Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
HMJ06 - Das Ritual

HMJ06 - Das Ritual

Titel: HMJ06 - Das Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
Vom Netzwerk:
konnte er es nur so weit kommen lassen?
    Er ging zu dem Deckenbündel, das auf dem immer noch bewusstlosen Mr. Gorilla lag. Er öffnete es und legte das runde Gesicht des Jungen frei. Die Augen waren geschlossen. Er sah aus, als schliefe er. Jack legte eine Hand auf seine Stirn. Sie war noch warm. Er beugte sich hinab und hielt eine Wange dicht über den schlaffen kleinen Mund. Warmer Atem fächelte über seine Haut. Er nahm einen süßlichen Geruch wahr. Chloroform?
    Jack atmete erleichtert auf. Er lebte noch. Betäubt, bis Bellitto und Mr. Gorilla ihn ins Haus bringen konnten, um ihre schmutzigen Spiele mit ihm zu veranstalten.
    Darauf müssten sie heute Nacht wohl verzichten.
    Aber was nun? Sein Instinkt trieb ihn, zu verschwinden und 911 anzurufen, sobald er in seinem Wagen saß. Doch das würde bedeuten, dass er den Jungen bei diesen beiden Vertretern des niedrigsten Abschaums allein zurückließ. Einer von ihnen könnte auf die Idee kommen, dass tote Kinder nichts verraten können. Mr. Gorilla war nach wie vor weggetreten, und ein wimmernder Bellitto lag zusammengekrümmt auf dem Asphalt. Keiner der beiden schien in der Lage zu sein, jemandem Schaden zuzufügen, aber Jack wollte kein Risiko eingehen.
    Er hob den Jungen hoch. Diese Bewegung ließ den Schmerz in seiner Seite erneut aufflammen. Er hielt Ausschau nach anderen Fahrzeugen. Ein Pkw näherte sich. Er wartete, bis er vorbeigefahren war, dann rannte er durch den Regen um die Ecke. Sich stets in Deckung der am Straßenrand geparkten Fahrzeuge haltend, schleppte er den Jungen einen Block weit nach Osten und dann ein Stück weiter in Richtung Houston Street. Als er einen halben Block von den Neonlichtern und dem lebhaften Verkehr dort entfernt war, fand er einen geschützten Hauseingang und bettete seine Last behutsam auf die trockene Eingangstreppe. Der Junge rührte sich kurz, dann lag er wieder still.
    Jack rannte die drei Blocks zu seinem Wagen zurück. Sobald er den Motor angelassen und den Wagen auf die Fahrbahn gelenkt hatte, nahm er das Mobiltelefon vom Beifahrersitz und wählte die 911.
    »Hören Sie«, erklärte er hastig der Frau, die sich meldete, »ich habe soeben ein bewusstloses Kind gefunden. Es ist ein kleiner Junge. Ich weiß nicht, was ihm fehlt. Sie sollten lieber schnellstens jemanden hierher schicken.« Er ratterte die Adresse herunter, dann unterbrach er die Verbindung.
    Er fuhr bis zu einer Stelle um die Ecke, nicht weit von der Straße entfernt, wo er das Kind abgelegt hatte. Dort parkte er wieder in zweiter Reihe. Er ließ den Motor laufen und rannte zur Straßenecke, fand dort einen Hauseingang, von wo aus er den Jungen beobachten konnte. Es dauerte zwölf lange Minuten, bis er die Sirenen hörte. Sobald das flackernde Blaulicht des Notarztwagens in Sicht kam, kehrte Jack zu seinem Wagen zurück.
    Er wollte gerade den Gang einlegen, als er eine zweite Sirene hörte und einen weiteren Ambulanzwagen vorbeirasen sah. Dieser fuhr in Richtung Shurio Coppe. Bellitto musste über sein eigenes Mobiltelefon Hilfe angefordert haben. Er hätte daran denken sollen, dies ebenso zu konfiszieren wie das Messer, dachte Jack.
    Er presste eine Hand gegen seine Seite, und als er sie wegzog, war sie rot. Er brauchte sein Hemd nicht auszuziehen, um zu wissen, dass ein paar Heftpflaster nicht ausreichen würden. Er müsste genäht werden. Und das machte einen Besuch bei Doc Hargus erforderlich.
    Jack griff wieder nach seinem Mobiltelefon und hoffte, dass Hargus diese Woche halbwegs nüchtern war. Der Doc konnte einen Schnitt wie diesen praktisch im Halbschlaf zunähen, aber dennoch …
    Jack legte keinen gesteigerten Wert darauf, dass sein Hausarzt eine amtliche Zulassung besaß. Die von Hargus war ihm entzogen worden, und das war durchaus okay, denn so brauchten die Regeln hinsichtlich der Meldepflicht bei bestimmten Verletzungen nicht beachtet zu werden. Trotzdem zog er es vor, dass die Person, die sich mit Nadel und Faden an ihm zu schaffen machte, dabei halbwegs nüchtern war.
    Nachdem der Doc ihn verarztet hatte, beschloss Jack, schnellstens nach Hause zu fahren, die Telefonnummer von Bellittos Bruder herauszusuchen und ihn anzurufen. Er hatte mit Edward Bellitto ein kapitales Huhn zu rupfen.
     
     
    In der Zwischenwelt
     
    Endlich kennt sie ihren Namen. Vereinzelte Eindrücke und Teile ihres Lebens kehren zurück, aber nicht genug. Nicht annähernd genug.
    Sie hat sich nach diesen Erinnerungen gesehnt, weil sie hoffte, sie würden ihr verraten,

Weitere Kostenlose Bücher