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Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Titel: Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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vergessen …
    Bedeutet Damian nicht so viel wie der Mächtige?
    Er dachte an Karolin Redings Lachen, stark und unbeugsam. Und an den Morgen, an dem er von ihrem Tod erfahren hatte. Noch während seiner Ausbildung war das gewesen. Sie hatte ihn Tags zuvor aufgesucht, so wie viele Male vorher. Ihn heimzusuchen war zu einer Art Lebensaufgabe für sie geworden, nachdem die behandelnden Ärzte ihre Tochter in die geschlossene Abteilung einer Psychiatrischen Klinik eingewiesen hatten, weil Florentine in den Monaten nach der Tat nicht nur ihren Vergewaltiger, sondern darüber hinaus auch mehr und mehr sich selbst vergessen hatte. Stets hatte sie ein Foto ihrer Tochter bei sich, das sie ihm unter die Nase hielt wie eine sichtbar gewordene Anklage.
    Nur bei diesem ihrem letzten Besuch, das war ihm sofort aufgefallen, hatte sie das Foto in ihrer Handtasche gelassen. Da hatte sie ihre Entscheidung, sich ein paar Stunden später vor einen heranrasenden Güterzug zu werfen, vermutlich längst getroffen.
    Dass sie diesen Weg wählte, hätte er trotzdem nie für möglich gehalten. Immerhin war ihre Tochter zwar ein Wrack, aber noch am Leben, was bedeutete, dass Karolin Redings Freitod im Grunde einem »Sich-aus-der-Verantwortung-Ziehen« gleichkam. Auch wenn der horrende Erlös aus dem Verkauf des Verlages ihrer verwirrten Tochter lebenslang beste Unterbringung und Behandlung garantierte.
    Beim Abschied hatten sie einander lange in die Augen gesehen. Und zum ersten und einzigen Mal in seinem Leben hatte Damian so etwas wie Angst empfunden. Da war etwas in
Karolin Redings Blick gewesen, etwas, das er nicht beschreiben konnte. Fast so, als wolle sie sich aus irgendeinem Grund jedes Detail seines Gesichts einprägen, damit sie ihn auch ja wiedererkannte, wenn’s drauf ankam …
    Du entkommst mir nicht, Damian. Ganz egal, was passiert. 
    Irgendwann wirst du bezahlen für das, was du uns angetan  hast.
    »Sieh mich an«, hatte sie gesagt, »ich bin bereit, meinen Teil der Verantwortung zu tragen, falls man in diesem Zusammenhang überhaupt von Verantwortung sprechen kann. Aber was ist mit dir? Wirst auch du bezahlen, wenn es so weit ist?«
    Damians Hände schlossen sich fester um den Eimer. Der Zeigefinger seiner rechten Hand blutete noch immer.
    Du musst besser aufpassen! 
    Wie kann man nur so blöd sein?!
    Er wickelte ein Taschentuch um seine Hand und trat aus der Tür.
    Am Fuß der Treppe lag ein verlorener Haarreif, rosa, mit kleinen weißen Margeriten darauf.
    Ansonsten war wenig los heute. Zu heiß. Zu stickig. Die Leute hatten allmählich die Nase voll vom Sommer, so viel war klar. Damian sah nach oben, wo das Wasser der Kaimane noch mehr als sonst nach Kloake stank, und dachte an die Frau, die er gejagt hatte, heute Nacht. An den Geruch ihrer Angst. An die unbeugsame Stärke in ihrem Blick. Fast wie bei Karolin Reding, auch wenn die beiden vom Typ her völlig verschieden waren. Aber Jo Ternes konnte ihm nicht mehr gefährlich werden.
    Oder?
    Seine Augen wanderten die Treppe hinunter. Zwei alte Damen, die eine mit Stock. Dazu ein junger Vater mit drei Kindern, von denen mindestens eins nicht sein eigenes ist. Ein Stück weiter rechts der Rücken eines Mannes, groß und schlank, jedoch alles in allem eher unsportlich. Er trägt trotz
der Affenhitze ein Jackett über dem Arm und blickt nachdenklich über das Geländer der Zisterne. Aber das ist es nicht …
    Es ist etwas anderes! Damian spürte, wie sich seine Muskeln verhärteten. Ja, verdammt, er kannte dieses Profil! Gesichtszüge, Silhouetten, Gerüche waren Dinge, die sich ihm nahezu automatisch einprägten. Schon damals, während seiner Friseurlehre, hatte er jede noch so unscheinbare Kundin sofort zuordnen können. Kaum dass die betreffende Frau über die Schwelle getreten war, hatte er gewusst, wie das Mischverhältnis ihrer Farbe lautete, welche Zeitschriften sie bevorzugte und ob man leicht mit ihr ins Gespräch kam oder nicht. Diese Fähigkeit hatte ihm einen ganzen Haufen Trinkgeld eingetragen, weil es den Leuten immer schmeichelte, wenn man sich an sie erinnerte. Und das Profil von dem Kerl da unten hatte er definitiv schon mal irgendwo gesehen!
    Und zwar …
    Ja, und zwar im Zusammenhang mit den Entwicklungen der letzten Wochen!
    Damian fühlte, wie es in seinen zerschnittenen Fingerspitzen zu kribbeln begann.
    Das bedeutete eindeutig nichts Gutes, auch wenn der Mann wirklich alles tat, um wie ein gewöhnlicher Zoobesucher

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