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Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Titel: Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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nicht ins Bild passt … 
    Winnie seufzte und langte anschließend ein weiteres Mal in ihre Würstchenpackung. Jan Portner war nachweislich kerngesund gewesen. Seine Frau war es aller Wahrscheinlichkeit nach auch. Allerdings hatte die Ärztin, die sie nach der Tat versorgt hatte, in ihrem Bericht erwähnt, dass sich die junge Russin nicht bereitgefunden hatte, sich über die gynäkologische Untersuchung hinaus begutachten zu lassen. Sie hatte die Klinik bereits am Abend auf eigenen Wunsch hin verlassen.
    Winnie Hellers Augen saugten sich an Dr. Gutzkows Obduktionsbericht fest. Blutbild unauffällig. Keine Drogen. Blutalkohol bei 0,4 Promille. Keine Hinweise auf volatile oder sonstige Anästhetika.
    Und sonst?
    Jan war wirklich ein verdammt guter Spieler, schnell und risikofreudig.  Sie wissen schon, Serve and Volley in Reinkultur. Er suchte grundsätzlich die rasche Entscheidung. In allem. Und er  war auch sehr ehrgeizig. Vor ein paar Jahren hat er mal drei 
Spiele hintereinander verloren. Danach hat er mindestens zwei  Jahre ausgesetzt.
    Das heißt, er hat gar nicht mehr gespielt?
    Nein, nicht einen Ball.
    Winnie stand auf und goss sich einen Kaffee ein. Ein eigenes Restaurant. Die Mitgliedschaft in einem noblen Tennisclub. Ein Traumhaus mit Pool, stilistisch ebenso außergewöhnlich wie kalt. Waren das die Dinge, die Jan Portner ausgemacht hatten? Nur das? Auch das? War der erfolgreiche Gastronom gestern Abend tatsächlich ganz gezielt getötet worden? Oder spielte das alles, spielten Portners Persönlichkeit, seine Vorlieben und Charakterzüge am Ende doch überhaupt keine Rolle? War der Sternekoch tatsächlich einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen?
    Winnie kehrte an den Tisch zurück und rief die Tatortfotos und Berichte über die bisherigen Vergewaltigungen auf.
    Ich habe ihn nicht kommen hören. 
    Er stand auf einmal vor mir. Wie aus dem Nichts, verstehen  Sie? 
    Ich habe geschlafen, als er meiner Mutter das angetan hat …
    Geräusche? Nein.
    Ein Mann mit guten Nerven, zweifellos. Winnie musterte die Gesichter der Frauen, die dem Artisten bislang zum Opfer gefallen waren. Inzwischen war auch eine Aufnahme von Irina Portner dabei. Ein Studioporträt, nicht das Bild aus dem Schlafzimmer. Winnie fiel auf, dass die junge Russin auf diesem Foto selbstbewusster wirkte als auf dem anderen Bild oder in natura. Dennoch bestand zwischen ihr und den anderen Opfern ein deutlicher Unterschied in der Ausstrahlung. Sie wirkt eigentlich gar nicht so schwach, konstatierte Winnie, indem sie das Porträt aufmerksam studierte. Aber irgendwie …
    Wie sollte sie das ausdrücken?
    Irgendwie weniger da als die anderen Frauen, abwesender.
Entrückter vielleicht. Aber vielleicht war das kein Wunder. Vielleicht war die junge Russin ja wirklich gar nicht vom Artisten selbst zum Opfer erkoren worden.
    Vielleicht war sie einfach nur Mittel zum Zweck gewesen.
    Die anderen allerdings …
    Winnie Heller kaute gedankenverloren auf ihrer Unterlippe. Die anderen mussten irgendetwas gemeinsam haben! Sie scrollte auf und ab, auf der Suche nach etwas, das die Frauengesichter einte. Doch sie wurde nicht fündig. Und dennoch: Aus irgendeinem Grund waren diese fünf Frauen dem Artisten aufgefallen. Sie hatten seine Aufmerksamkeit erregt, so unterschiedlich sie auch sein mochten. Die Frage war nur: Wodurch?
    Winnie ließ die Maus los und wollte eben frischen Kaffee aufsetzen, als ihr Telefon zu klingeln begann. Sie schaute auf die Uhr, dann auf das Display.
    Lübke!
    Na, das war ja klar!
    Sie verspürte keinerlei Lust, mit ihm zu reden, aber sie wusste auch, dass man Lübke nicht loswurde, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte. Und unter den gegebenen Umständen konnte sie es sich nicht leisten, das Telefon auszuschalten, um ihre Ruhe zu haben. Ganz abgesehen davon, dass Lübke es auch durchaus brachte, persönlich bei ihr aufzulaufen und ihre Wohnung zu belagern, wenn sie nicht an den Apparat ging.
    Alles schon da gewesen …
    »Ja?«, meldete sie sich ohne Freundlichkeit.
    »Na, du …« Er klang irgendwie kleinlaut. »Ich wollte mich eigentlich nur noch mal kurz melden und fragen, ob du gut nach Hause gekommen bist.«
    Sie verdrehte die Augen. »Ja, bin ich.«
    »Und …« Husten. Dieses Mal jedoch eher aus Nervosität als aufgrund von innerer Verschlackung. »Hey, falls ich irgendwas
gesagt oder getan haben sollte, das dich verletzt

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