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HMJ06 - Das Ritual

HMJ06 - Das Ritual

Titel: HMJ06 - Das Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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Was für ein Versager.«
    »Tara, wie kannst du nur so reden?« Jegliches menschliche Gefühl, jede menschliche Regung schien ihr abhanden gekommen zu sein. »Dich verloren zu haben hat ihrer aller Leben zerstört. So wichtig bist du ihnen gewesen. Ich kann nicht glauben, dass du das wirklich ernst meinst.«
    »Glaub es ruhig.« Kalte Wut entstellte ihre Züge. »Ich wurde mitten aus meinem Leben gerissen und hierher gebracht, wo dreizehn Männer auf mich warteten. Einer von ihnen hat mein Herz, als es noch schlug, herausgeschnitten, und die anderen haben dabei zugeschaut.«
    Gia presste eine Hand auf den Mund. »Gnädiger Gott!«
    »Und nicht einer von ihnen hat Anstalten gemacht, ihn daran zu hindern.« Ihre Stimme klang eisig, ausdruckslos. »Keiner ist gekommen, um mich zu retten. Danach haben sie mein Herz in dreizehn Stücke zerteilt – und gegessen.«
    Das Grauen verursachte Gia Übelkeit und ließ Galle in ihrer Kehle hochsteigen. »Und du warst wach … die ganze Zeit?«
    »Nein. Ich war betäubt worden. Aber ich weiß, was geschah. Also sag mir nicht, wie ich bin und wie nicht. Du glaubst vielleicht, mich zu kennen, aber du tust es nicht. Ich war ein glückliches Kind. Ich hatte mein ganzes Leben mit unzähligen Möglichkeiten vor mir. Und jetzt habe ich keins mehr.«
    »Es tut mir Leid, Tara. Aber dennoch …«
    »Die Tara, die du auf diesen Bildern gesehen hast, ist tot. Schon lange. Sie ist damals unter jenem Messer gestorben.« Sie riss ihre Bluse auf und entblößte dort eine leere Höhle, wo sich eigentlich ihre Brust hätte befinden müssen. »Die neue Tara hat kein Herz mehr.«
    Gia taumelte zurück. »Aber ich habe dir nichts getan. Warum willst du mir wehtun?«
    »Ich bin das nicht. Ich habe kein Interesse an dir. Es will deinen Tod.«
    »Es? Welches Es?« Alles, was Gia in diesem Augenblick einfiel, war Jacks Andersheit.
    »Das weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass es mich zurückgeholt hat, um dich zu töten.«
    Sie zu töten … allmächtiger Gott, jemand, etwas wollte ihren Tod.
    »Warum?« Was hatte sie getan?
    »Das weiß ich nicht, und es interessiert mich auch nicht. Ich würde dich aus reiner Bosheit viel lieber am Leben lassen. Alles, was ich will, ist dein Baby.«
    »Aber du hast versucht, mich zu töten, mich zu verschütten wie … wie Charlie.«
    Gia unterdrückte ein Schluchzen. O Gott, der arme Charlie.
    »Das habe ich. Aber dann wurde mir klar, dass wenn du hier stirbst, du dein Baby behältst. Dass ich es niemals bekommen würde.«
    »Aber das Baby ist im Augenblick nicht mehr als ein Zellklumpen. Was willst du mit …?«
    »Es wäre meins! Ich hätte etwas Eigenes! Jetzt habe ich nichts!« Tara kam näher. Ihre Stimme wurde weinerlich. »Komm schon, schöne Lady. Du kannst ein anderes kriegen. Lass mich in dich hineingreifen und es nur einmal drücken. Du wirst gar nichts spüren. Danach kannst du gehen.«
    Ihre Hand zuckte vor, aber Gia schlug mit dem Kreuz danach, und Tara zog sie schnell zurück.
    »Das ist nicht fair!«, schrie Tara. »Du kannst so viele Kinder haben, wie du willst, und du willst mir nicht mal eins abgeben! Ich hasse dich!« Sie trat zurück und beruhigte sich schlagartig, als hätte sie einen inneren Schalter umgelegt. »Na schön. Du willst dieses Kreuz nicht weglegen? Okay. Ich weiß, wie ich es dir abnehmen kann.«
    Tara verschwand, dann erschien sie ein Dutzend Schritte weiter entfernt. Gia wartete ab, abwehrbereit, hielt das Kreuz gezückt und rechnete mit einer List. Dann bemerkte sie links von sich eine Bewegung … Charlies Hände schoben sich aus der Erde … schlaff und kalt und gespreizt, wie sie sie zurückgelassen hatte … die Finger zuckten jetzt … streckten sich … krümmten sich … wühlten sich aus dem Erdreich …
     
     

16
     
    Lyle zuckte zusammen, als er aus dem Nebenraum einen Schrei vernahm, der an ein wütendes Raubtier erinnerte. Er hörte, wie der Esstisch umkippte, und dann sah er, wie sich Jack gegen einen riesigen Mann wehrte, der mit einem Schürhaken auf ihn eindrang. Er blickte auf den Totschläger in seiner Hand. Er konnte helfen. Und verdammt noch mal, das sollte er lieber auch schnellstens tun.
    Während sich Lyle anschickte, in den Zweikampf einzugreifen, streckte Bellitto blitzartig ein Bein aus und erwischte ihn am Fuß. Lyle stolperte, doch ehe er sein Gleichgewicht wiederfand, trat Bellitto gegen sein Bein. Lyle ging zu Boden und verspürte einen grauenhaften Schmerz in seinem Rücken. Ein weiterer Tritt. Aber

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