Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)
Mannes kennt, den die Medien nur den Artisten nennen …
Irgendjemand, der von den Taten weiß, ist sauer auf Portner , gab ein imaginärer Hinnrichs ihr recht. Der Betreffende nimmt Kontakt zu unserem Mann auf und erklärt ihm, dass er ihn auffliegen lässt, falls er sich nicht bereitfindet, bei den Portners einzusteigen und die Dame des Hauses zu vergewaltigen. Und dann wartet er irgendwo in einem Versteck darauf, dass der Artist die Villa verlässt …
Nein, nicht irgendwo, dachte Winnie Heller. Am Pool der Portners! Der Abdruck, den Juhls Leute gefunden haben, hätte von der Größe her genauso gut von einer Frau stammen können. Von einer Frau, die im Schatten des Gästehauses darauf gewartet hatte, dass der Artist sein Teufelswerk vollendete. Dass Irina Portner außer Gefecht gesetzt war. Dass sie freie Bahn hatte. Und als es so weit ist … Winnie wischte sich die schweißnassen Hände an ihrer Jeans trocken. Als es so weit ist, ruft die betreffende Frau im Canard an.
Sie war überrascht , stimmte Cindy Felke ihr zu. Sie hat einen Moment gezögert. So als ob sie mit jemand anderem gerechnet hätte und erst überlegen müsste, was sie sagen soll …
Aber die Unbekannte reagiert schnell. Sie gibt sich als Jan Portners Frau aus, und es gelingt ihr tatsächlich, Cindy Felke zu täuschen. Aber was war mit Portner selbst? Winnie Heller runzelte irritiert die Stirn. Der hatte doch unter Garantie sofort gehört, dass es sich bei der Anruferin nicht um seine Frau handelte.
Also war es jemand, den er kannte, schloss sie. Sonst hätte er der Aufforderung dieser Frau niemals so bereitwillig Folge geleistet und wäre nach Hause gefahren …
Vielleicht hatte Jan Portner der betreffenden Frau vertraut.
Oder sie gar nicht erst für voll genommen.
Das würde zu ihm passen, dachte Winnie mit einem Anflug von Bitterkeit.
»Woll’n Sie noch was?«, fragte in diesem Augenblick die unmotivierte Kellnerin mit einem wenig überzeugenden Lächeln auf den strichdünnen Lippen.
»Eine Cola«, nickte Winnie.
»Normal oder Light?«
»Zero.«
»Zero ha’m wa nich.«
»Dann light.«
Die Antwort der Bedienung bestand aus einem genuschelten »Hm«, doch Winnie Heller stand im Augenblick nicht der Sinn danach, sich über ihre Unfreundlichkeit zu ärgern. Angenommen, die unbekannte Frau, die in Portners Restaurant angerufen hat, wollte sich an ihm rächen, griff sie ihre Theorie wieder auf, dann bedeutet das zugleich, dass diese Frau auch ein Motiv für den Mord an Portner hat. Etwas, auf das die Polizei stoßen könnte, wenn sie danach sucht. Es sei denn … Winnie nickte stumm vor sich hin. Es sei denn, die ganze Sache sieht so eindeutig nach Notwehr aus, dass von vornherein darauf verzichtet wird, nach einem Motiv zu suchen. Und genau aus diesem Grund brauchte unsere Unbekannte
die Mithilfe des Artisten, so wenig freiwillig sie auch gewesen sein mag!
Aber woher hat sie gewusst, wer er ist?, widersprach ihr Verstand. Um seine Identität zu enthüllen, hätte sie doch zumindest über ein gewisses Maß an Hintergrundwissen verfügen müssen. Das wenige, was der breiten Öffentlichkeit über die Vergewaltigungsserie bekannt war, hätte niemals ausgereicht, um die richtigen Schlüsse zu ziehen. Selbst dann nicht, wenn unsere Unbekannte obendrein auch noch Glück gehabt hätte … Oder?
Wissen Sie was, Heller?, knurrte Jakob Fox, ihr alter Ausbilder, hinter ihrer Stirn. Sie können Ihre Arbeit tun. Sie können akribisch sein und alles bedenken, und trotzdem kommen Sie keinen Schritt weiter. Das sind die Fälle, die Sie irgendwann entnervt ad acta legen, und – glauben Sie mir, Heller – es werden im Verlauf Ihrer Karriere verdammt viele Fälle sein, von denen Sie sich auf diese Weise verabschieden. Aber manchmal kommt Kommissar Zufall ins Spiel. Irgendwas, auf das Sie keinen Einfluss haben und das Ihnen, vielleicht lange nachdem Sie mental mit der Sache durch sind, das alles entscheidende Puzzleteilchen in die Hände spielt … So was nennt man dann Glück!
Was also, überlegte Winnie, wenn der Person, die die Identität des Artisten aufgedeckt hat, tatsächlich der Zufall in die Hände gespielt hätte?
Sie nickte der Bedienung zu, die ihre Cola brachte, als sich unvermittelt ein neuer Gedanke manifestierte: Hatten sie sich
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