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HMJ06 - Das Ritual

HMJ06 - Das Ritual

Titel: HMJ06 - Das Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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könnte genau das zutreffen.
    Jack spürte, wie ihm die Luft knapp wurde. Er musste irgendeine Möglichkeit finden, seinen Abschied zu nehmen, selbst wenn es auf eine unehrenhafte Entlassung hinauslaufen sollte.
    An erster Stelle stand jedoch für ihn, Gia in Sicherheit zu bringen.
     
     

12
     
    »Wie ich Ihnen schon gesagt habe«, meinte Fred Strauss fast im Flüsterton. »Er ist ein Geist, ein verdammtes Gespenst.«
    Eli Bellitto lag in seinem Krankenbett und starrte auf den im abgedunkelten Krankenzimmer flackernden bunten Schirm des Fernsehers.
    »Wer ist ein Gespenst?«, wollte Adrian wissen.
    Strauss saß am rechten Fußende des Bettes, Adrian am linken. Der massige Kerl war mit seinem Rollstuhl ins Zimmer gefahren. Sein linkes Knie war geschient und ragte gestreckt nach vorne. Sogar im matten Lichtschein konnte Eli zwei hässliche violette Schwellungen auf seinem kahlen Schädel erkennen. Die langen Arme hingen an den Seiten herab und berührten fast den Fußboden.
    »Der Kerl, der Sie zusammengeschlagen und Eli mit dem Messer angestochen hat«, sagte Strauss mit einem ungeduldigen Unterton in der Stimme. »Haben Sie nicht zugehört?«
    Adrians Kurzzeitgedächtnis hatte sich noch nicht vollständig erholt, und er hatte Schwierigkeiten gehabt, Strauss’ Entschuldigung zu verstehen, dass seine Suche nach ihrem Angreifer noch keine Ergebnisse erbracht hatte. Sogar Eli fand seine ständigen Fragen zunehmend lästig.
    Adrian schüttelte den Kopf. »Daran kann ich mich nicht erinnern. Ich weiß nur, dass wir gestern Abend gegessen haben, und danach … Fehlanzeige, alles weg. Wären da nicht mein Knie und diese rasenden Kopfschmerzen, ich würde meinen, ihr nehmt mich auf den Arm.«
    Adrian hatte einen Teil seines Langzeitgedächtnisses zurückerhalten – wenigstens begriff er, dass jetzt August und nicht mehr Juli war –, aber er hatte diese Erklärung seit seinem Eintreffen mindestens ein halbes Dutzend Mal von sich gegeben. Eli hätte ihm am liebsten irgendetwas an den Kopf geworfen.
    Ich bin es, dem es richtig dreckig geht, wollte er brüllen. Du hast bloß eins über den Schädel gekriegt!
    Er biss die Zähne zusammen, als ein neuer Lavastrom in seinem Schoß zu explodieren schien. Seine linke Hand tastete hektisch nach dem Dosierknopf des Betäubungstropfs. Er hoffte inständig, dass er seine Morphiumdosis für diesen Tag noch nicht vollständig aufgebraucht hatte.
    Was für ein Tag. Der Nachmittag war die reinste Hölle gewesen. Eine Krankenschwester, ein Dreihundert-Pfund-Koloss namens Horgan, war erschienen und hatte darauf bestanden, dass er aufstand und herumging. Eli hatte sich geweigert, aber die Frau hatte sich nicht damit zufrieden gegeben. Sie mochte eine Schwarze sein, aber im Herzen war sie der reinste Unmensch, als sie ihn durch den Korridor führte, während er sich an seinen rollenden intravenösen Tropf klammerte. Dabei baumelte auch noch der Blasenkatheter zwischen seinen Knien, und am Ständer hing für alle sichtbar sein Urinsack. So musste er zu all den Schmerzen auch noch mit dem Gefühl einer umfassenden Erniedrigung fertig werden.
    Und dann war Dr. Sadiq vorbeigekommen und hatte ihm erklärt, er müsse mehr Gehübungen machen und dass man ihm morgen den Katheter entfernen wolle – Elis ganzer Unterleib verkrampfte sich bei der Vorstellung, dass Schwester Horgan ihm den Schlauch aus dem Bauch riss, und das hatte eine weitere Schmerzwoge ausgelöst. Abschließend hatte Dr. Sadiq gemeint, er habe die Absicht, Eli am nächsten Vormittag zu entlassen.
    Wenn es nach Eli ging, war das noch gar nicht früh genug, solange er diesen Betäubungstropf mitnehmen könnte.
    »Mit anderen Worten«, sagte Eli zu Strauss, während das Morphium seine Wirkung entfaltete, »wenn wir das ganze Gelaber streichen, mit dem Sie uns eingeseift haben, bleibt als nackte Tatsache übrig, dass Sie nichts erreicht haben und wir praktisch wieder am Anfang stehen.«
    Der Detective spreizte in einer Geste der Entschuldigung die Hände. »Hey, ich kann nicht zaubern, und ich habe ja nicht gerade viel von Ihnen bekommen, um gezieltere Nachforschungen anzustellen.«
    Es machte Eli richtig Angst, begreifen zu müssen, dass ihr Angreifer noch nicht identifiziert worden war.
    Er kennt mich, aber ich kenne ihn nicht.
    Er konnte in diesem Moment das Krankenhaus betreten, indem er so tat, als wolle er jemanden besuchen, und in Wirklichkeit darauf warten, dass Strauss und Adrian endlich verschwanden, um sein Werk zu

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