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Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Titel: Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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selbst auf diese Begründung hätte kommen können.
    »Winnie ist auch ein Mädchen«, entschloss sich Verhoeven, die Taktik zu ändern. Seine Kollegin stand bei seiner Tochter fast noch höher im Kurs als Dominik, und das, obwohl sie seiner Meinung nach nichts tat, was einem besonderen Eingehen auf Nina und ihre Bedürfnisse gleichgekommen wäre. Im Gegenteil: Eigentlich benahm sie sich genau wie immer, wenn sie zusammen waren. Außer vielleicht, dass sie mehr redete …
    Verhoeven dachte an den Gartenteich, den er angelegt hatte, letzten Herbst. Und an die virtuosen Lügengeschichten, die seine Partnerin seiner Tochter in diesem Zusammenhang aufgetischt hatte.
    Ha! Stopp! Augenblick!,  echauffierte sich eine imaginäre Winnie Heller in seinem Kopf. Wer war es denn, der als Erster  diese ominöse Anti-Tretboot-Verordnung für Privatgärten aufs  Tapet gebracht hat? Na? 
    Verhoeven seufzte. Tja, die gute alte Anti-Tretboot-Verordnung …
Seine Tochter hatte damals gefragt, ob man in dem Teich, den er plante, auch Tretboot fahren könne, und Verhoeven  – handwerklich komplett überfordert und obendrein sowieso schon gehörig unter Erwartungsdruck  – hatte sich zu der ebenso plumpen wie unwahren Ausrede hinreißen lassen, dass das Tretbootfahren in Privatgärten per gesetzlicher Verordnung untersagt sei. Leider war seine Tochter weder dumm noch auf den Kopf gefallen und hatte seine Partnerin nach der besagten Verordnung gefragt. Und das Verhängnis hatte seinen Lauf genommen …
    Im Augenblick allerdings schien Nina durch seinen Einwand ernsthaft ins Grübeln geraten zu sein.
    Winnie ist auch ein Mädchen  …
    »Aber Winnie ist erwachsen«, sagte sie nach einer Weile, sichtlich verunsichert.
    »Nicht von Geburt an«, widersprach Verhoeven.
    Seine Tochter zog die Stirn kraus. »Aber sie war ganz bestimmt nicht blöd. Früher, meine ich.«
    »Nein.« Verhoeven musste gegen seinen Willen lachen. »Blöd war sie ganz sicher nicht.«
    Adrian Rieß-Semper griff nach der Hand seines Sohnes. »Wir müssen dann auch«, erklärte er taktvoll.
    Verhoeven schenkte ihm ein dankbares Nicken, während Dominik mit angeekelter Miene seine Hand losmachte. »Es tut mir wirklich sehr leid, dass ich Sie nicht hereinbitten kann. Aber wie gesagt habe ich noch eine ganze Menge Arbeit vor mir. Ist fürchterlich viel los zurzeit.«
    Dominiks Vater nickte. »Sind Sie etwa auch mit diesen Vergewaltigungen befasst?«
    Verhoeven bejahte. »Seit neuestem.«
    »Ich hab’s vorhin im Radio gehört«, sagte Rieß-Semper. »Schlimme Sache. Meine Frau traut sich schon seit Wochen nicht mehr, die Terrassentür aufzulassen, wenn ich nicht da bin.« Seine Miene verriet nicht, ob er dafür Verständnis hatte.
»Ich habe ihr eine von diesen tragbaren Klimaanlagen fürs Schlafzimmer gekauft, damit sie nicht umkommt vor Hitze. Aber die Dinger fressen einen Strom, kann ich Ihnen sagen …« Seine Augen blieben an Dominiks Blondhaar hängen, und erst jetzt schien ihm klar zu werden, dass das Thema Serienvergewaltigung für Kinderohren nicht besonders geeignet war. »Na, wie auch immer«, sagte er hastig. »Ich hoffe, Sie kriegen den Kerl.«
    »Das werden wir«, entgegnete Verhoeven. »Früher oder später.«
    »Sicher«, nickte Rieß-Semper. »Bis dann.«
    »Ja, und vielen Dank fürs Schwimmengehen.«
    »Keine Ursache.« Er winkte, ohne sich umzudrehen. »Und falls mal Not am Mann sein sollte«, rief er, als sie bereits beim Auto standen, »melden Sie sich einfach. Nina ist uns jederzeit willkommen.«
    Verhoeven winkte auch. »Ja«, rief er. »Danke.«

15
    Im Gegensatz zu Lübkes gemütlicher Laube verströmte ihr Apartment den Duft der Verlassenen, und die dreiunddreißig Quadratmeter im fünften Stock des altehrwürdigen Mietshauses kamen Winnie Heller an diesem Abend so fremd vor wie niemals zuvor.
    In den vergangenen sechs Wochen hatte sie hier gelebt wie ein Hotelgast. Sie war spätabends nach Hause gekommen und unmittelbar nach dem Frühstück wieder gegangen. Und obwohl sie auch sonst nie mehr als die wenigen Stunden zwischen Feierabend und Dienstbeginn zu Hause verbrachte, hatte ihre Abwesenheit dieses Mal deutlich sichtbare Spuren hinterlassen, nicht nur, was die beiden völlig verdorrten Tomatenpflanzen am Geländer ihres Freisitzes betraf.
    »Na, Jungs«, flüsterte sie, indem sie die Finger ihrer rechten Hand sanft gegen das Glas ihres Aquariums legte. »Kennt ihr mich denn überhaupt noch?«
    Papageno, ihr

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