HMJ06 - Das Ritual
Bewegung wahr, drehte sich halb um und spürte einen plötzlich auflodernden Schmerz in seiner rechten Seite.
Bellitto – er holte gerade aus, um erneut mit einem Messer auf ihn einzustechen, das jetzt aus Jacks Rücken herausragen würde, wenn er nicht instinktiv ausgewichen wäre.
Jack kam auf die Füße und nahm Bellitto aufs Korn, rammte ihm den Schädel in den Leib, während er seine Messerhand packte und ihn mit dem Rücken gegen die Tür schleuderte. Er stemmte sich gegen Bellitto, Brust an Brust, Bauch an Bauch, und engte ihn ein. Er hielt Bellittos linkes Handgelenk mit der Rechten fest und drückte es nach unten gegen ihre Oberschenkel. Die Finger seiner linken Hand umklammerten die Messerhand in Schulterhöhe.
Er sprach mit zusammengebissenen Zähnen. »Wie war’s mit einem Tänzchen?«
Bellitto schüttelte den Kopf. Blut sickerte aus seiner Nase. »Sie haben mich verletzt.« Er schien überrascht … sogar geschockt.
»Das ist nur der Anfang.«
Jack hatte einen Messerstich abbekommen, und obwohl der Schmerz nur schwach war, stachelte er seine Wut noch an. Er wollte – musste – sich revanchieren.
Er warf einen Blick auf die lange, schlanke Klinge. Sie sah aus wie ein Stilett, mindestens zehn Zentimeter lang. Auf der Klinge waren dunkle Flecken zu erkennen. Blut. Jacks Blut.
»Aber ich bin unbesiegbar … unverwundbar.«
»Tatsächlich?«
»Ja!«
Er versuchte, Jack ein Knie in den Unterleib zu rammen, Jack jedoch verhinderte das mit den eigenen Knien. Dann versuchte er, die Messerklinge gegen Jack zu richten, ächzte vor Anstrengung und blies Jack dabei seinen Atem ins Gesicht.
Jack war stärker, drehte die Klinge gegen Bellitto, während er die Hand mit dem Messer gleichzeitig abwärts drückte. Zwischen sie.
Bellitto wehrte sich heftiger, sackte aber zurück, als Jack erneut mit dem Kopf zustieß. Verdammt, das fühlte sich gut an. Er wünschte sich, er hätte eine Stahlplatte im Schädel, um nach Belieben damit fortfahren zu können.
Das Messer befand sich jetzt in Brusthöhe zwischen ihren Körpern, aber Jack presste die Klinge tiefer und tiefer. Bellittos halb benommen blickende Augen weiteten sich, als er begriff, wohin das Messer zielte.
»Nein!«
»Ich fürchte doch«, erwiderte Jack.
… tiefer …
»Nein, bitte! Das können Sie nicht tun!«
»Das wirst du gleich sehen.«
»Das kann doch nicht wahr sein!«
»Das ist nicht so wie mit kleinen Jungs, nicht wahr? Das ist doch das, was dir gefällt, stimmt’s? Kleine Jungs … jemand, über den du die ganze Macht hast.«
»Nein, Sie verstehen nicht!«
… tiefer …
Bellitto wollte das Messer loslassen, doch Jack hatte seine Finger umschlungen und sorgte dafür, dass sie am Messergriff blieben.
»Oh, aber ich verstehe«, säuselte Jack. »Natürlich verstehe ich, und wie. Doch jetzt liegt die Macht auf der anderen Seite. Und wie fühlt man sich dabei, du Stück Scheiße!«
»So ist es doch nicht! Überhaupt nicht!«
… tiefer …
»Dann ruf doch um Hilfe. Na los. Schrei schon, so laut du kannst!«
Bellitto schüttelte den Kopf. Der Regen hatte dafür gesorgt, dass das dünne Haar auf seiner Stirn klebte.
»Natürlich nicht«, sagte Jack. »Weil die Cops dann nach dem Jungen fragen würden, wie er hierher kommt, was du mit ihm gemacht hast.«
Jack wusste, dass die Cops möglicherweise längst unterwegs waren. Er musste diese Sache beenden und zusehen, dass er verduftete.
Er packte die Messerhand Bellittos fester. »Ich hoffe nur, dass du mit ihm nicht so etwas gemacht hast.«
Er stieß das Messer nach unten in Bellittos Schoß, spürte, wie es durch Stoff und Fleisch schnitt, dann machte er sich von seinem Gegner frei und entriss ihm das Messer.
Bellittos Augen quollen hervor, während sein Mund aufklaffte. Mit einem langen, pfeifenden Schmerzenslaut kippte sein Oberkörper nach vorne. Seine Knie zitterten, die Hände pressten sich auf seinen Unterleib.
»Wenn du das nächste Mal einen kleinen Jungen ansiehst – jedes Mal, wenn du ein Kind ansiehst –, denk an dies.«
Jack klappte das blutige Messer zusammen und steckte es in seine Hosentasche. Auch sein Blut klebte daran, und er wollte nicht, dass seine DNS als genetischer Fingerabdruck für alle Ewigkeit wie eine Zeitbombe in einer Datensammlung vor sich hin tickte. Seine rechte Körperseite schmerzte, als er kehrtmachte. Er untersuchte sich kurz und entdeckte einen Blutfleck in seinem vom Regen getränkten Oberhemd. Er wurde langsam größer.
Verdammt. Wie
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