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HMJ06 - Das Ritual

HMJ06 - Das Ritual

Titel: HMJ06 - Das Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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Seite lieferte eine E-Mail-Adresse und drei Telefonnummern: eine gebührenfreie für das Abducted-Child-Netzwerk, eine für das Polizeirevier von Brooklyn und eine für die Familie.
    »Sie wurde 1988 entführt«, sagte Jack. »Das passt nicht mit dem Song aus den sechziger Jahren zusammen, aber wenn es wirklich das Mädchen ist, das du gesehen hast, dann zerbrechen wir uns wegen des Songs lieber später den Kopf.«
    »Sie ist es.«
    Gia betrachtete das neun Jahre alte Gesicht und fragte sich, wer so krank sein konnte, dass er den Wunsch verspürte, solcher Schönheit, solcher Unschuld ein Leid anzutun.
    »Sieh doch«, sagte Jack und deutete auf den Bildschirm. »In die Liste aufgenommen im Jahr 1997, als sie achtzehn war. Sie war schon neun Jahre verschwunden, und die Familie hat sie immer noch gesucht.«
    »Oder auf irgendeine Information gehofft, um endlich zur Ruhe zu kommen.« Sie sah ihn an. »Jack, wir müssen etwas tun.«
    »Wir? Du und dein Baby haben in Astoria und in diesem Haus nichts zu suchen, verstanden?«
    »Okay, du musst – du oder jemand anderer muss – ihre sterblichen Überreste finden, damit ihre Eltern sie beerdigen können.«
    »Ich kümmere mich darum«, sagte er. »Versprich mir nur, dass du dich von dort fern hältst.«
    »Sieh sie an, Jack. Sieh dir dieses Gesicht an. Wie kann jemand nur annehmen, dass dieses Kind irgendjemandem etwas antun kann?«
    »Irgendetwas Schreckliches ist ›diesem Kind‹ zugestoßen. Dass die Kleine entführt und ermordet wurde, ist schon schlimm genug, aber wer weiß, was in der Zwischenzeit mit ihr geschehen ist? Sie ist kein unschuldiges Kind mehr. Sie ist nicht einmal mehr ein Mensch. Und es gefällt mir nicht, dass sie nur dir und niemandem sonst erschienen ist.«
    »Sieh mal, was sie den Kentons aufgeschrieben hat: ›Mutter.‹ Das bin ich. Die Mutter eines Kindes und schwanger mit einem zweiten. Sie will zu ihrer Mutter, und ich war für sie in dieser Hinsicht die nächste und einzige Möglichkeit in diesem Haus.«
    »So könnte es sein«, sagte Jack. »Aber es will mir noch immer nicht gefallen.«
    »Jack, wenn sie ihren Daddy gesucht hätte, wäre sie vielleicht dir erschienen.«
    »Warum sucht sie nicht ihren Daddy?«
    »Vielleicht ist er tot, oder ihre Eltern waren geschieden, vielleicht wurde sie aber auch nur von einer Mutter großgezogen.«
    »Oder ihr Daddy hatte mit der Entführung etwas zu tun.«
    Gia hasste diesen Gedanken, musste aber auch eine solche Möglichkeit in Erwägung ziehen.
    »Nichts ist im Augenblick so wichtig wie, sie zu suchen. Wir können es der Polizei überlassen, alle weiteren Einzelheiten aufzuklären.«
    »Ich kümmere mich darum«, sagte Jack. »Ich werde mich morgen mit Lyle in Verbindung setzen und mir anhören, wie weit er diese Sache verfolgen will. Vielleicht kann ich ihn überreden, den Fußboden in seinem Keller aufzureißen.«
    »Und ich?«
    »Du arbeitest an deinen Bildern und tust, was du am Mittwoch immer tust.«
    »Ja, Daddy.«
    Er küsste sie auf die Wange. »Bitte, Gia. Denk an deine Sicherheit, und halt dich zurück.«
    Gia nickte. »Okay.«
    Aber sie konnte den Blick von der Telefonnummer der Portmans am unteren Rand des Bildschirms nicht lösen … Eine 212er Vorwahl …, gleich hier in Manhattan …
     
     
    In der Zwischenwelt
     
    Das Wesen, das Tara Portman war, treibt in der Finsternis zwischen den Welten. Sie weiß, wer sie ist, sie weiß, wer sie war, sie weiß, warum sie hier ist, sie weiß, wer sterben muss.
    Doch nach diesem Tod – einem weiteren Tod an diesem Ort des Todes – geschieht was?
    Eine Rückkehr ins Nichts?
    Nein … Da muss mehr sein. Sie will, sie braucht mehr.
    Die Kenntnis ihres alten Selbst hat Erinnerungen an die kaum aufgeblühte Verheißung ihres Lebens geweckt, ehe es beendet wurde.
    Zu wissen, was sie verloren hat … ist eine schreckliche Qual.
    Zu wissen, was sie niemals haben, niemals sein wird …, das ist unerträglich.
    Das Wesen, das Tara Portman war, will mehr.
     
     
     
     
     
     
     
     
     

Mittwoch
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

1
     
    »Wie wird das genannt?«, fragte Abe und betrachtete stirnrunzelnd den mit einer dampfenden Flüssigkeit gefüllten Becher, den Jack soeben vor ihm auf die Theke gestellt hatte.
    »Chai«, antwortete Jack. »Sie haben mir im Cafe erklärt, es sei

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