Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
HMJ06 - Das Ritual

HMJ06 - Das Ritual

Titel: HMJ06 - Das Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
Vom Netzwerk:
dem Ergebnis, nicht den Mitteln, mit denen es erreicht wurde. Er wurde schon bald zu einem unersetzlichen Mitglied, vor allem von dem Zeitpunkt an, als die Zeremonie im Keller seines Hauses stattfand. Es war wunderbar. Die Steine strahlten tatsächlich Schwingungen einer seltsamen Kraft aus, und das Erdreich als Fußboden war der ideale Ort der letzten Ruhe für die Lämmer. Eine Leiche verschwinden zu lassen, auch wenn es nur einmal im Jahr geschehen musste, war immer eine gefährliche Angelegenheit gewesen.
    Eli hätte die Zeremonie bis zu diesem Tag weiter im Menelaus Manor vorgenommen, wenn Dmitri noch am Leben gewesen wäre. Doch seine Ärzte stellten fest, dass er unter dem gleichen Krebs litt wie sein Vater – zu früh, um ihm mit Hilfe der medizinischen Wissenschaft zu helfen, und ebenfalls zu früh, um durch die Zeremonie geschützt zu werden, denn Dimitri hatte viel weniger als neunundzwanzigmal daran teilgenommen. Dies hätte er aber gemusst, um die Unsterblichkeit und Unverletzbarkeit zu erlangen.
    Unfähig, sich dem gleichen qualvollen Tod zu stellen wie sein Vater, hatte er sich im Keller auf den Erdboden gesetzt und sich eine Kugel durch den Kopf geschossen. Was für ein Verlust … ein schrecklicher, entsetzlicher Verlust. Dimitri war für Eli wie ein Sohn gewesen. Er trauerte noch immer um ihn.
    »Ich möchte wissen, wer jetzt dort wohnt«, sagte Adrian, während er weiterfuhr.
    »Das habe ich schon überprüft«, meinte Strauss. »Zwei Brüder namens Kenton. Sie haben das Haus vor einem Jahr gekauft.«
    Eli verspürte eine wachsende Erregung. Hatten sie seinen Widersacher etwa gefunden? »Meinen Sie, einer von denen könnte unser ›Jack‹ sein?«
    »Das bezweifle ich. Ich kenne hier im Einhundertvierzehner zwar kaum jemanden, aber ich habe erfahren, dass die beiden nicht nur leibliche Brüder, sondern auch Soul-Brüder sind – wenn Sie wissen, was ich meine.«
    Erregung verwandelte sich in Enttäuschung. »Sie sind schwarz!«
    »So wurde es mir mitgeteilt. Sie sagten doch, Ihr Angreifer wäre ein Weißer gewesen. Ist ein Irrtum ganz unmöglich?«
    »Das weiß ich nicht«, sagte Adrian. »Ich kann mich nicht entsinnen. Das Letzte, woran ich mich erinnere …«
    »Er war weißhäutig«, sagte Eli schnell, ehe Adrian seinen Sermon noch einmal anstimmen konnte. »Damit fallen sie als mögliche Täter aus.«
    »Wer weiß?«, gab Strauss zu bedenken. »Jemand, der Tara Portman von den Toten auf erwecken kann, sollte sich auch in einen Weißen verwandeln können.«
    Eli wollte Strauss schon darauf aufmerksam machen, dass das Ganze keine lächerliche Angelegenheit war, als Adrian wieder das Wort ergriff.
    »Mir ist völlig egal, wer oder was sie sind, Hauptsache, sie fangen nicht an, den Keller umzugraben.«
    Diese Bemerkung sorgte für allgemeines Schweigen im Wagen. Das war die große Befürchtung nach Dimitris Tod gewesen: dass die neuen Eigentümer den Keller ausschachten könnten. Eli hatte sich gewünscht, dass ein Mitglied des Zirkels das Haus kaufte, damit sie es weiter für ihre Zwecke benutzen könnten. Doch niemand wollte, dass sein Name mit einem Haus in Verbindung stand, in dem die sterblichen Überreste von acht ermordeten Kindern verscharrt worden waren.
    »Die Möglichkeit ist derart gering«, erwiderte Eli, »dass ich längst aufgehört habe, mir deswegen Sorgen zu machen. Überlegt doch mal ganz nüchtern. Wie viele Hausbesitzer, ganz gleich wie umfangreich sie ein Haus renovieren, reißen ihren Kellerfußboden auf?«
    »So gut wie keiner«, meinte Adrian.
    Strauss nickte. »Es war ein Glück für uns, dass die Leute, die es gekauft haben, im Keller einen Zementboden gießen ließen.«
    »Viel Glück hat es ihnen aber nicht gebracht«, sagte Eli.
    Strauss lachte bellend. »Ja! Zwei aufgeschnittene Kehlen, und trotzdem hat niemand eine handfeste Spur gefunden. Wenn man einen Mord nicht innerhalb von achtundvierzig Stunden aufklärt, besteht die Chance, dass man den Täter niemals findet. Das liegt nun schon einige Jahre zurück. Ich schätze, man kann es mittlerweile als perfektes Verbrechen bezeichnen.«
    Eli war geschockt gewesen, als er die Meldung von dem toten Ehepaar gelesen hatte, und er hatte sich große Sorgen gemacht, dass die polizeilichen Ermittlungen sich auch auf den Keller erstrecken würden.
    Und dann war da die Verstümmelung des kleinen Jungen gewesen, der von den nächsten Besitzern adoptiert worden war. Eli hatte angefangen, sich die Frage zu stellen, ob die

Weitere Kostenlose Bücher