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Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Titel: Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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improvisierten Wüstenlandschaften dringt, die sich links von ihm aufreihen, Mikrokosmen voller Leben und Erfindungsreichtum. Es ist das Knacken von Chitin, das wohl beste Outdoor-Material überhaupt, entworfen für die wahren Regenten auf diesem Planeten.
    Sein Blick streift Feuchtschaben, Stabschrecken, Kakerlaken, während das Adrenalin in seinen Adern seine Sinne immer
mehr schärft. Ein flüchtiges Rascheln unter trockenen Blättern. Das Platzen einer Puppe, ein leises, kaum wahrnehmbares Plopp, dann junge, knirschende Beine, die sich durch die verbleibenden Reste wühlen, ans künstliche Licht, das vom Deckel des Terrariums herunterbrennt.
    Damian lächelt. »Willkommen im Chaos«, flüstert er. Doch stehen bleibt er vor einem anderen Terrarium …
    Das, was er sich dort vorgenommen hat, ist in wenigen Sekunden getan. Auch weil er hier buchstäblich aus dem Vollen schöpfen kann. Sie kleben überall. An den trockenen Ästen, auf den Steinen, dem grobsandigen Boden. Damian Kender beugt sich ein Stück vor und taucht seine Hand mit dem Köcher tief hinein. Das Fangnetz fährt mitten durch sie hindurch, schwarzschillernd ringeln sich die kompakten Körper übereinander. Bilden blauschwarze Klumpen mit flirrenden Rändern. Er hört ein leises Zischen, wann immer mehrere von ihnen ineinanderrasseln. Das Klopfen von Panzern aufeinander. Wie lebende Knackfrösche. Aus einem quillen gelb die Innereien.
    Die Tierchen sind ganz offenbar in Aufruhr.
    Gut so!
    Damian Kender schließt die Abdeckung, kehrt zur Tür zurück und sondiert sorgfältig die Lage, bevor er sich zurück wagt, aus den Kulissen zurück auf die Szene, dorthin, wo man ihn sehen kann. Geschickt verbirgt er den Köcher hinter seinem Rücken und wartet auf einen günstigen Augenblick, ohne die Tür aus den Augen zu lassen, hinter der Mr. Volvo die dumme Kirsten noch immer wie nebenbei über Herrn Kenders Gewohnheiten ausfragt.
    Dann geht er in die Knie, lässt die Riesentausendfüßler auf den Boden oberhalb der Treppe gleiten und zieht sich so schnell wie möglich wieder zurück in die gluckernde Welt hinter dem Glas.
    Ein aufmerksamer Betrachter hätte vielleicht den fleischfarbenen
Fleck seines Gesichts hinter dem Wasserflirren bemerken können, das einen feinen, türkisfarbenen Schatten auf die Tür zur Aufzuchtstation wirft. Doch als die entsetzten Schreie aus dem Obergeschoss den Volvo fahrenden Bullen nur wenige Augenblicke später aus eben dieser Tür stürmen lassen, hat der keine Gelegenheit, auf solche Details zu achten. Genau genommen hat er sich nicht einmal die Zeit zugestanden, sein Jackett mitzunehmen …

8
    Winnie Heller riss das Handy ans Ohr, kaum dass es zu klingeln begonnen hatte. »Ja …?«
    »Hallo. Spreche ich mit Frau Heller?«
    Eine Frau? Überrascht ließ Winnie das Gerät sinken und warf einen Blick auf das Display. Doch die Nummer, die dort angezeigt war, sagte ihr gar nichts. »Und Sie sind …?«
    »Amanda Kerr.«
    Na toll! Ausgerechnet … »Oh, hi. Nett, dass Sie anrufen.«
    Die Psychologin klang, als würde sie lächeln. »Ich störe Sie gerade bei irgendwas Wichtigem, oder?«
    »Nein … Das heißt, im Grunde bin ich … Das heißt …« Verdammt, Winnie, reiß dich zusammen! »Eigentlich ja.«
    »Ich mach’s kurz.«
    »Ja?«
    »Wie Sie wissen, ist in Fällen wie dem Ihren von der diensthabenden Behörde eigentlich eine Mindestanzahl von Gesprächen vorgesehen.«
    Eigentlich  …
    Winnie Heller rieb sich die Stirn. Duftete das etwa nach Morgenluft? »Möglich«, antwortete sie ausweichend, während sie im Stillen bereits weiterdachte. Wenn Dr. Kerr nur einen neuen Termin hätte machen wollen, dann hätte sie
doch auch einfach ihre Sekretärin anrufen lassen können, oder nicht?
    »Wie gesagt, das Prozedere ist üblicherweise ein anderes«, fuhr die Psychologin in diesem Augenblick fort. »Aber da ich inzwischen Ihre Einstellung kenne, wollte ich auch nicht einfach so einen neuen Termin mit Ihnen vereinbaren …«
    Stopp! Moment mal! Winnie runzelte argwöhnisch die Stirn. »Meine Einstellung wozu?«, fragte sie.
    »Sehen Sie, ich könnte jetzt hingehen und es uns beiden leicht machen, indem ich einfach ein Formular ausfülle, stimmt’s?«
    »Stimmt.« Winnie seufzte. »Und warum habe ich das Gefühl, dass Sie genau das nicht tun werden?«
    Ein belustigtes Kichern. »Haben Sie das?«
    »Na schön«, stöhnte Winnie, der nicht der Sinn nach Spielchen stand. »Wie oft?«
    »Wie oft was?«
    »Wie oft muss

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