschrocken zusammen.
    »Tut mir leid, dass ich zu spät bin«, flüsterte Verhoeven, weil er wohl annahm, dass sie ihrem Gesprächspartner am Telefon zuhörte.
    Winnie Heller machte eine wegwerfende Geste. »War was mit Ihrer Frau?«
    Er schüttelte den Kopf. »Bloß Stau.«
    »Hast du gehört?«, wandte Winnie sich wieder an Bredeney. »Er ist da, und mit dem Baby ist alles in Ordnung.«
    »Außer, dass es offenbar keine Lust hat, zu erscheinen«, stellte der Veteran des KK 11 in seiner typischen staubtrockenen Art fest, doch Winnie hütete sich, die Bemerkung an ihren Vorgesetzten weiterzugeben. Stattdessen fragte sie: »Hast du sonst noch irgendwas für uns, bevor wir uns in die Höhle des Löwen wagen?«
    »Du kriegst den Hals nie voll, oder?«
    »Du kennst mich doch.«
    »Allerdings.«
    War das etwa Anerkennung, was sie da hörte? Winnie Heller grinste und drückte auf die Taste mit dem roten Hörer. Dann wandte sie sich ihrem Vorgesetzten zu, der auch an diesem Morgen trotz der Hitze wieder ein Jackett zu seinen Blue Jeans trug. Etwas, das ihr bestenfalls ein mitleidiges Lächeln entlockte. »Wollen wir?«, fragte sie, indem sie mit dem Kinn zum Eingang des Zoos wies, wo eine ziemlich verzweifelte Lehrerin gerade versuchte, Ordnung in das Chaos ihrer Klasse zu bringen.
    Verhoeven nickte. »Auch wenn wir hier vermutlich die sprichwörtliche Nadel im Heuhaufen suchen.«
    Winnie Heller zog ihren Dienstausweis aus der Tasche und hielt ihn dem Mann am Kassenhäuschen unter die Nase, der das Dokument mit überraschtem Blick und einer einladenden Handbewegung quittierte. »Abwarten«, sagte sie.

3
    Damian Kender sah zur Tür. Er hatte gerade wieder einmal Kristin Dobler, die nervigste Praktikantin seit Menschengedenken, aus seinem Reich, der Aufzuchtstation, vertrieben. Aber er wusste auch, dass die Ruhe, die mit ihrem Verschwinden eingekehrt war, nicht von langer Dauer sein würde. Ganz egal, wie oft er diese nervige Kuh rausschmiss, sie kam immer wieder zurück. Angeblich, weil sie lernen wollte. Aber das glaubte er ihr nicht. Tatsächlich hatte er während der ganzen Zeit, die er hier arbeitete, noch nie eine derart beschränkte Praktikantin erlebt. Schlimmer noch: Kristin Dobler war sogar so dumm, dass sie mit Freiräumen nichts anzufangen verstand. Leider war sie sich ihrer Beschränktheit auch bewusst und tat alles, um den schlechten Eindruck, den ihre Begriffsstutzigkeit machte, durch Fleiß zu korrigieren. Die Folge war, dass sie immer und überall auftauchte, um ihm über die Schulter zu schauen.
    Etwas, das Damian hasste wie die Pest …
    Seine Zähne knirschten vor unterdrückter Wut, während irgendwo in weiter Ferne ein Telefon zu klingeln begann. Dabei gab es in diesem Gebäude eigentlich nur die hauseigenen Mobiltelefone, und die klingelten anders. Er hielt erstaunt inne, und die hellgrüne Wand vor ihm verschwamm, während der Klingelton in seinem Ohr die Farbe wechselte, von einem lichten synthetischen Dreiklang hin zum typisch blechernen Ton seiner Jugend.
    Zu dem Ton gesellten sich die Schritte seiner Oma, die um einiges schneller waren als sonst. Immerhin war es nach Mitternacht. Und um eine solche Uhrzeit bedeutete das Klingeln eines Telefons definitiv nichts Gutes!
    Damian fühlt kühlen Stein in seinem Rücken, als er sich an der Küchenwand heruntergleiten lässt, direkt unter die Durchreiche zum Wohnzimmer, die nie ganz geschlossen ist. Neben ihm atmet die Spüle noch immer die Sauberkeit, die seine Oma vor ein paar Stunden hinterlassen hat. Wie jeden
Abend. Erst kommt die Pflicht, dann ein wenig Schlaf, natürlich einäugig, damit sich auch ja niemand unbemerkt davonstehlen kann.
    Nicht einmal der Tod käme unbemerkt ins Haus, denkt er und riskiert dann eilig einen Blick über den Rand.
    Nebenan, im Wohnzimmer, hat seine Oma unterdessen den Hörer abgehoben. Er sieht ihren Rücken, schlaffes Fleisch über kalkarmen Knochen, die Folge einer Kindheit in sogenannten schlechten Zeiten.
    Ihr Ton ist unwillig. Angst hingegen hat sie sich vor langer Zeit abgewöhnt. »Ja?« Pause. Dann: »Ach Sie, ja, ich weiß.«
    Er weiß auch …
    Und wartet.
    »Ja, der ist da, selbstverständlich. Aber warum …?« Wieder Pause. Dann ein deutlich weicheres: »Ich verstehe … Ja, sicher, Augenblick, bitte.«
    Bevor sie den Hörer abgelegt hat, ist er schon in der Diele. Schnell ein paar Schritte rückwärts, dann kommt sie auch schon um die Ecke.
    Aber sie

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