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Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Titel: Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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auszusehen.
    Aber mich verkaufst du nicht für dumm, mein Freund!
    Er trat eilig einen Schritt zurück, als er sah, dass der Mann sich anschickte, die Treppe heraufzukommen. Und endlich fiel ihm nun auch ein, wo er ihn hinstecken sollte.
    Der Volvo-Fahrer! 
    Mister Ungeduld  …
    Die Wut beschleunigte seinen Herzschlag, während sein Gehirn fieberhaft nach dem Fehler suchte, den er gemacht hatte. Gemacht haben musste . Das hier war kein dummer Zufall. Die Polizei hatte Irina Portner observiert. Sie waren auf
dem Friedhof gewesen. Und nun tauchten sie hier auf. In seinem Revier. Und die alles entscheidende Frage war: Warum?
    Du hast nicht gut genug aufgepasst , spottete die Stimme seiner Oma hinter seiner Stirn. Ich hatte noch gar nicht erwähnt,  um wen es geht  …
    Damians Augen fixierten die kleinen Aquarien in der Wand gegenüber, während er sich langsam rückwärts bewegte. »Die Unsichtbaren« stand dort über dem Becken mit den Indischen Glasbarschen. Daneben waren passenderweise die Saisonfische untergebracht, überschrieben mit »Und sie leben nur einen Sommer …«
    Seine Hand fand den Griff der Tür, die zum Glück noch immer halb offen stand, sodass er keine Zeit mit dem Schlüssel verlor. Lautlos glitt er hinter das Glas und zog dann mit einer entschiedenen Bewegung die Tür hinter sich zu.
    Nur wenige Sekunden später hatte das Plätschern der Pumpen das Geräusch seiner Schritte verschlungen.

6
    Das Restaurant Sombrero befand sich am Rand des Zoogeländes, ganz in der Nähe des Eingangs Rhönstraße, ein Souterrain-Lokal, durch dessen übermannshoch angesetzte Fenster man die Beine vorbeieilender Passanten betrachten konnte. Die Wände über den halbhohen Vertäfelungen waren voll mit pseudomexikanischer Deko und obendrein orange gestrichen, was Winnie Hellers ohnehin nicht gerade entspanntes Nervenkostüm einer zusätzlichen Belastungsprobe unterwarf  – zumal sich die Farbe auch bei den Servietten und der Schürze der Bedienung wiederfand.
    Winnie wischte sich entnervt die Haare aus der Stirn, während sie mit wachsender Sorge über die Frage nachdachte, warum Verhoeven so gottverdammt lange brauchte, um ein einziges
Foto zu schießen. Die Bedienung kam ein-, zweimal an ihrem Tisch vorbei, ohne Winnie Heller auch nur eines Blickes zu würdigen, was diese nicht persönlich nahm. Die hier und da aufblitzende Freundlichkeit der jungen Frau war ihr offenbar längst nicht so in Fleisch und Blut übergegangen, dass sie sich längere Zeit durchhalten ließ. Und so wechselten Phasen offensichtlicher Patzigkeit mit halbherzigen Lächelversuchen.
    Um sich die Zeit zu verkürzen, beschloss Winnie, ihre Handtasche aufzuräumen. Dabei fiel ihr der Zettel in die Hände, auf den Merle Olsen die Telefonnummern geschrieben hatte, unter denen ihre Freundin zu erreichen war. Handy privat,   hatte die Tierärztin neben die obere der beiden Zahlenreihen geschrieben. Darunter stand: dienstl.: Paulinen-Klinik …
    Winnie Hellers Finger zupften gedankenverloren an der Ecke des quadratischen Papiers.
    Die Paulinen-Klinik …
    Irina Portner ist dort erst vor ein paar Wochen stationär behandelt worden , erinnerte sie ein imaginärer Bredeney.
    Eine Krankenschwester, die aus dem Nähkästchen plauderte …
    Die Lebensgefährtin eines Vergewaltigungsopfers, die im selben Krankenhaus arbeitete …
    Und ein toter Gastronom, dessen Frau sich dort nur wenige Wochen vor der Tat einer Routineoperation unterzogen hatte …
    Winnie Heller schob ihre leere Kaffeetasse von sich, während immer neue Gedankenfetzen in ihrem Kopf aufblitzten.
    Ein Krankenhaus …
    Starke Beruhigungsmittel …
    Volatile Anästhetika …
    Und eine Medizinstudentin, die sich das Leben nimmt,
weil sie es mit dem Mann an ihrer Seite ebenso wenig aushält wie die beiden Frauen, die ihr folgen werden …
    Völlig irrational musste Winnie auch jetzt wieder an den Spiegel über Jan Portners Ehebett denken. An seinen Kontrollwahn. An die Angst in den Augen seiner Witwe. Manche  Dinge haben einen langen Atem , hörte sie wie aus dem Nichts Verhoevens sonore Stimme sagen. Hass zum Beispiel. Oder  Rachsucht .
    Rachsucht …
    Winnie merkte, wie sie wieder zu schwitzen anfing, obwohl die Temperatur in diesem Lokal dank einer lauten, aber effektiven Klimaanlage bei angenehmen einundzwanzig Grad lag. Jemand, der sich an Jan Portner rächen will und der  – warum auch immer  – die Identität jenes

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